Buchbespr. – «Wie weiter ?»

Heinrich Wolfs Werk «Wie weiter?» gehört zu den besten Büchern, die in den letzten paar Jahren aus nationaler Sicht geschrieben wurden. Es ist kein weiteres Buch zum Thema Einwanderung oder über irgendwelche abstrusen Theorien, sondern ein Grundlagenwerk über die Fehler und Versäumnisse der patriotischen bzw. nationalen Parteien. Wolf bezieht sich primär auf die Lage in der Bundesrepublik Deutschland, doch viele seiner Analysen haben allgemeine Geltung – auch für die nationale Bewegung in der Schweiz.

Die Frage «Wie weiter?» setzt eine Bestandsaufnahme voraus, bevor neue Wege eingeschlagen werden können. Genau dies tut Heinrich Wolf im ersten Teil des Buches. Er erklärt, die patriotischen bzw. nationalen Kräfte handeln weitgehend orientierungslos, weil ihnen eine Strategie und eine fundierte Doktrin des nationalen Kampfes fehlen. Zudem beschränken sie sich in der Regel darauf, in die Parlamente einzuziehen, und vernachlässigen den Aufbau von sogenannten «Vorfeld»-Organisationen, die metapolitisch und aktivistisch tätig sind.

In einem weiteren Schritt skizziert Heinrich Wolf die Geschichte der wichtigsten nationalistischen Akteure der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie die Gründe ihres Scheiterns. Er schreibt zur NPD, diese sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, weil sie als bürgerlich-nationale Sammlungspartei gegründet wurde. Aufgrund der fehlenden inneren Homogenität waren beständige Kämpfe um die inhaltliche Ausrichtung vorprogrammiert. Diese verschärften sich noch mit der Öffnung der 1990er Jahre für radikalere Aktivisten. Auch die «neue Rechte» der 1970er Jahre scheiterte aufgrund von weltanschaulichen Gegensätzen, verschiedenen historischen Bezugspunkten und unterschiedlichen Konzepten der organisatorischen Arbeit.

Stichwort «historische Bezugspunkte»: Wolf schreibt, das Verharren im Schatten des historischen Nationalsozialismus von 1920 bis 1945 war zweifellos einer der grössten Gründe für das Scheitern der radikalen nationalistischen Bewegung nach 1945. Er erwähnt in diesem Zusammenhang den bekannten Aktivisten Michael Kühnen, der sich als Nationalsozialist verstand und die NSDAP wieder aufbauen wollte. Wolf bezeichnet diese Haltung als «reaktionäre Verhaftung im historischen Nationalsozialismus». Dadurch habe sich der Nationalismus nach 1945 nicht weiterentwickelt. Noch heute orientieren sich viele Parolen, Grafiken und Auftreten an der Zeit von 1920 bis 1945.

Heinrich Wolf widmet den Mängeln und schädlichen Vorstellungen innerhalb des nationalen Lagers zahlreiche Seiten. Er geht auf mehrere Dutzende von Punkten ein, u.a. die fehlende Bildung, der Mangel an Organisation und die Anarchie in den eigenen Reihen. Die Kultivierung einer Randposition führt zudem zur Entfremdung vom Volk, ebenso wie die Beschäftigung mit Verschwörungstheorien und Schlachten der Vergangenheit. Auch seien viele Aktivisten passiv, weil sie entweder auf einen hypothetischen «Tag X» oder auf eine Führerpersönlichkeit warten. Wolf schreibt richtig, statt auf das Erscheinen einer möglichen Heilsperson müsse der Blick auf die Idee gerichtet werden: «Der Aktivist kämpft nicht für eine Person, sondern für sein Volk.» Wolf erklärt noch, zu viele Aktivisten geben sich der Negativpropaganda und dem Pessimismus hin. Dadurch gibt es zu wenige positive Ziele. Es sei wichtig, für etwas zu kämpften, nicht gegen etwas.

Aufgrund dieser ernüchternden Bilanz schreibt Wolf im zweiten Teil des Buches über die Notwendigkeit einer neuen Doktrin und einer Gegenelite, welche die herrschende Elite ablösen soll. Da dieser Prozess über Jahre, sogar Jahrzehnte stattfinden wird, brauchen nationale Aktivisten die Einstellung eines Marathonläufers. Notwendig ist auch ein neuer mobilisierender Mythos; die Rechte hat es leider verlernt, Visionen zu entwerfen und Utopien zu träumen.

