Jüdischer Bolschewismus, eine Mär?

In einem durchaus lesenswerten Aufsatz in Die Welt widmete sich der jüdische Historiker und Publizist Michael Wolffsohn dereinst der Frage nach dem „jüdischen Bolschewismus“.[1] War der Bolschewismus, der Kommunismus oder Sozialismus generell, eine jüdische Bewegung? Michael Wolffsohn verneint diese Frage aus mehreren Gründen. Wir wollen hier seinen Artikel als Leitfaden für die Erörterung dieser Frage verwenden, da er trotz seines Erscheinens das schon mehr als zehn Jahre zurück liegt, immer noch als repräsentativ für die Meinung vieler Historiker gelten kann.

Wolffsohn leugnet zwar keineswegs, dass es in den frühen kommunistischen Bewegungen, vor allem in jener Russlands, viele Juden gab. Angesichts der Unterdrückung im Zarenreich aber und vor allem im Hinblick auf die Pogrome im späten 19. Jahrhundert, respektive 1903, staune „man darüber, dass der Anteil russisch-jüdischer Sozialrevolutionäre, Sozialisten und Kommunisten bis 1917, dem Jahr der bolschewistischen Revolution, nicht weit höher war.“

War der jüdische Einfluss auf die revolutionären Bewegungen nun also doch nicht so hoch, gemessen an den Repressionen die sie zu erleiden hatten? Widmen wir uns für ein besseres Verständnis der Materie zuerst einmal dem Thema der jüdischen Beteiligung an diesen Bewegungen.

Der in Trier geborene, getaufte und aus einer jüdischen Familie stammende Karl Marx veröffentlichte 1848 sein Kommunistisches Manifest und somit die Grundlage des Kommunismus. Er kann zusammen mit Friedrich Engels bis heute als der einflussreichste sozialistische und kommunistische Theoretiker betrachtet werden. Die marxistischen Ideen fielen vor allem auch in Russland auf fruchtbaren Boden, obwohl das kaum industrialisierte Land sich denkbar schlecht für eine Revolution im marxistischen Sinne eignete. Viele russische Revolutionäre, ob Kommunisten oder Sozialisten, waren gezwungen, das Land wegen dem harten Vorgehen des Zarenreiches gegen sie zu verlassen. Eine nicht geringe Zahl fand sich in der Schweiz ein, darunter auch Lenin. Dieser wurde 1914, nach der Intervention des Begründers der österreichischen Sozialdemokratie, dem Juden Viktor Adler, in Österreich aus der Haft entlassen – wo er wegen seines russischen Passes aufgrund des Ausbruchs des Weltkrieges inhaftiert war (Österreich-Ungarn war ein Kriegsgegner Russlands) – so dass er in die Schweiz gehen konnte.[2]

Mit dem Rücken zur Wand begann das Deutsche Reich im 1. Weltkrieg revolutionäre Gruppen in Russland und russische Exilanten finanziell zu unterstützen. Nicht etwa weil der Kaiser oder die deutsche Heeresleitung irgendwelche Sympathien für diese Gruppen hegten, sondern weil sie sich durch innerrussische Unruhen ein Ausscheiden des im gegnerischen Lager kämpfenden Zarenreiches erhofften.

So kam es, dass Alexander Parvus, ein deutscher Sozialdemokrat, der als Israil Lasarewitsch Helphand in einem jüdischen Schtetl in Weissrussland zur Welt kam, zusammen mit dem deutschen Geheimdienst, unter Vermittlung Robert Grimms und des Schweizer Kommunisten Fritz Platten, die Ausreise Lenins und weiterer kommunistischer Agitatoren nach Russland organisierte. In den Zügen, welche die Revolutionäre über Deutschland via Finnland nach Russland geschleust haben, sollen sich nicht weniger als 99 Juden befunden haben. Das entspricht einem Anteil von 62.3%.[3]

Der Anteil der Juden an allen revolutionären Bewegungen war relativ hoch, wie der jüdische Autor Yuri Slezkine feststellt. Der 1883 in Genf gegründete Zirkel Gruppe zur Befreiung der Arbeiter, welcher die Verbreitung sozialistischer Literatur in Russland zum Ziel hatte, umfasste fünf Gründungsmitglieder, von denen zwei Juden waren. Aus diesen und anderen Zirkeln ging später die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands hervor, in der sich 1903 die Fraktionen der Bolschewiki und Menschewiki herausbildeten. Erstere erlangten dann in der „Oktoberrevolution“ 1917, die eigentlich ein Staatsstreich war, keine Revolution, die Herrschaft über Russland und benannten sich 1918 in Kommunistische Partei der Sowjetunion um.

1907 waren beim letzten gemeinsamen Parteitag der Sozialdemokraten 11.4% der bolschewistischen, respektive 22.7% der menschewistischen Delegierten Juden.[4] Dies war eine Minderheit der Juden, die, wie Wolffsohn meint, als die Kommunisten an der Macht waren, bald „verglühen“ sollte. Waren Juden etwa nur begeisterte Mitläufer, nützliche Idioten für die Kommunisten? Der hohe jüdische Anteil an den Exilanten lässt vermuten, dass Juden vor allem auch Kaderpositionen besetzten, da man annehmen kann, dass eher die exponierten Spitzen einer Bewegung fliehen müssen. Dass dem so ist, zeigt sich unter anderem daran, dass 1907 von acht menschewistischen Spitzenfunktionären fünf Juden waren.[5] Auch bei den Bolschewisten zeichnet sich ein ähnliches Muster ab. Auf dem Parteitag von 1917 waren 16 % der Delegierten Juden, im Zentralkomitee war beinahe ein Viertel (23.7%) Juden.[6] Dies war noch bevor die politische Macht errungen wurde. Denn viele Juden sollten noch zu den Bolschewisten wechseln, als diese die Macht an sich gerissen hatten.

Eine sehr hohe jüdische Repräsentanz hatten aber nicht nur die Sozialdemokraten. Die linksterroristische Organisation Narodnaja Wolja (Volkswille) wies in den 1880er Jahren eine jüdische Beteiligung von 17% bei ihren männlichen und 27% bei ihren weiblichen Mitgliedern auf. Diese Zahl sollte in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sogar auf 25% bis 30% steigen und in Südrussland sogar fast 40% betragen haben.[7] Um das Ganze in Relationen zu stellen: Die erste amtliche Volkszählung im Zarenreich wies für das Land ein jüdischen Anteil von gut vier Prozent an der Gesamtbevölkerung aus.[8]

Angesichts dieser Zahlen fragt man sich, wie hoch denn der Anteil jüdischer Revolutionäre jeglicher Schattierung hätte sein müssen, damit Wolffsohn nicht mehr erstaunt gewesen wäre, ob ihrer „geringen“ Zahl. Vielleicht wie in der kurzlebigen ungarischen Räterepublik Béla Kuns, wo fast zwei Drittel der eingesetzten Kommissare Juden waren?

