Der Laupenkrieg – 1339

Einleitung

Der Laupenkrieg, der über das Schicksal Bern entschied, war von mittelbarer und unmittelbarer Bedeutung, auch für die Zukunft der Eidgenossenschaft. Mittelbar, indem er Bern, das zu ihrem mächtigsten Gliede werden sollte, vor dem Untergang oder doch Stillstand bewahrte. Unmittelbar, weil eine Niederlage der Berner die Stellung der österreichischen Herzöge im Oberland zur dauernden Bedrohung der Urkantone hätte werden lassen.

Das aus rund 6.500 Mann bestehende Heer der Stadt Bern und der mit ihnen verbündeten Waldstätte blieb bei Laupen siegreich. Die Schlacht von Laupen war das Ergebnis der Machterweiterung Berns zur Mitte des 13. Jahrhunderts, das damals eine Expansionspolitik begonnen hatte.

Die Antwort folgte rasch: Bern griff kurzerhand Aarberg an, das ganze Adelsbündnis zog zum Kriege aus, und so hatte der Laupenkrieg begonnen. Am 21. Juni 1339 gewannen die Berner gemeinsam mit den Waldstätten die Schlacht bei Laupen. 1.500 Tote, Herren von Ruf und Rang, lagen auf der Walstatt. Die Sieger zogen beutebeladen zurück nach Bern.

Die Provokationen und Vorkriegstage

An Ostern 1339 begann Gerhard von Valangin (Neuenburg) die Feindseligkeiten. In der für die damalige Zeit üblichen Art und mittelalterlicher Kriegsführung: Häuser wurden angezündet, Felder verwüstet, Lebensmittel beschlagnahmt. Die Antwort auf diese Auszüge folgte unmittelbar. Bern begann die Stadt Aarberg zu belagern. Am Pfingstmontagabend begann der Auszug der Berner mit ihrem Banner. Mit langen Trossen, Belagerungswerkzeugen aller Art und Mannschaften zog man Richtung Aarberg. Geplant war ein Überraschungsangriff auf die Stadt Aarberg, welcher völlig mißlang, da der Graf von Aarberg Wind von der Unternehmung bekam.

Beim Anmarsch der Berner auf Aarberg hatte der Graf bereits Vorbereitungen getroffen, und  Gerhard von Valangin war zur Unterstützung herbei geeilt. Durch den Angriff auf Aarberg, durch Bern, wurde die Bündnispflicht zwischen Freiburg, Aarberg u. a. aktiviert. Bern entging nicht, dass sich die Feinde in Laupen versammeln würden. Und so wurde, ohne Umwege, sofort auf Laupen los marschiert. In Laupen lagen schon 200 Mann unter der Führung Antons von Blankenburg, eines Berner Vogts. Zu ihrer Verstärkung wurden weitere 400 Männer abgesandt.

Tag für Tag rückten nun, es war Mitte Juni, Zuzügler der Koalitionsstreitkräfte vor Laupen heran. Mit Belagerungsmaschinen, Schleuderwerkzeugen, Rammböcken und Schutzdächern sollten die Mauern der Burg sturmreif gemacht werden.

Am 10. Juni 1339 hatte das Adelsheer, dessen Aufstellung von Kaiser Ludwig dem Bayern sowie den Bischöfen von Basel und Lausanne unterstützt wurde, mit der Belagerung Laupens begonnen.

Die Festung, der einzig wirkliche Schutz vor den Belagerern, wurde von 600 Mann unter der Führung von Johannes von Bubenberg verteidigt. Trotz Einsatz schwerer Belagerungsmaschinen konnten die Berner die Stellung halten.

Die Schlacht – 21. Juni 1339

Die nordwestlich gegen den Bramberghügel leicht ansteigende, gewellte Ebene fällt im Süden gegen das Sense- und im Norden gegen das Saanetal ab; im Westen und Nordwesten umsäumen sie die Ränder des Laupenwaldes, der das in der Mulde gelegene Laupen den Blicken entzieht. Auf dieser Ebene sahen die Berner, aus dem Forst tretend, das feindliche Heer vor sich. Zahllos schien es und im Glanze der Rüstungen furchterregend. Wie groß es wirklich war, ist nicht genau bekannt. Die Angaben der Historiker und der Chroniken schwanken zwischen 15.000 und 30.000 Mann. Das eidgenössische Heer schien etwa 6.000 Mann stark zu sein. Was sich an diesem Schlachttag ereignete, ist auch nicht restlos geklärt bzw. ist aufgrund von mangelhaften Quellen nicht genau zu rekonstruieren.

