Otto Kumm

Otto Kumm wurde am 1. Oktober 1909 als Sohn eines Kaufmannes in Hamburg geboren. Er besuchte ab. Dem 1. April 1916 die Realschule Hamburg-Hamm bis zur Obersekundareife am 31. März 1925 und erlernte vom 1. April 1925 an, bis zum 31. März 1929 das Schriftsetzerhandwerk, das er bis zu seinem Eintritt in die SS-Verfügungstruppe am 1. Juni 1934 ausübte.

Ab dem 1. Juli 1934 begann er eine Kurzausbildung bei I. Bataillon der SS-Standarte „Germania“ in Hamburg. Dort wurde er als Zugführer der 3. Kompanie zugeteilt. Am 1. Februar 1935 zum Führer der neuaufzustellenden 4. Maschinengewehr-Kompanie ernannt, absolvierte er von Juli bis August 1935 einen Kompanieführer-Lehrgang auf der Infanterieschule in Döberitz.

Nach sechswöchigem Lehrgang auf der Reit- und Fahrschule in Forst/Lausitz im Februar und März 1936 wurde er im September 1936 zum SS-Hauptsturmführer befördert. Von Dezember 1936 bis März 1938 führte er die 2. Kompanie der SS-Standarte „Deutschland“ in München. Ab März 1938 war er Kompanieführer im III. Bataillon der SS-Standarte „Der Führer“ in Klagenfurt. Er stellte die 10. Kompanie auf und übernahm später die 12. Kompanie der Standarte „Der Führer“. Im April 1940 nahm er an einem Bataillonsführer-Lehrgang auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr teil.

Bald nach Beginn des Westfeldzuges übernahm er bei der Erstürmung des Grebbe-Berges in Holland, am 13. Mai 1940, anstelle des verwundeten Obersturmbannführers Wäckerle das III. Bataillon des SS-Regimentes „Der Führer“ und erwarb in der zweiten Phase des Feldzuges das Eiserne Kreuzes 2. und 1. Klasse. An der Spitze dieses Bataillons bewährte sich Otto Kumm als Sturmbannführer auch wiederum im Ostfeldzug.

Am 12. Juli 1941 wurde Brigadeführer Georg Keppler zur Führung der SS-Totenkopfdivision abberufen. Er übergab sein Regiment „Der Führer“ an Otto Kumm, der er bis zum Abschluß der Schlacht zwischen Donez und Dnjepr im Frühjahr 1943 zu immer neuen Erfolgen führt und in besonderem Maße prägte.

Das Regiment bestand unerschüttert die Abwehrschlacht im weit vorgeschobenen Jelnja-Bogen, wo die sowjetischen Armeen in konzentrischem Angriff um mit fünffacher Überlegenheit wochenlang erfolglos gegen die deutschen Stellungen anstürmten. In der Schlacht um Kiew trieb das SS-Regiment „Der Führer“ in vorbildlicher Zusammenarbeit mit seinem Schwesterregiment SS-„Deutschland“ bei dem Vorstoß nach Süden den Feind vor sich her und half die größte Kesselschlacht der Kriegsgeschichte zu vollenden.

Beim Durchbruch durch die Moskauer Schutzstellungen, gegen Sibirische Eliteregimenter, rollte das SS-Regiment „Der Führer“ in einem kräftezehrenden, blutigen Nachangriff das gesamte feindliche Stellungssystem auf. Bei der Einnahm der Zitadelle von Istra führte Otto Kumm in vorderster Linie. Es gelang, einen Brückenkopf über die Istra zu erkämpfen und in der Nacht die beherrschende Zitadelle, das Kernstück der letzten Schutzstellung vor Moskau zu erstürmen.