 

Die Stellung der Juden im Zarenreich


Nun soll damit gar nicht in Abrede gestellt werden, dass Juden durchaus Gründe hatten, sich gegen das zaristische Russland zu stellen. Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde der sogenannte Ansiedlungsrayon (Bild) geschaffen, innerhalb welchem die Juden arbeiten und leben durften (siehe Karte). Diese Gebiete dominierten sie wirtschaftlich und waren häufig als Steuerpächter, Geldverleiher oder Händler unterwegs.[9] Durch die zunehmende Modernisierung des russischen Staates verloren die Juden ihre wirtschaftliche Nische. Vieles von dem was sie früher taten, wurde nun durch den Staat organisiert. Man brauchte die Juden nicht mehr als Mittler zwischen Elite und Volk (eine Stellung die Juden in vielen Ländern innehatten), legte ihnen aber zugleich Restriktionen auf. So durften sie nicht im Staatsdienst tätig sein und als die Zahl jüdischer Schüler in russischen Schulen stark anwuchs, führte man einen Numerus Clausus ein und so weiter. Als Zweck dieser Massnahmen wurde der Schutz christlicher Händler und Studenten vor jüdischer Konkurrenz und christlicher Bauern vor jüdischer Ausbeutung genannt.[10] Hinzu kam in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts antijüdische Gewalt. Slezkine konstatiert: „Für die meisten Juden, vor allem die Handwerker, hiess der Zusammenbruch der jüdischen Nischenwirtschaft in Osteuropa Auswanderung und Proletarisierung.“[11] Wir werden dies in den folgenden Abschnitten etwas genauer betrachten.

Wolffsohn meint deshalb: „Was hätte daher “die Juden” mit der russischen Bourgeoisie und Aristokratie verbinden sollen? Nichts. Mit dem entstehenden Proletariat aber gar manches.“ Dies ist eine völlig verkürzte Aussage. Juden und die Aristokratie verstanden sich über lange Zeit verhältnismässig gut und Juden waren im Vergleich zur einfachen Landbevölkerung relativ privilegiert, was Wolffsohn überhaupt nicht berücksichtigt: „Nichts hatten “die Juden” dem russischen Zarenreich zu verdanken. Bis auf dies: Verleumdung, Verfolgung, Vernichtung. Traurige Höhepunkte in der späten Zarenzeit waren die Pogrome der Jahre 1881/82 und 1903.“ Dies gilt höchstens für die späte Zarenherrschaft und auch zu dieser Zeit nicht absolut. Wie das oben angeschnittene Mittlerverhältnis des Judentums über lange Zeit aussah, können wir beim Historiker Glenn Dynner in seinem Buch Yankel’s Tavern: Jews, Liqour, and Life in the Kingdom of Poland detaillierter nachlesen. Er weiss zu berichten, dass Juden das urbane Leben in Osteuropa für fast drei Jahrhunderte dominierten. Die lokalen Adligen betrieben Monopole und ermöglichten es „den Juden… von einzigartigen Möglichkeiten zu profitieren um dem Adligen zu dienen, am wichtigsten war das pachten und betreiben seiner Tavernen und Destillerien. Dieses Szenario überwog in allen ehemals polnischen und litauischen Ländereien des Zaren. […] Juden wurden durch die Adligen aufgefordert als Räuber (predators) gegenüber dem Landvolk zu handeln. […] Der Bauer blieb unterdessen ein Leibeigener.“[12] Adlige und Juden gingen, so Dynner weiter, ein Symbiose ein und bildeten ein „interethnisches Handelssystem“[13]. Das System ging so weit, dass „adlige Landbesitzer ihre Mühlen, Strassenzölle und Tavernen fast ausschliesslich Juden verpachteten. […] Beispiele zeitgenössischer Aufzeichnungen zeigen Zahlen um die 94% von osteuropäischen Tavernen, die identifizierbar in jüdischer Hand waren.“[14]

Dies alles begann sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts langsam zu ändern. In Adel und Bürokratie gewann die Einsicht an Boden, dass sowohl das soziopolitische System reformiert, als auch die Wirtschaft modernisiert werden musste.[15] 1861 wurden die leibeigenen Bauern befreit und auch die Regelungen für das Ansiedlungsrayon wurden gelockert. Somit war die Koalition zwischen Regierung und Gutsadel aufgekündigt und ein Fundament der autokratischen Ordnung beseitigt.[16] Dass die Juden nun aber einfach alle zu Proletariern wurden, nach dem sich das System zu ändern begann, ist nach neuerer Forschung aber eine Simplifizierung. Viele Juden blieben offensichtlich trotz allem in der Geldleihe oder im Kleinhandel tätig. Für die polnischen Gebiete entstehe der Eindruck, so Dynner, dass der jüdische Geldhandel mit der Emanzipation des Landvolkes explosionsartig anwuchs, auch wenn man dies wegen mangelnder Daten nicht abschliessend beurteilen könne.[17] Der wirtschaftliche Abstieg, von dem trotz allem viele Juden betroffen waren und die antisemitischen Exzesse führten zu einer vermehrten Auswanderung. Der Hauptgrund für die Auswanderung aber, so zeigt die neuere Forschung, war wohl der wirtschaftliche Abstieg. So legt Andrew Joyce in On Jews, History, and „Refugees“ dar, dass es durchaus auch jüdische Wissenschaftler gibt, die der Meinung sind, der Hauptgrund für die jüdische Auswanderung, vor allem in die USA, sei wirtschaftlicher Natur gewesen. Die zwei Dekaden von 1881 bis 1901 seien für die russischen Juden relativ ruhig verlaufen, die meisten der in die USA geflüchteten Juden seien aus Regionen gekommen, die sich durch wirtschaftliche Depression und ein sehr tiefes Niveau von gewalttätigem Antisemitismus ausgezeichnet hätten. Vereinzelt wurden sogar Pogrome erfunden, um die jüdische Einwanderung in die USA, welche dort durchaus mit Skepsis betrachtet wurde, zu legitimieren.[18] Vielleicht der wichtigste Punkt: die Pogrome wurden von der russischen Regierung weder initiiert noch unterstützt.

Es gab aber durchaus jüdische Unternehmer, die von der staatlich vorangetriebenen Industrialisierung profitierten und in einigen Wirtschaftssektoren sehr dominant wurden, manchmal sogar zu Monopolisten.

„Natürlich gab es keinen jüdischen Masterplan, sehr wohl aber – im russischen Reich und darüber hinaus – ein Geflecht aus Personen, die von ähnlicher Herkunft waren, sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber sahen und sich unter bestimmten Umständen auf die wechselseitige Anerkennung und Zusammenarbeit verlassen konnten.“[19]

Slezkine beschreibt hier eigentlich nichts anderes als internationales, auf ethnokultureller Basis betriebenes Netzwerken. „Für eine bedeutende Minderheit“ so Slezkine weiter über den Zusammenbruch der jüdischen Nischenwirtschaft, „die wesentlich grösser war als die in den meisten anderen Bevölkerungsgruppen, stand er für neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Chancen.“[20] Proportional gesehen, so könnte man sagen, gehörten Juden durchaus zu den Modernisierungsgewinnern, auch wenn grosse Teile der jüdischen Bevölkerung davon nichts spürten, sondern, im Gegenteil, wirtschaftlich raueren Zeiten entgegensahen.

