Weihnachten & Julfest

Einleitung

Als naturverbundene Menschen haben unsere Vorfahren um die segnende und lebenspendende Kraft der Sonne gewußt, ohne die es kein Wachsen, Reifen und Ernten gibt. Sie haben gewußt, daß es die Sonne ist, die den ewigen Kreislauf von Frühling, Sommer, Herbst und Winter hervorruft, jenes ewige «Stirb und Werde», das ihren ganzen Lebensrhythmus bestimmt hat und von dem überhaupt alles Leben und Wachstum abhängig ist. So ist ihnen die Sonne die sichtbarste und offenkundigste Offenbarung des göttlichen Wirkens im All geworden.

Sie hat ihnen die Gewißheit gegeben, daß dieses Göttliche von Ewigkeit zu Ewigkeit sei, entsprechend der allgemeinen Vorstellung, daß Ursprung und Ende zusammenfallen. Diese Erkenntnis haben sie uns überliefert mit Sinnbildern, wie z. B. durch die Midgard-Schlange, die sich in den Schwanz beißt, oder durch den Kranz, den man den Toten auf das Grab legt, weil auch in ihm – wie im Kreis – Anfang und Ende zusammenfallen, oder durch den «Adventskranz» mit seinen vier Kerzen, die die vier Jahreszeiten und damit den immer wiederkehrenden Jahresrhythmus versinnbildlichen. – Und darum haben unsere Vorfahren schon den Lauf der Sonne mit ihren Festen begleitet.

Weihnachten heißt „Heilige Nächte“ und ist schon an seinem Wort erkennbar als uraltes Erbgut der heidnischen, vorchristlichen und artgläubigen Zeit. All seine ursprünglichen Sinnbilder, angefangen von dem Wanderer mit blauem Sternenmantel und das eine Auge verdeckendem Hut, dem Schimmel und der Gabe, dem Guten zu spenden und den Bösen zu strafen, der Stille der folgenden Tage und Nächte, wenn die Himmlischen für eine Weile auf die Erde kommen, dem Ewigen Baum (der Tanne Friggs) und dem Gebot, in dieser Zeit nicht mehr zu tun, als unbedingt notwendig ist, all dies ist germanisch, nordisch, urheidnisch und „fromm“ im Sinne unserer Ahnen, wo Frömmigkeit noch Tugend im Althergebrachten bedeutete. Ergebenheit gegenüber den ewigen Gesetzen des Lebens und Wille, das Dasein im Hinblick auf Gesundheit und Schönheit, Tüchtigkeit und Liebeskraft gegenüber allem Werthaften zu gestalten.

So ist der Sinn dieses höchsten Festes des lebensbejahenden Menschen unserer Art die Einkehr in das Innerste unseres Weltbildes, die Hinwendung zu den Quellen unserer Seele und die Heimkunft unseres Herzens zu dem Glauben unseres eigenen Volkes, der zugleich die Religion aller Stämme indogermanischer Herkunft war.

Ihm widmen wir uns auch als Menschen unserer Zeit, da wir erkannt haben, daß hier – in diesem Geistes- und Gemüts-Erbe – jene Kräfte liegen, die geeignet sind, auch einem „modernen Dasein“ jene Tiefe und Innerlichkeit wiederzugeben, deren wir alle zur Schaffung neuen Lebensgefühls und damit neuer Kultur bedürfen.

Julzeit

Die Julzeit ist eine zwölf Tage dauernde Friedenszeit, in der die Häuser mit immergrünen Zweigen wie Buchsbaum, Eibe, Fichte, Tanne, Stechpalme, Kiefern, Efeu oder Wacholder geschmückt wird, denen man schützende und heilende Kräfte zuschreibt. Ein alter Brauch ist es auch, einen großen Holzklotz aus dem Wald zu holen, den „Julklotz“, und ihn zwölf Tage und Nächte brennen zu lassen. Mit seiner Asche wurden die Felder gedüngt und krankes Vieh versorgt.

Julkranz

In bezug auf die vier Wochen vor dem Julfest hat sich der Julkranz bis heute erhalten. Angeblich wurde er als sogenannter Adventskranz von dem Theologen Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 erfunden, hat aber aller Wahrscheinlichkeit nach als Julkranz eine vorchristliche Tradition.

Die vier Kerzen auf dem Julkranz können – passend zu den noch kürzer werdenden Tagen – nacheinander ausgelöscht werden, oder es wird in Erwartung des Julfestes eine Kerze nach der anderen entzündet.