Im Laufe des Angriffs auf Moskau, bis 16 Kilometer vor die Tore der russischen Metropole, riß Otto Kumm seine Männer durch Schlamm, Regen, Kälte, eisigen Wind und Schneestürme in zahllosen Angriffen immer wieder nach vorn, ohne sich selbst zu schonen. Dabei schmolz das SS-Regiment „Der Führer“ von Tag zu Tag durch Tod, Verwundung und Erfrierungen zu einem Häuflein zu Tode erschöpfter, ausgemergelter Männer zusammen.

Als durch den Einsatz der aus Sibirien herangeholten frischen sowjetischen Divisionen der deutsche Rückzug vor Moskau bis zur Rusa angetreten werden mußte, bildete das Regiment „Der Führer“ die Nachhutsicherung. In hinhaltender Kampfführung hielt es dem sehr hart nachdrängenden Gegner stand. Am 1. Dezember 1941 erhielt Otto Kumm das Deutsche Kreuz in Gold.

Die härteste Bewährungsprobe aber sollte dem Regiment „Der Führer“ und seinem Kommandeur noch bevorstehen. Im Januar 1942 brachen starke sowjetische Kräfte zwischen Waladai-Höhen und Rshew bis Byelyi, Welikije-Luki und Cholm durch, um unter gleichzeitigem Angriff aus dem Raum Wjasma-Gschatsk die 9. Armee beiderseits zu umfassen und einzuschließen. Das SS-Infanterieregiment „Der Führer“ wurde aus seiner bisherigen Abwehrstellung herausgelöst und nach 120 Kilometern Marsch, bei 40 Grad Kälte, auf besonderen Befehl des Armee-Oberbefehlshabers, Generalsoberst Model, an die Durchbruchsstelle der Bolschewisten geworfen.

In mehrtägigen schweren Kämpfen konnte der Einbruch im Zusammenwirken mit anderen Truppenteilen abgeriegelt, die Hauptkampflinie wiederhergestellt und russischen Kräfte in Stärken von zwei Armeen abgeschnitten werden. Das Regiment „Der Führer“ hielt an der in den Kessel hineinführenden Hauptnachschubstraße der Russen den Angriffen von vier sowjetischen Schützendivisionen und zwei Panzerbrigaden stand, die den eingekesselten Verbänden Entsatz bringen sollten. Vier Wochen lang wurden alle Vorstöße der Sowjets aus den Wäldern auf die Stellung des Regiments in pausenlosen, Tag und Nacht andauernden Kämpfen, bei 40 bis 45 Grad Kälte abgewehrt. Durch Einsatz seines gesamten Regimentsstabes im Höhepunkt einer Krise konnte Obersturmbannführer Otto Kumm den Ausgang der Kämpfe noch in letzter Minute für sich entscheiden. Bis auf fünf Kilometer arbeiteten sich die Russen an den Nordrand des Kessels heran, dann wurden sie im Bombenhagel der Stukas zerschlagen. Das SS-Infanterieregiment „Der Führer“ hielt seine Stellung, bis die Entscheidung gefallen und die gesamte eingeschlossene Feindgruppe vernichtet war. An dieser Stelle darf auf eine Begebenheit hingewiesen werden, die historisch verbürgt ist. Als Obersturmbannführer Otto Kumm sich am 18. Februar 1942 auf dem Gefechtsstand seiner Division meldete, war Generaloberst Model gerade dort. Er sagte: „ Ich weiß, was Ihr Regiment durchmachen musste, Kumm, aber ich kann es noch nicht entbehren. Wie stark ist es noch?“ Kumm wies mit der Hand zum Fenster und antwortete: „Herr Generaloberst, mein Regiment ist draußen angetreten.“ Model schaute hinaus. Draußen standen 35 Mann.

SS-Obersturmbannführer Kumm gab durch persönliche Tapferkeit und vorbildliche Haltung seinen Männern immer wieder neuen Kampfgeist und vernichtete mit ihnen allein 24 feindliche Panzer. Mit dem Opfer an Blut und Leben seiner Grenadiere erwarb sich das Regiment „Der Führer“ durch seine Standhaftigkeit den unvergeßlichen Ruhm, der wie der Name der Winterschlacht von Rshew in die Geschichte einging. Für die entscheidenden Waffentaten wurde Obersturmbannführer Otto Kumm am 16. Februar 1942 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.