Zusammenfassend kann man sagen; es gab in der russischen Geschichte nicht einfach „die Stellung“ der Juden. Vieles hat sich im 19. Jahrhundert zu verändern begonnen. Juden verloren ihre Privilegien, was bei vielen, aber bei weitem nicht bei allen, zu einem wirtschaftlichen Abstieg führte. Man kann Wolffsohn insofern Recht geben, dass einige Juden mit dem entstehenden Proletariat Gemeinsamkeiten hatten. Der Punkt ist aber der, dass Russland trotz allem immer noch ein Agrarstaat blieb und die meisten Juden somit mit dem Gros der Bevölkerung nicht allzu viel gemeinsam hatten und sich die Proletarisierung auch bei den Juden in Grenzen hielt. Die alte Symbiose zwischen Juden und Adel scheint stärker gewesen zu sein, als die neue zwischen Juden und Proletariern.

 

Waren die jüdischen Revolutionäre gar keine Juden mehr?

Slezkine geht dann sogar so weit zu behaupten, die jungen jüdischen Revolutionäre wollten sich vor allem von der Kultur ihrer Väter emanzipieren und nicht vom russischen Staat: „Die meisten jüdischen Rebellen bekämpften den Staat nicht, um freie Juden zu werden; sie bekämpften den Staat, um sich von ihrem Judentum zu befreien – und so frei zu werden.“[21]

Der amerikanische Sozialwissenschaftler Kevin MacDonald wertet in einer Kritik zu Yuri Slekzines Buch diese Argumentation wie folgt:

„Dies ist freilich eine sehr nützliche Idee – nützlich, weil sie einerseits verleugnet, dass jüdische Radikale überhaupt Juden waren, und weil sie andererseits behauptet, dass sie Anti-Juden gewesen seien, wenn nicht gar Antisemiten. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Wenn Slezkine dann fortfährt, die jüdische Rolle als einer Elite im mörderischsten Regime der europäischen Geschichte zu erzählen, werden wir verführt, zu glauben, dass die einzige Verbindung dieser Juden mit dem Jüdisch-Sein genealogisch begründet ist. Russische jüdische Radikale, Liebhaber Puschkins und Tolstois […], idealistisch und selbstlos darauf angelegt, eine säkulare Utopie der sozialen Gerechtigkeit in Mode zu bringen, indem sie die apollonische Rückständigkeit überwinden und sogar ihre jüdischen Ursprünge sowie alle jüdischen Dinge zurückweisen.

Seine Beweislage für diese Argumentation ist eher dünn, aber selbst an jenen Beispielen, die Slezkine benutzt, um seinen Standpunkt zu illustrieren, wird klar, dass die jüdischen Radikalen alles an ihrer nationalen Kultur hassten, ausser ein oder zwei literarischen Figuren. Der Rest musste gehen. Als Ausstellungsstück A präsentiert Slezkine George Lukács, den Sohn eines prominenten jüdischen Kapitalisten, der seine tiefe Unzufriedenheit mit dessen Lebenseinstellung beschreibt. Aber Lukács drückt auch seinen Hass auf „das offizielle Ungarn“ aus – und wie er seine unglückliche Beziehung zu seinem Vater ausdehnte, um damit „das ganze magyarische Leben, die magyarische Geschichte sowie die magyarische Literatur ohne Unterschied (ausser Petöfi) zu bedecken“. Ausser Petöfi müssen alle – das ungarische Volk und die ungarische Kultur – verschwinden, wenn nötig mittels Massenmord. […] Wir können dankbar sein, zu wissen, dass Shakespeare die Revolution überlebt hätte…“[22]

Nicht ganz so weit wie Slezkine – nämlich den jüdischen Sozialisten und Kommunisten einfach ihr Judentum abzuerkennen – geht Michael Wolffsohn, der seine Meinung, es hätte keinen „jüdischen Bolschewismus“ gegeben unter anderem wie folgt begründet:

„Doch erstens wollten die meisten russischen Juden eine bürgerliche Gesellschaft errichten und gleichberechtigte Bürger werden. Zweitens wollten und konnten die meisten – in der Regel sehr religiösen – Juden mit dem militanten Atheismus der Sozialisten und gar der Kommunisten nichts anfangen. Als gotteslästerlich verwarfen, verdammten und verbannten sie ihn. Deshalb waren sozialistische und kommunistische Juden von der innerjüdischen Mehrheit geächtet.“

Diese Argumentation läuft darauf hinaus, dass die meisten Juden den Bolschewismus aus religiösen Gründen abgelehnt hätten und diese politische Bewegung somit nicht explizit jüdisch gewesen sein konnte. Aber ist dies ein stichhaltiges Argument? Ein wie grosser Prozentsatz der russischen Juden hätten denn Kommunisten sein müssen, um sagen zu können, dass dieser einen erkennbar jüdischen Charakter hatte? Anders gefragt: Geht es hier um eine quantitative Frage oder um eine qualitative? War die italienische Mafia des New Yorks der Dreissiger Jahre keine italienische Mafia, weil der Grossteil der Italiener keine Mafiosi waren und es auch nichtitalienische Mafiosi gab? Diese Argumentationsweise scheint wenig zielführend, weil man dann, selbst wenn 100% der bolschewistischen Partei aus Juden bestanden hätte, dieser einen jüdischen Charakter oder einfach das Attribut „jüdisch“ aberkennen könnte, solange es mehr Juden ausserhalb als innerhalb der Partei gab. Tatsächlich gab es aber innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Russlands Personen, welche die jüdischen Bolschewisten verachteten. Leonid Kannegiesser beispielsweise, ein zum Christentum konvertierter Militärkadett und Sohn eines wohlhabenden bürgerlichen Juden, erschoss den jüdischen Tschekisten Moissei Solomonowitsch Urizki (Bild)

unter anderem deshalb, weil er sich dafür schämte, dass Juden den Bolschewisten halfen, ihre Macht zu installieren.[23] Diese Juden oder jüdisch stämmigen Personen, welche sich gegen das neue Regime stemmten, sollen keineswegs geleugnet werden. Sie opferten ihr Leben, um eines der unmenschlichsten Systeme zu bekämpfen, welches die Welt je gesehen hat. Nur ändert dies nichts an der Tatsache, dass dieses neue Regime selbst eben hochgradig von Juden durchdrungen war. Der Geschichtsphilosoph Ernst Nolte etwa weist in seinem Werk Späte Reflexionen darauf hin, dass es nicht etwa ein Deutscher war, sondern die Tochter eines jüdischen Kommunisten, die das Erscheinungsbild des typischen Revolutionärs wie folgt beschreibt: „Wenn für das Zarenregime der Offizier, der adlige Beamte oder Kanzleivorsteher in Uniform typisch waren, so wurde der nicht selten gebrochen russisch sprechende jüdische (lettische) Kommissar mit Lederjacke und Mauserpistole typisch für das Erscheinungsbild der revolutionären Macht.“[24] Wohl weil sich Wolffsohn der hohen Beteiligung von Juden am bolschewistischen Regime bewusst ist (und er wohl weiss, dass viele Revolutionäre ebenso wahrgenommen wurden, wie oben beschrieben), geht er gegen Ende seines Artikels so weit zu sagen, dass die radikalen Juden eigentlich nur nützliche Idioten waren um den Kommunismus zu etablieren, dann konnten sie gehen. „Den jüdischen Kommunisten der kleineren osteuropäischen Staaten ging es nicht besser als ihren russisch-jüdischen Genossen nach 1917. “Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.“ Ergo sind in letzter Konsequenz auch die kommunistischen Juden nichts weiter als das, als was Juden im einem bestimmten Narrativ meistens dargestellt werden: Opfer.