Zur Vesperzeit (nachmittags) waren die Vorbereitungen beider Heere zum Kampf abgeschlossen. Das Heer der Feinde Berns bildete zwei Flügel, aus der Reiterei einerseits und dem Fußvolk anderseits bestehend. Die Schlachtordnung der Berner richtete sich nach dem Gegner, dessen Aufstellung sie gut überblicken konnten. Dem Fußvolk gegenüber, dessen Kern die Freiburger bildeten, errichteten die Berner und ihre Oberländer Bundesgenossen ihre Schlachtordnung. Den Waldstättern viel der schwerste Teil des Kampfes zu. Sie hatten die Ehre (und begehrten diese auch), den Rittern entgegenzutreten. Ob dieses Begehren damit zusammenhängt, dass der österreichische Adel unter den Rittern versammelt war, konnte nicht restlos geklärt werden.

Zunächst kam es zu zwei getrennten Aktionen, Vom Bramberg aus gesehen, ritten links den sanften Hang hinauf die Scharen des Ritterheeres, etwa 1.200 Helme, gegen die Waldstätter an. Rechts in einem Bogen nach Norden ausholend, drangen die Freiburger gegen die von Erlach geführten Berner vor. Erlach schien durch Steinewerfer die Andringenden in Verwirrung gebracht zu haben und dann seine Abteilung wieder den Brambergrain hinaufgenommen zu haben, um sich den Vorteil der überhöhten Lage zu sichern. Die Rückwärtsbewegung wurde aber von einem Teil des Haufens, den weiter hinten Stehenden, die den Hergang nicht übersahen, missverstanden. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Streitkräfte wurde von wilder Panik ergriffen und suchte sein Heil in der Flucht nach dem Forst, wo die Dichte des Waldes Rettung versprach. Viele kehrten später wieder zum Heer zurück.

Durch das Zurückgehen der Berner wurde beim feindlichen Fußvolk der Angriff schwerer. Es stieß ins Leere und erschöpfte sich in der Aufwärtsbewegung. Nun war für die Berner der Zeitpunkt gekommen, selbst vorzustoßen. Der Keil ihres Heeres brach in den feindlichen Haufen ein und bahnte sich unter hartem Streiten den Weg zu den Bannern. Als diese sanken, löste sich die feindliche Ordnung auf. Den Bernern blieb keine Zeit, die Fliehenden zu verfolgen. Eilends mußten sie den Hilferufen der Waldstätter Folge leisten.

Diese hatten mittlerweile einen ungleichen Kampf tapfer bestanden. Der Adel, zahlenmäßig stärker und durch raschere Bewegung begünstigt, hatte den Haufen der Waldstätter umzingelt und in schwere Not gebracht. Schon drohten ihre Reihen zu wanken, als die bernische Verstärkung das Gefecht wieder herstellte. Die Leistung der bernischen Führung, die Truppen von Verfolgung und Plünderung abzuhalten und sie zu neuem, schwerem Kampf einzusetzen, war bemerkenswert.

Von der Flanke und vom Rücken aus neu bedrängt, lebte der Widerstand der Waldstätter wieder auf, so dass das Ritterheer den Eidgenossen erlag. Der Widerstand war tapfer, doch bald blieb auch hier nur die Flucht übrig. Die Schnelligkeit der Pferde schloss eine Verfolgung durch die Eidgenossen aus.

Anderthalb Stunden soll das Ringen gedauert haben, in dem Kriegszucht und gute Führung den Bernern und ihren Bundesgenossen den Sieg brachten. Viele Ritter des feindlichen Heeres waren auf dem Schlachtfeld geblieben. Unter anderem der junge Graf von der Waadt und Rudolf von Nidau, der Führer der österreichischen Ritter.

Mit 27 Bannern und einer großen Zahl erbeuteter Rüstungen zogen die Eidgenossen als Sieger nach Hause. Der Tag der Befreiung Laupens durch die Eidgenossen wurde von Staats wegen zum Feiertag erhoben.

Schlacht gewonnen – Der Krieg geht weiter

Die Schlacht, für die erstmals als Feldzeichen das weiße Kreuz bezeugt ist, ging für die Berner und Waldstätter siegreich aus, aber es beendete den Krieg nicht. Jahrelang zog sich die Fehde noch hin. Plündereien und Verwüstungen waren kennzeichnend für die Schlacht um Laupen. Mehrfach sah sich Bern in einer bedrohlichen Lage. Erst nachdem die Freiburger vor ihren Toren eine Niederlage hatten einstecken müssen, begannen ernsthafte Friedensgespräche.

In den Friedensverhandlungen behauptete sich Bern tonangebend und fand zu Österreich ein beachtenswertes Verhältnis. Bern zeigte sich persönlich geprägt in den gehaltvollen Beziehungen zweier bedeutender Menschen, der Königin Agnes und des Schultheißen Johannes von Bubenberg. Mit den 1340er Jahren gelangten die Herzoge und die Reichsstadt über alle durch den Krieg aufgeworfenen Fragen miteinander ins Reine.

 

Quellen und Literaturangaben:

– Schweizer Kriegsgeschichte, Band 1, Heft 2, Bern 1935.

– Autorenkollektiv, Chronik der Schweiz, Zürich 1987.