Es war der Initiative von Otto Kumm bei Generaloberst Model und bei Adolf Hitler im Führerhauptquartier zu verdanken, daß das Regiment nicht unmittelbar hinter der Front provisorisch aufgefrischt wurde, sondern in die Heimat verlegen konnte, um auf dem Truppenübungsplatz Fallingbostel aus wiedergenesenen Führern, Unterführern und Männern sowie aus jungem Ersatz bei hervorragenden Ausbildung neu aufgestellt zu werden, dem die ganze Division „Das Reich“ später folgte. In den Sommermonaten 1942, wurde das Regiment „Der Führer“, nach Frankreich verlegt und als Panzergrenadierregiment, wurde die alte Kampfkraft wiederhergestellt.

Bei den Abwehr- und Angriffskämpfen 1943 zwischen Donez und Dnjepr, zeichnete sich Otto Kumm erneut aus. In zwei Fällen faßte er unter schwierigsten Verhältnissen selbständige entscheidende Entschlüsse, die zur Abschnürung und Vernichtung erheblicher Feindkräfte führte. Die nach harten Kämpfen erzielten Erfolge waren in erster Linie dem dauernden persönlichen Einsatz des Regimentskommandeurs, dem richtigen Erkennen der Lage und den blitzschnell gegebenen Befehlen zum Einsatz der Einheiten zu danken.

Mit der Verleihung des Eichenlaubs zu Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 6. April 1943 an Obersturmbannführer Otto Kumm als 221. Soldaten der deutschen Wehrmacht, wurden auch die Leistungen des Regiments „Der Führer“ gewürdigt.

Vom Sommer 1943 an fand SS-Standartenführer Kumm als Chef des Stabes bei V. SS-Gebirgskorps unter Obergruppenführer Phleps eine neue Aufgabe. Später, während der krisenhaften Entwicklung auf dem Balkan, wurde er Kommandeur der 7. SS-Gebirgsdivision „Prinz Eugen“, die unter seiner Führung im schwierigen ostserbischen Gebirgsgelände auf den Feind stieß, auf angreifende bulgarische Verbände und Abteilungen Titos Partisanen und vorgepreschte sowjetische Truppen.

In den Kämpfen in Kroatien hat sich die 7. SS-Gebirgsdivision „Prinz Eugen“ unter Führung von Oberführer Kumm hervorragend bewährt. Sie wurde am 6. Juni 1944 im Wehrmachtsbericht erwähnt. Es wurden dunkle Tage für die im Guerillakrieg zwar überall erprobte und bewährte, im Kampf an den sonstigen Fronten aber nicht erfahrene Division. Aber sie wuchs an ihrer Aufgabe und hielt in oft aussichtsloser Lage dem wochenlangen Ansturm mehreren bulgarischen und sowjetischen Divisionen und Panzerbrigaden stand und den aus Griechenland ausweichenden Verbänden der Heeresgruppe Löhr den Durchmarschweg über Skoplje-Nisch offen.

Im Norden abgeschnitten, im Süden umgangen, im Rücken von Partisanen bedroht, brach die Division, dabei von einem Flankenangriff der Bulgaren schwer getroffen, ach Westen aus. Ihre Reste zogen sich ohne Munition und Verpflegung, begleitet vom Feind im Norden und Süden, über das Kopavnik-Gebirge zurück und fanden am Ibar wieder Anschluß an die deutschen Linien.

Völlig ausgepumpt, nur noch schwach bewaffnet, wurden sie sofort wieder eingesetzt und hielten sechs Wochen in erbittertem Kampf einen Brückenkopf am Ibar, bis die Heeresgruppe Löhr nach Westen abgeflossen war. Als Nachhut folgte die 7. SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision „Prinz Eugen“ bis Cacak und kämpfte auf dem weiteren Rückmarsch zur Drina und Save durch Gegenstöße eingeschlossene Heeresteile wieder frei.