Juden; eine verfolgte Gruppe?

Diese Sichtweise ist nicht nur schlecht fundiert, sie ist schlicht falsch. Die jüdischen Kommunisten wurden nach der bolschewistischen Machtergreifung nicht sukzessive ausgemustert und Juden als Gruppe auch nicht gezielt verfolgt, im Gegensatz zu den großrussischen Bauern, Ukrainern, Kosaken, Tschetschenen, Krimtataren, Wolgadeutschen, Moldawiern, Kalmücken, Karatschen, Balkaren, Inguscheten, Griechen, Bulgaren, Krim-Armeniern, meschetischen Türken, Kurden und Khemshins.

Natürlich waren die jüdischen Revolutionäre Atheisten, aber das heisst nicht, dass sie deswegen keine Juden mehr oder nicht vom Judentum geprägt waren. Dass das Judentum in einer atheistischen Variante in Russland zu prosperieren begann, zeigt sich an verschiedenen Punkten, wie der Zionist Nahum Goldmann feststellte:

„Nach der Revolution von 1917 gab es in Russland ein sehr intensives kulturelles jüdisches Leben in jiddischer und in hebräischer Sprache. Man sollte nicht vergessen, dass das gegenwärtige israelische Nationaltheater Habima in Russland gegründet wurde. All diese intellektuelle Aktivität, durch jüdische jiddische Zeitungen und Bücher unterstützt, verschwand erst, als Stalin zum halbverrückten Diktator wurde, den die Wahnvorstellung einer Bedrohung durch eine internationale jüdische Verschwörung verfolgte.“[25]

Einmal abgesehen davon, dass Stalin natürlich nicht erst dann zum „halbverrückten Diktator wurde“, als er an eine jüdische Verschwörung gegen ihn zu glauben begann, kann man konstatieren: In der jungen UDSSR gab es ein blühendes jüdisches Leben. Dieses war auch noch besonders geschützt. Russland war wohl das erste Land weltweit, das ein Gesetz gegen den Antisemitismus einführte. Natürlich waren durch den atheistischen Charakter des Regimes auch Synagogen von Schliessungen betroffen. Allein, es traf die Synagogen offenbar nicht so hart wie die Kirchen. In den ersten zehn Jahren des Kommunistischen Regimes wurde in etwa ein Viertel der Synagogen geschlossen.[26] Christliche Religiöse Stätten wurden in einem ganz anderen Ausmass Opfer der Kommunisten:

„Die Bolschewiki betrieben besonders in den frühen Jahren der Sowjetunion massive Christenverfolgungen, unter Lenin und Stalin gab es Massenhinrichtungen und Deportationen in den Gulag. Im Vergleich zur Zeit vor 1917, als es 54.174 Kirchen und ca. 26.000 Kapellen sowie 1025 Klöster gab, gab es 1936 nur ca. 100 Kirchen, in denen noch regelmäßig die Liturgie gefeiert wurde („arbeitende Kirchen“) und kein einziges Kloster. Tausende kirchlicher Gebäude fielen einer Art Bildersturm zum Opfer, indem man sie abriss oder profan umfunktionierte.“[27]

Nach knapp zwanzig Jahren Kommunismus blieb also weniger als ein Prozent von den Kirchen des zaristischen Russlands als Ort der Andacht übrig. Dies steht in einem krassen Gegensatz zum Umgang mit den jüdischen Gotteshäusern. Ist es ein Zufall, dass die massivsten Christenverfolgungen gerade in die Zeit fielen, wo der jüdische Einfluss auf das Sowjetregime am höchsten war? Während die kommunistische Führung die zentralen Synagogen von Minsk und Kiew beispielsweise schliessen liess, entstanden in Moskau zwei neue Synagogen.[28] Dass die Christ-Erlöser-Kathedrale in derselben Stadt 1931 ausgerechnet auf Befehl des jüdischen Parteisekretärs Lasar Moissejewitsch Kaganowitsch (Bild)


gesprengt wurde, hat dann schon einen gewissen Beigeschmack. Dessen war sich Leo Trotzki (eigentlich Lew Dawidowitsch Bronstein) beinahe eine Dekade zuvor schon bewusst. Als er 1922 den Befehl zur Zerstörung der russischen Kirche gab, war er darum besorgt, dass die ethnische Zusammenstellung der Ausschüsse keinen Anlass zu Chauvinismus gab. „In anderen Worten“, so der Publizist Matthew Raphael Johnson, „sie sollten nicht zu jüdisch aussehen.[29]  

Wolffsohn hält dies nicht davon ab, zu postulieren, die Juden seien systematisch verfolgt worden:

„Sein Vorgänger Lenin, ebenso wie Stalin wahrlich kein Jude, hatte unmittelbar nach der Machtergreifung 1917 “die Juden” als unsichere Kantonisten beobachten und systematisch verfolgen lassen. Ihre Religiosität machte sie zu “Feinden des Kommunismus”. Auch sozialistischen Juden misstraute er. Sie fühlten, so Lenin und die meisten anderen frühkommunistischen Führer, zu “jüdisch-national” und nicht genügend “internationalistisch”, sprich zuverlässig kommunistisch.

Den Zionismus, also die jüdische Nationalbewegung, verfolgten Lenin und Stalin brutal und blutig; auch den sozialistisch und kommunistisch orientierten Zionismus.“

Diese Aussage ist gleich in mehrerer Hinsicht fraglich. Es tönt, wie wenn Lenin rein gar nichts mit dem Judentum zu tun hätte. Dabei hatte Lenin teilweise sogar jüdische Wurzeln, war doch sein Grossvater mütterlicherseits ein getaufter Jude. Angeblich soll Lenin sogar einmal gesagt haben: „Ein intelligenter Russe ist fast immer ein Jude oder jemand mit jüdischem Blut in seinen Adern.“[30] Zudem rückte Lenin, gemäss dem amerikanischen Historiker Albert S. Lindemann, nach der Revolution von seinem früheren Widerstand gegen den jüdischen Nationalismus ab und meinte, die jüdische Nationalität könne unter der Herrschaft der Sowjets legitim sein.[31] Oben genannter Kaganowitsch (an führender Stelle mitverantwortliche etwa für die grosse Hungersnot mit Millionen von Toten und den Massakern von Katyn) war im Übrigen einer der engsten Vertrauten Stalins. Dass Lenin die Juden durchaus auch skeptisch betrachtete, wie Wolffsohn sagt, hielt ihn zumindest nicht davon ab, seine jüdischen Gefolgsleute im Jahr 1919 dahingehend zu loben, dass sie unmittelbar nach dem Oktober 1917 die Revolution gerettet hätten, indem sie den Widerstand der Beamten gebrochen hätten.[32] Dass Lenin den Zionismus verfolgen liess, für welchen sich im Jahr 1917 am meisten politisch aktive Juden begeisterten, die zionistische Bewegung hatte damals um die 300.000 Anhänger, hinderte die linken Flügel zionistischer Organisationen allerdings nicht daran, im Jahr 1919 und dann nochmals im Jahr 1921, en masse zur Kommunistischen Partei zu wechseln.[33] Dasselbe gilt auch für den linken Flügel des Bundes. Der Bund war eine jüdische Arbeiterbewegung:

