Vortrag mit Kurt Barckhausen

Irgendwann in den vergangenen Wochen fand wieder einmal ein Vortrag eines Veteranen des 2. Weltkriegs in der Schweiz statt. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.

Zum Referenten: Kurt Barckhausen, Geboren am: ?, März 1923 in ? war Fähnleinführer im Jungvolk und später Gefolgschaftsführer in der Hitlerjugend. Als 17 Jähriger meldete er sich als Freiwilliger bei der Waffen-SS. 1941 kam er zur Totenkopf-Division und hatte seine Feuertaufe noch im gleichen Jahr an der Ostfront. Er wurde zum Offizier in Krampnitz bei Potsdam ausgebildet und hatte bei Kriegsende den Rang eines Untersturmführers inne.

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Kragenspiegel für Untersturmführer

 

Nach einer kleinen Einleitung und der allgemeinen Frage: Wer sind wir eigentlich? Was wollen wir in der Gegenwart, bzw. in der Zukunft? Begann Kurt Barckhausen mit einem Gedicht von Adelbert von Chamisso

 

Ich träum als Kind mich zurücke,
Und schüttle mein greises Haupt;
Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder,
Die lang ich vergessen geglaubt?

 

Doch er habe sie nicht vergessen, er werde jeden Tag daran erinnert, wie verlogen die Gegenwart über uns redet.
Er erinnert sich als 10 Jähriger, wie in seinem Elternhaus über den 1. Weltkrieg gesprochen wurde und war auch neugierig, da er sich schon damals für Geschichte interessierte. An seine Jugendzeit hatte er nur gute Erinnerungen. Nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933, war die Jugendbewegung anfangs Freiwillig und wurde dann Staatsjugend. Die Pfadfinder, die Kommunisten, die Sozialdemokraten usw. alle waren sie zusammen und sie erlebten die gemeinsame Entwicklung und die Frage: Wie wird unsere Zukunft sein? Kurt betonte mehrmals, dass es damals immer wieder hiess: Ein Krieg wäre das schlimmste was Deutschland passieren könnte.
Der Sport war ihm als Jugendlicher sehr wichtig und er war auch sehr engagiert darin. Es wurde außerdem als eine „Gesundung des Volkes“ angesehen. Nebenbei bemerkte er etwas überspitzt, dass es damals in Kassel vielleicht 5 Krankenhäuser hatte, heute seien es 30…
Über die Arbeitslosigkeit der 30er Jahre (6 Millionen in Deutschland) berichtete er, dass es eine deutliche Klassengesellschaft der „Arbeiter der Faust“ und der „Arbeiter der Stirn“ gab. Und über Hitler sagte die Oberschicht: Was will denn dieser Gefreite? Der überlebt vielleicht 4-8 Wochen und wird dann wieder abgewählt.

1939-1941

Nach der Lösung der Sudetenkrise (Kurt bezeichnet es als ähnlichen Vorgang wie heute die Krimkrise) hoffte man auf Ruhe. Doch an der deutsch-polnischen Grenze kam es immer wieder zu beidseitigen Übergriffen. Vielfach verschwiegen wird auch die polnische Teilmobil-machung vom 23. März 1939! unter Einbeziehung sämtlicher Reservisten. Am 28. August hat dann die polnische Regierung die Generalmobilmachung beschlossen. Die Polen wollten also die Auseinandersetzung! Sie hätten auch keine Angst gehabt, ob sie nun oder Deutschland einen Krieg beginnen: Frankreich und England seien ja sowieso auf ihrer Seite. Und in der Tat war es auch so: Am 3. September erklärten Frankreich und England dem Deutschen Reich den Krieg. (Anm.: Der offizielle Beginn des 2. Weltkriegs und nicht der 1. September)
Dann begann eine grausame Zeit. Er hat schlimme Erinnerungen an den Krieg und noch schlimmere an die Nachkriegszeit. Er kann im Krieg verwundet werden, oder fallen. Aber entehrt und als Verbrecher dargestellt zu werden nur weil Deutschland den Krieg verloren hat, ist eine Schande.
Er meldete sich als 17 Jähriger dann freiwillig zur Waffen-SS weil er sich da hingezogen fühlte und wurde dann als 18 Jähriger eingezogen und in Nürnberg als Funker und Fernsprecher ausgebildet. Nach der Ausbildung wurde er an die Front, zwischen Leningrad und Moskau, versetzt. Sie seien damals im Schlamm „fast erstickt“ und nur die Pferde kamen noch weiter. Am Ilmensee hat er dann die Weihnacht 1941 erlebt. Die Pioniere hatten in den Berg einen Bunker mit Baumstämmen gebaut. Draussen war es so kalt (-40°), dass die Finger am Gewehr kleben blieben. In der Einheit hatten sie nur zwei Pelzmäntel, die bei der Wachablösung immer getauscht wurden. Er hat eine ganz spezielle Erinnerung an diese Weihnacht in Form eines Gedichts, dass ein Kamerad Vorgetragen hat und Ihn das ganze Leben begleitete. Zwei Tage später holte sie der Krieg wieder brutal ein. Er zog sich den Pelzmantel an, ging auf die Tür zu und es gab eine gewaltige Explosion. Danach war er bewusstlos und wachte in einem russischen Haus wieder auf. Er konnte sich an nichts mehr erinnern und hatte zusätzlich noch hohes Fieber. Anschliessend wurde er ins Feldlazarett nach Demjansk verlegt, wo er dann aber wegen der Fieberschübe in der Nacht für die Kameraden nicht mehr tragbar war und schliesslich von einer russischen Krankenschwester im Hause ihrer Familie gesund gepflegt wurde.