Massgebend für den politischen Erfolg ist zudem die Herausbildung von Kadern – auch dies eine Aufgabe von Jahren. Diese Kader müssen einen überdurchschnittlichen Idealismus besitzen, zuverlässig sein und bereit sein, stets mehr als andere zu leisten. Sie müssen auch sehr belastbar sein und einen ständigen Antrieb haben, tätig zu werden. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, zwischen Hauptkämpfen und Nebenkämpfen zu unterscheiden, um sich auf erstere zu fokussieren. Bei der Wahl der Themen sei in diesem Zusammenhang darauf zu achten, nicht gesellschaftliche Randthemen aufzugreifen, sonst kommt es zu einer weiteren Isolierung.

Wolf misst der Bildung von sogenannten «Leuchttürmen», welche die Ausstrahlung der Bewegung steigern sollen, eine grosse Bedeutung bei. Aufgrund der wenigen Mittel ist die Bewegung allerdings dazu gezwungen, sich auf bestimmte Schwerpunkte zu konzentrieren. Zur Errichtung solcher Leuchttürme braucht es genügend gefestigte, aktivistische und gewillte Ortsgruppen. Einen solchen Leuchtturm bildet innerhalb des Dritten Wegs das Zentrum «P 130» in Plauen.

Wolf spricht an Ende des zweiten Teils seines Buches von der Notwendigkeit, ein rechtes Lager zu bilden. Es gibt nämlich ein linkes, umfassendes Lager, aber kein rechtes Lager. Zwei Gründe dafür: Einerseits wollen Konservative sich innerhalb des Systems bewegen und nicht als Verfassungsfeinde gelten; sie distanzieren sich deshalb vom Nationalismus. Und umgekehrt streben radikale Nationalisten nach einer «reinen Lehre» und greifen Abweichler an. Für Wolf sei das rechte Lager um den ethnischen Gedanken als Minimalkonsens zu bilden.

Im dritten Teil des Buches geht es um nationalrevolutionäre Selbstkritik. Hier schreibt Wolf über die Erfolge der eigenen Bewegung und über das, was sie besser machen muss. Zwar zieht er eine zufriedenstellende Zwischenbilanz in Sachen Disziplin des öffentlichen Auftretens, doch die Bewegung sei bei der Aufstellung einer eigenen attraktiven und umfassenden Gegenkultur gescheitert. Auch sei es ihr nicht gelungen, flächendeckende Strukturen aufzubauen. Sie hat es bislang auch nicht geschafft, einen echten Mythos zu kreieren. Sie konnte ihre «Corporate Identity» und den eigenen Namen nicht wirklich ins Volk verankern. Und letztlich war die Bewegung nicht in der Lage, verschiedene Ereignisse und Situationen in befriedigender Art und Weise zu nutzen; es ist ihr nicht gelungen, auf kurzfristige Gelegenheiten angemessen zu reagieren.

Am Ende seines Buches hält Wolf nochmals fest, jede revolutionäre nationalistische Bewegung Europas stehe mehr oder weniger im Schatten des Faschismus. Es bedarf deshalb einer ideengeschichtlichen und stilistischen Neugeburt. Es soll dabei nicht einfach um einen «Faschismus 2.0» gehen, sondern um die Erschaffung von etwas Neuem, wofür noch kein Name existiert.

Das Ziel mag klar sein, der Weg es zu erreichen, ist es aber nicht. Wolf bemüht sich, den Abriss einer Strategie in Form von zehn Thesen zu liefern. Diese beinhalten u.a. die Nutzung der Partei als organisatorischer Rahmen, weil im aktuellen Zustand jede nationalistische Arbeit in grösserem Masse nur im Rahmen einer Partei möglich ist. Wolf unterstreicht auch die grosse Bedeutung der kulturellen Ausstrahlung. Es sei des Weiteren nötig, die eigenen Reihen zu «säubern» (Qualität statt Quantität), eine neue Doktrin zu erarbeiten und einen neuen Mythos zu schaffen. Wolf erklärt noch, der neue Nationalismus habe ein europäischer Nationalismus zu sein, der über die Grenzen des eigenen Landes reiche, nicht im Sinne eines Imperiums, sondern um zu verhindern, dass es unter Europäern wieder zu Konflikten kommt. Diese These ist angesichts des Kriegs in der Ukraine umso aktueller: Es darf unter Europäern keine Bruderkriege mehr geben.

Wie anfangs geschrieben: Heinrich Wolfs Werk gehört unseres Erachtens zu den besten nationalen Büchern der letzten paar Jahre. Wir können es nur empfehlen. Auch wenn man nicht alle Standpunkte des Autors teilt, er regt auf jeden Fall zum Nachdenken an.