„Far a besserer Welt“ – für eine bessere Welt: So lässt sich noch immer der Traum des „Bund“ beschreiben, der Partei, die den Juden Osteuropas einstmals eine Alternative zum Zionismus und zur Religion ebenso wie zur Akkulturation bieten wollte.
[…]
Die bundische Bewegung fußte auf drei Säulen, die ineinandergriffen: Sozialismus, „Jiddischkeyt“ und „Do’ikeyt“. Mit „Jiddischkeyt“ war nicht die Religion, sondern eine säkulare kulturelle Identität gemeint. „Do’ikeyt“ – in etwa „Hier-Sein“ (von „Do“, Jiddisch für „hier“) – drückte das Zugehörigkeitsgefühl zu dem Land aus, in dem die Juden lebten. Das Heimatgefühl war aber nicht mit Gleichmacherei identisch. Jede Volksgruppe im multiethnischen Osteuropa sollte sich, so der Bund, im Rahmen einer national-kulturellen Autonomie entfalten können, auch die Juden. Die zionistische Idee wurde vom Bund abgelehnt.“[34]

Der Jüdische Arbeiterbund stellt also eine Gruppe antireligiöser und antizionistischer Juden dar, die dabei nicht aufhörten, sich als jüdisch zu betrachten, oder sich für jüdische Belange einzusetzen. Antizionismus kann also nicht mit einer generellen antijüdischen Einstellung gleichgesetzt werden, wie das in Wolffsohns Argumentation anklingt.

Gemäss dem russischen Dissidenten Alexander Solschenizyn, stieg die Zahl und der Einfluss von jüdischen Offizieren, in der von den jüdisch stämmigen Kommunisten (Trotzky, Skilanski, Swerdlow) aufgebauten Roten Armee auch viele Jahre nach dem Bürgerkrieg, das heisst nach 1922, noch an.[35] Wie konnte das passieren, wenn doch Lenin und die meisten anderen nichtjüdischen Genossen selbst den bolschewistischen Juden misstrauten? Beachtenswert ist auch die Aussage desselben Autors, dass die Sprösslinge der jüdischen Bourgeoise nicht von den klassenspezifischen Restriktionen für die Zulassung an eine Universität betroffen waren. Solschenizyn schrieb: „Diese diskriminierenden Massnahmen wurden nicht auf Juden ausgeweitet, weil sie einer „durch das zaristische Regime verfolgten Nation“ angehörten. Die jüdische Jugend, selbst von bürgerlicher Herkunft, wurde mit offenen Armen an den Universitäten willkommen geheissen. Juden wurde vergeben, keine Proletarier zu sein.“[36] Dies könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass es, gemäss dem russischen Politiker Sergei Maslow, keine Juden unter den 60.000 Bürgern Kiews gab, die 1919 aus der Stadt flohen, als die Roten drohten sie einzunehmen. Selbst die reichsten und bürgerlichsten Juden seien in der Stadt geblieben.[37] Sollte dies zutreffen, so schätzten selbst jüdische Bourgeois, also Klassenfeinde des neuen Regimes, die Bolschewisten völlig anders ein, als Wolffsohn dies tut.

Doch woher kommt es, dass Michael Wolffsohn die Juden, ob kommunistisch, zionistisch, orthodox oder bürgerlich – wenn er auch eine anfängliche Begeisterung für den Kommunismus durch viele Juden zugibt – letztlich als Opfer darstellt, obwohl Juden häufig weniger verfolgt wurden als Christen und in vielen Punkten sogar noch Privilegien genossen? Wie kann er behaupten: „In der ersten [Phase des Kommunismus] liebte eine jüdische Minderheit den Kommunismus glühend. Sie verglühten bald. Genauer: Einen nach dem anderen ließ Stalin seit 1923/24 ermorden.“

Nach dem Tod Lenins entspann sich innerhalb der kommunistischen Partei ein Machtkampf, den Stalin für sich entschied. Im Anschluss entledigte sich der ‚rote Zar‘ sukzessive seiner Widersacher. Sein ärgster Kontrahent war zu Beginn der jüdisch stämmige Leo Trotzki. Er schaltete ihn und den ihn unterstützenden linken Flügel der Partei aus.[38] Dieser wurde geführt vom Juden Kamenew (eigentlich Rosenfeld, mit Trotzki verschwägert) und dem Juden Sinowjew, der 1918 forderte, die zehn Prozent der russischen Bevölkerung, der man nichts zu sagen hätte, müssten vernichtet werden.[39] 1927 waren diese Personen als Kontrahenten Stalins ausgeschaltet. Man müsste nun diesen parteiinternen Machtkampf als antisemitisch motiviert fehlinterpretieren, um wie Wolffsohn zum Schluss zu kommen, dass die Juden nach der Revolution sukzessive kaltgestellt wurden. Dass dem nicht so ist, zeigt die Tatsache, dass der Georgier Stalin zwei Jahre nach dem linken Flügel auch den rechten politisch ausschaltete, der weniger von Juden dominiert war.

Der schlagende Beweis gegen die Argumentation, Stalin habe die äusserst jüdische Clique um Trotzki wegen ihres Judentums ausgeschaltet und die jüdischen Kommunisten seien somit „verglüht“, erbringt aber Stalins Politik, nachdem er sich zum Diktator aufgeschwungen hatte. Die rechte Hand des „Stählernen“, den Juden Kaganowitsch, haben wir bereits erwähnt. 1930 ernannte Stalin den jüdisch stämmigen Maxim Maximowitsch Litwinow (eigentlich Finkelstein) zum Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, der erst 1939 durch Molotow ersetzt wurde, als es darum ging, mit dem 3. Reich zu einer Übereinkunft zu kommen. Der kommunistische Diktator setzte somit quasi eine Tradition fort. Waren doch schon bei den ersten aussenpolitischen Gehversuchen des revolutionären Russlands, beim Frieden von Brest-Litowsk, hauptsächlich Juden Verhandlungspartner des deutschen Reiches.[40] Das berühmtberüchtigte Straflagersystem der Sowjets, der GULAG, wurde unter der Ägide Stalins unter anderem von dem Juden Matwei Dawydowitsch Berman (1932-37) geleitet. Nachdem dieser der Grossen Säuberung zum Opfer fiel, übernahm fürs erste sein Stellvertreter Izrail Izrailevich Pliner, bis auch dieser liquidiert wurde. 1934 wurde unter Stalin der Jude Genrich Grigorjewitsch Jagoda Chef der OGPU[41] (Geheimpolizei, eines der wichtigsten Staatsorgane). Jagoda war zuvor für den Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals und somit auch für den Tod 10.000er Zwangsarbeiter verantwortlich.