1942

Es wurde dann auf das Frühjahr 1942 gewartet und man hoffte, dass man bis Moskau vorstossen könnte. Die Division wurde neu aufgestellt und Kurt machte einen Panzerlehrgang in Erfurt. Am 6. Juli standen sie dann für die Russen bereit, die von Kursk herunterkamen (Unternehmen „Zitadelle“). Sie haben sich in einem weitem, hügeligen Gelände aufgestellt und sahen die russischen Panzer wie Ameisen auf sie zukommen. Er selber hatte einen Panzer 4, der ab ca. 600m ein bewegtes Ziel zuverlässig treffen konnte. Als es dann plötzlich hiess: Panzer marsch! Dachte er sich, dass sie keine Chance gegen diese Massen hätten. Sie bekamen jedoch Unterstützung der Luftwaffe, welche die russischen Panzer von hinten in Brand schossen. Die russischen Besatzungen sind aus den teilweise noch unversehrten T-34 Panzern ausgestiegen und haben Deckung gesucht. Der deutsche Verband hat dann diese Panzer gleich mit Hakenkreuzen überzogen und ihre Reservebesatzungen herbeigezogen. Somit konnten sie sich mit den T-34 verstärken.
Nachdem seine Besatzung zwei russische Panzer abgeschossen hat, erlitten sie selber einen Volltreffer der Russen, Kurt hat dabei einen Splitter in die Lungen abbekommen.

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Kurt in jungen Jahren

1944 – Die Wahrheit über Oradour

Kurt war auch bei einem bedeutenden Ereignis dabei, dass auch heute noch kontroverse Diskussionen auslöst. Anfang Juni 1944 wurden von französischen Partisanen in Zivil immer wieder deutsche Soldaten erschossen. In Oradour hielten sich viele Partisanen auf, die Waffen-SS schickte dann alle Frauen und Kinder in die Kirche, weil es für sie da am sichersten war. Kurz darauf flog der Kirchturm in die Luft und das Dach stürzte ein. Die französische Widerstandsbewegung hatte dort ein geheimes Waffen- und Munitionsdepot eingerichtet, was auch die Waffen-SS erst nach dem Einsturz bemerkt hat. Die überlebenden (viele von deutschen Soldaten gerettet) stützten auch die Aussagen der Waffen-SS, ehe sie dann beim Gerichtsprozess plötzlich das Gegenteil behaupteten.

Auf einem Kommandeur-Lehrgang 1944 hat er dann den 20. Juli miterlebt. Sie mussten nach dem Attentat auf Hitler ihre Pistolen abgeben und bekamen sie zwei Stunden später, nachdem bekannt wurde dass Hitler überlebt hat, wieder ausgehändigt.

1945

In der nähe von Paderborn war Kurt im Frühjahr 1945 bei der Panzerbrigade Westfalen eingesetzt. Ein Soldat dieser Einheit erschoss dann den Amerikanischen General Maurice Rose, als dieser bei der Verhaftung zu seiner Pistole greifen wollte. Als Racheakt erschossen die Amerikaner über 100 deutsche Soldaten, darunter viele verwundete. Ein Kriegsverbrechen das ungestraft blieb!

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Kurt am Vortrag

Über die letzten Kriegswochen und seine erste Gefangennahme gibt es eine Audiodatei wo sie Kurt selber hören können!

Kurt Barckhausen – Zeitzeuge