Weihnachten

In der Weihnachtszeit nun stirbt die Sonne gleichsam in der Eisesstarre des Winters. Aber nicht, um ewig tot zu sein und somit auch das Leben auf der Erde überhaupt auszulöschen, sondern um sofort wieder neu geboren zu werden. Sie wächst von Tag zu Tag und gibt den Menschen einen neuen Frühling, ein neues Blühen und schenkt neue Ernten. So ist das Fest der Neugeburt des Lichts, der Neugeburt der Sonne gefeiert worden. Sinnbildlich haben unsere Vorfahren diese neuerstehende Sonne mit einen neugeborenen Kind verglichen, das von Tag zu Tag größer und stärker wird und als Kennzeichen der Sonne den Strahlenglanz des Lichtgestirns um sich trägt.

Das Feuer als Abbild der Sonne

Das Weihnachtsfest ist von unseren Ahnen in einer ganz bestimmten Form begangen worden. Ein wesentlicher Teil der Feiern war das Abbrennen von Winter-Sonnwendfeuern durch die Sippen- und Dorfgemeinschaften, ein Brauch, der sich bis heute erhalten hat.

Ein wesensgleicher Abkömmling der Sonne in dem rauhen Klima war für die Menschen damals das Feuer. Auch das Feuer leuchtete und wärmte. Und darum war es ihnen mitsamt der Herdstatt, auf der es gehütet wurde, heilig. Am Herdfeuer, sozusagen in Gegenwart der göttlichen Urkraft, ruhte jeder Streit. Das Feuer zu hüten und dauernd zu unterhalten, war ein Vorrecht und eine kultische Pflicht der Sippenältesten.

Nur einmal im Jahr hat man das Feuer erlöschen lassen. In der heiligen Weihenacht, in der das Weltenfeuer starb, mußte auch das Herdfeuer sterben, um dann mittels eines Brandes vom neu entfachten Sonnwendfeuer wieder entzündet zu werden. Denn die Entfachung des Winter-Sonnwendfeuers war nichts anderes als die symbolhafte Neugeburt des vom Himmel herniedergestiegenen Sonnensohnes.

Der Weihnachtsbaum

Der Baumkult der Germanen wurde erstmals in der Minnedichtung im 12. und 13. Jahrhundert erwähnt. Der Weihnachts-, Lichter-, oder auch Julbaum sowie der Weihnachtszweig zum Weihnachtsfest gehen auf einen alten germanischen Brauch zur Wintersonnwende zurück. Es ist ein heidnisches Symbol dafür, daß in der tiefen, kalten und dunklen Jahreszeit des Winters, die Götter und die Natur den Menschen nicht verlassen. Es muß nach der alten Tradition ein Nadelbaum sein, weil er den ganzen Winter hindurch grünt, ebenso symbolisiert er die immer grünende Weltenesche. Nach dem Brauchtum wird der Weihnachtsbaum um die Julzeit aufgestellt und dann in der Fasnachtszeit im Funkenfeuer verbrannt.

Die Beschmückung des Weihnachtsbaumes wurde traditionell mit Nüssen, Gebildegebäck, Lametta (wird als Schneesymbol oder als Bild des Nornengespinstes gedeutet), Papierblumen, Oblaten und Kerzen (das Symbol für das wiederkehrende Licht der Götter) geschmückt. Das Sinngebäck wird nach Tieren des Waldes oder heidnischen Symbolen gebacken.

Über Weihnachten nachdenken

Feiertage sind Heilstage, heißt es in der Edda. Und dieses Wort zu erfüllen, ist Aufgabe unserer Familie; und wohl keine andere Zeit im Jahr gibt unseren Familien so die Möglichkeit, Feiertage sinnvoll zu gestalten, wie die Vorweihnachtszeit. Gerade in diesen Wochen soll jedes Mitglied der Familie es fühlen, daß das Haus der ruhende Pol ist, daß in ihr die Kraft erwächst zur Arbeit in der Schule oder im Beruf, zur täglichen Auseinandersetzung.

Selten sind die Stunden, in denen sich Familien noch vollzählig um den Familientisch finden. Aber in der Vorweihnachtszeit sind sie unerläßlich. Und jede Stunde des Zusammenseins sollte hier zu einer Quelle der Freude werden.

Quellen:

Autorenkollektiv, Brauchtum im Artglauben, Herausgegeben von der Artgemeinschaft.

– Dietmar Munier (Hrsg.), Hausbuch Deutsche Weihnacht, Orion Heimreiter Verlag, Kiel 2007.

– Michael Damböck, Das Deutsche Jahr, Verlag Damböck, Ardagger 1990.

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