Auf den Männern der Division, die sich fast ausnahmslos aus den Söhnen der deutschen Siedlungsgebiete in Südosteuropa zusammensetzte, lag eine doppelte Last: Zur Wucht des verzweifelt geführte Kampfes, der einem jeden das letzte abforderte, gesellte sich der Schmerz um die verlorene Heimat, über die die Sturmflut des Bolschewismus hinwegging und die Sorge um das Schicksal der Familien.

Für den beispielhaften entscheidenden Einsatz der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision „Prinz Eugen“ vom Jäger bis zum General wurde der Divisionskommandeur Brigadeführer Otto Kumm, am 16. März 1945 als 138. Soldat mit dem Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern zum Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

Inzwischen hatte Brigadeführer Otto Kumm, am 6. Februar 1945 als Kommandeur die 1. SS-Panzerdivision Leibstandarte SS „Adolf Hitler“ übernommen. Er führte die Division beim Angriff auf den Granbrückenkopf in Ungarn der im Zusammenwirken mit anderen Divisionen vernichtet wurde. Bei den Angriffskämpfen im Verlauf der deutschen Offensive am Plattensee kämpfte sich die von Jochen Peiper geführte gepanzerte Gruppe der Leibstandarte durch die Schlammwüste am weitesten nach Süden, überschritt den Sio-Kanal, nahm die Stadt Simontornya und bildete einen Brückenkopf. Nach dem Durchbruch sowjetischer Verbände durch die Front der Ungarn im Vertesgebirge, die im Rücken nach Westen und Nordwesten marschierten, musste auch die Leibstandarte den Rückzug antreten. Immer wieder bezog die Division Sperrstellung um das Vordringen des weit überlegenen Gegners zu verzögern. Nach Überschreiten der Reichsgrenze bei Deutschkreuz und von Ödenburg nach Eisenstadt stand Otto Kumm mit der Leibstandarte gegen den scharf nachdrängenden Gegner im Kampf um die Wiener-Neustadt, im Wiener Wald, am Ostrand der Alpen südlich von St. Pölten bis zur deutschen Kapitulation. Die Verbände lösten sich von den Sowjets, überschritten die Enns, legten ihre Waffen beim Amerikaner nieder und gingen in US-Kriegsgefangenschaft. Otto Kumm selbst kam im Raum Hallein in Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Kriege gründete Otto Kumm, in Hamburg, mit seinen Kameraden die erste „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ – HIAG – . Die HIAG hatte sich zur Aufgabe gemacht, für die Kriegsheimkehrer Arbeitsplätze, Wohnungen und Nothilfe für Hinterbliebene gefallenen oder Kriegsversehrten. Auch setze sich die HIAG für die Klärung von Vermisstenschicksale ein.

Beruflich fand Otto Kumm wieder Anschluß, aufgrund seiner zivilen Berufsausbildung und Praxis als Setzte, im Druckgewerbe Arbeit, wo er 23 Jahre lang Produktionsleiter bei der Burda-Druckerei in Offenburg war.

Im Jahr 1978 setzte Otto Kumm seiner Division ein Denkmal mit dem Buch und Bilderband, unter dem Titel: Vorwärts, Prinz Eugen! Die Kriegsgeschichte der 7. SS-Freiwilligen-Division „Prinz Eugen“

Otto Kumm verstarb am 23. März 2004 in Offenburg

Literaturverweis:

– Vorwärts Prinz Eugen! Die Kriegsgeschichte der 7. SS-Freiwilligen-Division „Prinz Eugen“

– Die Ritterkreuzträger der Waffen-SS, Ernst-Günther Krätschmer, K. W. Schütz-Verlag, 3. Auflage