Diese paar Beispiele sollen zur Veranschaulichung genügen. Unter Stalin sicherten sich etliche Juden führende Positionen im Machtapparat. Das ist dann doch etwas merkwürdig, wenn Stalin angeblich seit 1924 die jüdischen Kommunisten einen nach dem anderen ermorden liess. Warum liess er es dann zu, dass Juden wiederum höchste Staatsämter bekleiden konnten? Wolffsohns Argumentation wird somit ad absurdum geführt. In seinem Buch Zweihundert Jahre zusammen: Die Juden in der Sowjetunion vertritt der Schriftsteller Alexander Solschenizyn (Bild)


ebenfalls die Meinung, bis zur Grossen Säuberung der Jahre 37-38 habe es keinen signifikanten Niedergang der jüdischen Macht in der Sowjetunion gegeben.[42] Während der Grossen Säuberung von 1936-38, als auf Geheiss Stalins der Parteiapparat von seinen tatsächlichen und eingebildeten Gegnern gesäubert und als unsicher geltende Bevölkerungsteile verfolgt wurden, kam es dann tatsächlich zu einem Schwund jüdischer Macht. Das lag aber nicht an einer antisemitischen Einstellung Stalins, sondern daran, dass Juden im Staatsapparat überdurchschnittlich vertreten waren und gerade die sowjetischen Eliten stark vom stalinistischen Terror betroffen waren. So überlebten beispielsweise von acht Generälen fünf die Verfolgungswelle nicht.

Die Meinung, dass die jüdischen Kommunisten vom System quasi nur ausgenutzt wurden, scheint von jüdischen Schreibern häufiger vertreten zu werden. So bezeichnet Yu. B. Margolin die jüdischen Kommunisten als Opfer der sowjetischen Diktatur, welche zuerst benutzt und dann ohne Mitleid liquidiert wurden, als sie nicht mehr länger nützlich waren.[43] Eine Betrachtungsweise, der Solschenitzyn gar nichts abgewinnen kann:

„Eine reizende Erklärung! Aber wurden diese Leute wirklich für zwanzig Jahre benutzt? Steckten sie nicht all ihre Leidenschaft in den Motor der gleichen Diktatur und bevor sie „nicht mehr länger nützlich waren“, waren sie da nicht ein kraftvoller Teil in der Zerstörung von Religion und Kultur, in der Vernichtung der Intelligenzija und mehrerer Millionen Bauern?“[44]

Diesem Missbrauch von Juden bei eigentlich antisemitischer Einstellung widersprechen zumindest auch Stalins offizielle Erklärungen. Man müsste Stalin eine Taktik der Camouflage unterstellen, wenn man ihn als judenverfolgenden Antisemiten darstellen will, zeigte er sich öffentlich doch als entschiedener Gegner des Antisemitismus. Der kommunistische Diktator wurde in der New York Times im Jahr 1931 dahingehend zitiert, dass er im „Antisemitismus [eine] extreme Ausdrucksform des rassischen Chauvinismus“ sähe und das Phänomen somit das „gefährlichste Relikt des Kannibalismus“ sei. Und weiter: „Kommunisten können nur unversöhnliche Feinde des Antisemitismus sein. In der Sowjetunion wird er streng verfolgt und gewalttätige Antisemiten werden dem Gesetz zufolge mit dem Tode bestraft.“[45] Gleicht man diese Äusserung Stalins mit seinen oben erwähnten personellen Ernennungen ab, so kann man wirklich nicht von einem Antisemiten reden. Stalin waren diese Äusserungen durchaus ernst, gab es doch von 1927 bis 1932 eine breite Kampagne, die mit Hilfe von Propaganda und Prozessen versuchte, den Antisemitismus auszulöschen.[46]

Ist also eine angeblich antisemitische Einstellung Stalins reine Apologetik?[47] Man kann für diese These die Abschaffung der Jüdischen Sektion innerhalb der KPdSU anführen, welche schon 1926 zu einem jüdischen Büro herabgestuft wurde. Allein, wäre dies eine rein antisemitische Massnahme gewesen, dann erklärte das nicht die Abschaffung anderer nationaler Sektionen um dieselbe Zeit herum. Indes wurde die Jüdische Sektion in dieser Hinsicht offenbar auch nicht privilegiert.

Der Schliessung der nationalen Sektionen folgte in den 30er Jahren eine repressive Politik gegenüber nationalen Minderheiten in den Grenzregionen, während man diese Minderheiten in den 20er Jahren noch förderte (bspw. polnische Sowjetbürger), um den Bürgern des betreffenden Staates (in diesem Fall also Polen) zu zeigen, wie fortschrittlich und aufgeschlossen das neue Regime in Russland sei. Man wollte via nationale Minderheiten als Leuchtturm für andere Länder erscheinen. Ab Mitte der 30er Jahren sei den „Berufsparanoikern“ aber bewusst geworden, so Slezkine, dass diese Minderheiten ja auch als Einfallstor für dem System feindlich gesinnte Leute dienen konnten. Deshalb die Abkehr von dieser Politik.[48]

Wenn auch der Grosse Terror nicht antisemitisch motiviert war, so hatte er längerfristig doch einschneidende Wirkung auf die ethnische Zusammensetzung und das Selbstverständnis der kommunistischen Führung:

„Die meisten sowjetischen Juden waren nicht direkt vom Grossen Terror betroffen, und diejenigen, die betroffen waren, hatten in der Regel zu leiden, weil sie zur politischen Elite gehörten. Da die Leute, die jetzt befördert wurden, um sie zu ersetzen, vorzugsweise frühere Bauern und Fabrikarbeiter waren, sank der jüdische Anteil in Partei und Staatsapparat nach 1938 jäh. Da die kulturelle und die Berufselite nicht so stark betroffen waren und keinen merklichen Personalwechsel erlebten, blieb die herausragende Bedeutung der Juden unter den obersten Führungskräften unangetastet.

Und dann geschah zweierlei. Nachdem sich in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre der „Hoch-Stalinismus“ etabliert hatte und insbesondere während des Grossen Vaterländischen Krieges, begann der Sowjetstaat, der nun von frisch beförderten ethnischen Russen bäuerlicher proletarischer Abstammung geführt wurde, sich selbst als den rechtmässigen Erben des Russischen Reiches und der kulturellen Tradition Russlands zu betrachten. Zur selben Zeit, nach dem Aufstieg des Nationalsozialismus und insbesondere während des Grossen Vaterländischen Krieges, begannen immer mehr Mitglieder der Intelligenzija, die nun unausweichlich mit einer biologisch verstandenen Ethnizität gebrandmarkt waren, sich selbst als Juden zu betrachten.“[49]

Gegen Ende der 40er Jahre setzte Stalin nun in der Tat vermehrt antisemitische Akzente, die in der sogenannten „Ärzteverschwörung“ mündeten, bei welcher vor allem jüdischen Medizinern unterstellt wurde, sie hätten sich verschworen, um Stalin umzubringen. Die antisemitischen Massnahmen die ergriffen wurden, sind keineswegs in Abrede zu stellen und stehen bestimmt auch in engem Zusammenhang mit dem 1948 gegründeten Staat Israel. Diese Episode der sowjetischen Geschichte soll hier nicht weiter verfolgt werden. Es ist lediglich festzuhalten, dass sich in der Beziehung vieler Juden zum kommunistischen Russland etwas grundlegend zu verändern begann. Kevin MacDonald drückt es in Anlehnung an Slezkines Buch wie folgt aus:

„Die Russen nahmen sich ihr Land zurück, und es dauerte nicht lange, bis die Juden Anführer der Bewegung der Dissidenten wurden und in Scharen versuchten, in die Vereinigten Staaten, nach Westeuropa und nach Israel zu emigrieren. Obwohl sie noch immer einen elitären Status inne hatten und weit weniger Einschränkungen unterworfen waren als viele Gruppierungen […], empfanden die Juden ihre Situation als „unerträgliche Erniedrigung“. Der unverhohlene Antisemitismus wurde von der eher verdeckten Variante, die sich in den Begrenzungen des jüdischen Vorankommens zeigte, ermutigt. […] Jüdische Dissidenten, deren Eltern die Gulags betrieben hatten, die Deportationen und die staatlich verordneten Hungersnöte, führten jetzt den „dringenden Ruf nach sozialer Gerechtigkeit“ an. Jüdische Akademiker mit „Kultgefolgschaft“ – ein vertrautes jüdisches Muster – und engen Bindungen zu westlichen jüdischen Intellektuellen wurden nun die intellektuelle Vorhut und zu Bilderstürmern der neuen Kultur der Kritik in der Sowjetunion“[50]

 

Schlussfolgerungen

Ist die Rede vom „jüdischen Bolschewismus“ nun also einfach eine Mär, wie Michael Wolff-sohn es darzustellen versucht? Natürlich handelt es sich beim inkriminierten Ausdruck auch um eine Propagandafloskel der Nationalsozialisten. Der Bolschewismus war nicht einfach eine jüdische Angelegenheit. Es waren durchaus an massgebender Stelle auch Nichtjuden involviert, über die gesamte Bewegung hinweg gesehen sogar mehr Nichtjuden als Juden. Der immense Einfluss auf die bolschewistische Bewegung lässt sich aber nicht leugnen und der Versuch Wolffsohns, die Juden grundsätzlich als Opfer des Kommunismus darzustellen, selbst die sozialistischen Kämpfer innerhalb der Bewegung, schlägt gründlich fehl. Der jüdische Einfluss innerhalb des kommunistischen Regimes, führte durchaus zu gegensätzlichen Resultaten, wie auch Alexander Solschenizyn festhält:

 „Auf der einen Seite, eine intensive Aktivität kommunistischer Propaganda auf Jidisch, ein schonungsloser Krieg gegen den Judaismus, traditionelle jüdische Erziehung, unabhängige jüdische Organisationen, politische Parteien und Bewegungen, Zionismus und Hebräisch [„eine reaktionäre und konterrevolutionäre Sprache“]. Auf der anderen Seite, Ablehnung der Assimilation, Unterstützung für die jidische Sprache und Kultur, die Organisationen eines sowjet-jüdischen Erziehungssystems, jüdische wissenschaftliche Forschung und Aktionen um die ökonomischen Bedingungen der Sowjetjuden zu verbessern.“[51]

Eine solche Förderung jüdischer Interessen lässt sich auf alle Fälle nicht mit Wolffsohns Sichtweise in Einklang bringen, jüdische Revolutionäre seien nur die alsbald liquidierten nützlichen Idioten eines mörderischen Regimes gewesen. Sie lässt sich aber auch nicht mit der Behauptung in Einklang bringen, der Bolschewismus sei eine durch und durch jüdische Angelegenheit gewesen. Der Antizionismus lässt sich zwar noch leicht damit erklären, dass der Zionismus innerhalb des Judentums keineswegs ein unumstrittenes Projekt ist. Eine solche Politik spiegelt somit lediglich innerjüdische Meinungsverschiedenheiten wieder. Die Schmähung des hebräischen hingegen zielt jedoch auf tief verankerte Identitäten und ist somit schwerlich mit einer absolut projüdischen Einstellung in Einklang zu bilden.

Lässt sich dieser Widerspruch auflösen? Wenn man das Judentum nicht als eine geschlossene Gemeinschaft betrachtet, in welcher nur eine Sichtweise vorherrscht, erscheint das Bild doch wesentlich klarer:

„Seit der Aufklärung ist der Judaismus keine einheitliche, monolithische Bewegung gewesen. Der Judaismus stellt sich vielmehr als eine experimentelle Versuchsreihe dar. Seit der Aufklärung hat es eine Vielzahl jüdischer Experimente gegeben. Es hat während dieser Zeit offensichtlich unter Juden eine Menge Meinungsverschiedenheiten darüber gegeben, wie ihre Interessen am besten zu erreichen wären. […] In diesem Sinne muss der jüdische Radikalismus als eine von mehreren Lösungen des Problems der Entwicklung eines lebensfähigen Judaismus in der Zeit nach der Aufklärung gesehen werden, zusammen mit Zionismus, Neo-Orthodoxie, konservativem Judentum, Reformjudentum, Neokonservatismus und Judentum als Zivilreligion.“[52]

Eine solche Betrachtungsweise kann erklären, warum die jüdischen Bolschewisten auf der einen Seite Privilegien für Juden erteilten, auf der anderen Seite gewisse jüdische Praktiken und ihre Vertreter auch verfolgten. Freilich schliesst eine solche Betrachtungsweise auch die Sichtweise aus, es habe den „jüdischen Bolschewismus“ gegeben.

Jedenfalls sollte deutlich geworden sein, dass es in den ersten zwei Jahrzehnten kaum etwas am jüdischen Einfluss auf das kommunistische Russland zu deuteln gibt. Dieser war ausgesprochen gross und kann nicht einfach mit einer angeblichen Entledigung der jüdischen Sozialisten zerredet werden. Auch der Einwand, es habe sich bei diesen Leuten gar nicht mehr um Juden gehandelt, scheint wenig überzeugend und es ist anzunehmen, dass das Unbehagen vieler Juden gegen den traditionellen russischen Staat und die einfachen Bauern ins Handeln jüdischer Kommissare einfloss. Wolffsohn schreibt: „Nichts hatten “die Juden” dem russischen Zarenreich zu verdanken. Bis auf dies: Verleumdung, Verfolgung, Vernichtung. Traurige Höhepunkte in der späten Zarenzeit waren die Pogrome der Jahre 1881/82 und 1903.“. Mag diese Ansicht auch etwas verkürzt sein; wenn das die am weitesten verbreitete jüdische Sichtweise war, dann ist es nicht sehr viel mehr als wahrscheinlich, dass viele jüdische Revolutionäre sich auch an ihren Peinigern rächen wollten, auch wenn es an der Spitze Leute wie Trotzki gegeben haben mag, die tatsächlichen auf der Suche nach dem universellen Paradies waren (und der Weg dorthin ist gepflastert mit Millionen von Leichen).

Die hohe Affinität von Juden zum Kommunismus kann man allerdings kaum nur mit der Situation im Zarenreich erklärt werden. Denn auch in den USA, einem Land das bestimmt nicht frei war von antijüdischen Ressentiments, aber in dem es nicht die wirtschaftlichen Restriktionen und die Pogrome des aristokratischen Russlands gab, waren zeitweise mehr als die Hälfte der Mitglieder der sozialistischen Partei oder der Kommunistischen Partei der USA Juden.

Dieser Frage soll hier allerdings nicht weiter nachgegangen werden. Es ist aber festzuhalten, dass solche Überrepräsentationen wohl kaum einfach nur der Einstellung des nichtjüdischen Umfelds geschuldet sein können. Auch hier gilt: Das Verhältnis von Juden zu Nichtjuden ist keine Einbahnstrasse, auf der es am einen Ende nur Opfer und am anderen Ende nur Täter gibt.

[1] http://www.welt.de/print-welt/article271358/Die-Maer-vom-juedischen-Bolschewismus.html
[2] http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Wie-Lenin-im-Berner-Exil-den-gewaltsamen-Umsturz-plante/story/31773874
[3] Yuri Slezkine, Das jüdische Jahrhundert, Göttingen 2007, S. 159.
[4] Slezkine, Jahrhundert, S. 159.
[5] Ebd.
[6] Ebd. S. 160.
[7] Ebd. S. 159.
[8] Christoph Schmitt, Russische Geschichte 1547-1717, Oldenburg 2003, S. 182.
[9] Slezkine, Jahrhundert, S. 132.
[10] Slezkine, Jahrhundert, S. 130.
[11] Ebd. S. 135.
[12] Gelln Dynner, Yankel’s Tavern: Jews, Liqour, and Life in the Kingdom of Poland, Oxford University Press, 2014, S. 8ff, zitiert nach: Andrew Joyce, On The Left and the Myth of the ‘Jewish Proletariat’, http://www.theoccidentalobserver.net/2016/08/on-the-left-and-the-myth-of-the-jewish-proletariat/ (7.8.2016).
[13] Ebd. S. 12.
[14] Ebd. S. 14/15.
[15] Andreas Kappeler, Russische Geschichte, München 2008, S. 28.
[16] Ebd. S. 29.
[17] Dynner, Yankel’s Tavern, S. 25.
[18] Siehe dazu: Andrew Joyce, On Jews, History and „Refugees“, in: The Occidental Quarterly, Vol. 15, No. 4, Winter 2015 -2016. Joyce nennt vor allem den (nicht-jüdischen) Historiker John Klier als den Forscher, der die Beziehungen des Zarenreiches zu den Juden auf eine neue Basis gestellt hat.
[19] Slezkine, Jahrhundert, S. 134.
[20] Ebd. S. 135.
[21] Ebd. S. 160.
[22] Kevin B. MacDonald, Kulturumsturz, Aufsätze über die Kultur des Abendlandes, jüdischen Einfluss und Antisemitismus. Gröditz 2012. S. 68.
[23] Devlin, Slzhenitsyn on the jews, S. 74.
[24] Enrst Nolte, Späte Reflexionen, Über den Weltbürgerkrieg des 20. Jahrhunderts, Wien 2011, S. 71.
[25] Nahum Goldmann, Das jüdische Paradox, Zionismus und Judentum nach Hitler, Frankfurt 1983, S. 224.
[26] Christoph Gassenschmidt, Politik und Religion in der Sowjetunion 1917-1941,
[27] http://www.jewiki.net/wiki/Russisch-Orthodoxe_Kirche
[28] F. Roger Devlin, Solzhenitsyn on the jews and Soviet Russia. In: The Occidental Quarterly, no. 4, Winter 2008-2009, S. 84.
[29] Matthew Raphael Johnson, Communism and political terror : A revisionist perspective on Trotskysm, Stalinism, and the west, in : The Occidental Quarterly, vol. 16, no. 1, Spring 2016, S. 118.
[30] Richard Pipes, The Russian Revolution, S. 352, zitiert nach : Kevin MacDonald, Kultur der Kritik, S. 181.
[31] Siehe dazu : MacDonalds, Kritik, S. 182.
[32] Devlin, Slzhenitsyn on the jews, S. 72 Womöglich mit ein Grund, warum er seinen Widerstand gegen den jüdischen Nationalismus aufgab ?
[33] Ebd, S. 71/74.
[34] Rebekka Denz, Far a besserer Welt, in: „Zukunft“, 15. Jahrgang Nr. 3 / 27. März 2015.
[35] Devlin, Slzhenitsyn on the jews, S. 74.
[36] Ebd., S. 80.
[37] Ebd., S. 75.
[38] Kamenew und Sinowjew waren nicht immer mit Trotzki verbündet, waren sogar seine Gegner, verbündeten sich aber letztlich doch mit ihm, um Stalin zu entfernen.
[39] Stöphan Courtois, Das Schwarzbuch des Kommunismus, Unterdrückung, Verbrechen und Terror,  München, 1998, S. 89.
[40] In der Delegation waren unter anderen, Trotzki, Joffe, Kamenew, Sokolnikow, und Radek.
[41] Die sowjetische Geheimpolizei war vielen Umstrukturierungen und Namensänderungen unterworfen. Zu Beginn war es die Tscheka, die dann in die OGPU überging, welche dem Innenministerium angeschlossen wurde und somit unter dem NKWD lief. Zuletzt hiess sie mit Kürzel KGB.
[42] Devlin, Solzhenitsyn, S. 86.
[43] Devlin, Solzhenitsyn, S. 87.
[44] Ebd, Übersetzung aus dem amerikanischen.
[45] „Stalin Hits Anti-Semitism- Says It is „Most Dangerous Survival of Cannibalism“, New York Times, 15. Januar 1931. http://query.nytimes.com/gst/abstract.html?res=9E0CE4DB173FE637A25756C1A9679C946094D6CF&legacy=true
[46] Kevin MacDonald, Kulturumsturz, Aufsätze über die Kultur des Abendlandes, jüdischen Einfluss und Antisemitismus, S. 83.
[47]
Anzumerken ist noch, dass, falls man Stalin trotz allem unterstellen will, er wäre schon sehr früh ein  Antisemit gewesen (was einige Forscher durchwegs so sehen), der jüdische Einfluss auf das Sowjetregime bis in die 40er Jahre hinein immens gewesen sein muss, wenn er nicht offen gegen die jüdischen Kader zu agitieren getraute. Auf alle Fälle ist es nicht sonderlich stringent, Stalin als Antisemiten darzustellen und den jüdischen Einfluss auf die KPdSU kleinzureden.
[48] Slezkine, Jahrhundert, S. 132.
[49] Ebd, S. 269. Man beachte, dass Slezkine natürlich auch hier seiner (mässig überzeugenden) Argumentation folgt, dass die jüdischen Bolschewisten sich nicht als Juden betrachteten und sich erst durch äussere Gefahr wieder des ethnischen Teils ihrer Identität bewusst wurden.
[50] MacDonald, Kulturumsturz, S. 85. Die in Anführungszeichen geführten Wörter und Phrasen sind Zitate aus Slezkines Das jüdische Jahrhundert.
[51] Devlin, Solzhenitsyn, S. 83.
[52] MacDonald, Kritik, S. 188f.