Die Schlacht von Näfels 9. April 1388

Vorwort

In der Schlacht bei Näfels besiegten rund 600 Glarner und 50 Schwyzer das österreichische Ritterheer unter der Führung des Grafen Donat von Toggenburg. Über 1700 Österreicher blieben tot auf dem Schlachtfeld zurück, die Verluste der Glarner beliefen sich auf rund 55 Mann. Der Versuch der Habsburger, die Herrschaft über das Land Glarus wieder vollständig zu erlangen, scheiterte.

Der österreichische Überfall auf Weesen – bekannt geworden als Mordnacht von Weesen – am 21./22. Februar 1388 bildete den Auftakt für den österreichischen Feldzug: In einem nächtlichen Handstreich wurde die Besatzung von Weesen – 29 Glarner, ein Urner und sein Knabe – ermordet.

 

Die Schlacht

Am frühen Morgen des 9. April 1388, an einem Donnerstag, brach das österreichische Heer, das auf etwa 6000 Mann geschätzt wurde, in Weesen in zwei Kolonnen gegen Glarus auf. Die Hauptmacht drang in der Talebene vor, ein starkes Detachement schlug den Weg über die östlich das Tal einrahmenden Höhen ein.

Das breite untere Linthtal bot nur in seiner Verengung nördlich von Näfels eine wirksame Verteidigungsmöglichkeit. Dort, wo westlich die Ausläufer des Rautispitz, östlich die Beglinger Höhen sich ins Tal vorschieben, hatten schon die Römer eine Sperre angelegt, welche im vierzehnten Jahrhundert von den Glarnern neu errichtet und ausgebaut wurde.1500 Meter lang sperrte die „Letzi“ den Taleingang und konnte, bei genügender Besatzung, ein starkes Hindernis bilden.

Doch schien der österreichische Aufmarsch die Glarner überrascht zu haben. Das Sturmläuten kam zu spät. Nur geringe Kräfte, etwa 350 Mann, standen an der Letzi (Schutzwall) bereit, um den feindlichen Ansturm abzuwehren. So tapfer sie den Gegner aufzuhalten versuchten, ihre unzulängliche Zahl vermochte es nicht, den Einbruch zu verhindern. Sie wurden auseinandergetrieben.

Das österreichische Heer drang in das offene Tal ein. Doch die ritterlichen Führer konnten ihre Scharen nicht beieinanderhalten. Beutegierig verloren sich Haufen von Österreichern da und dort, plündernd, in den nächstliegenden Dörfern. Das ermöglichte dem glarnerischen Führer, die versprengten Landsleute zu sammeln. Auf einer Schutthalde des Rautibergs pflanzte er das Landesbanner auf. Dem weithin sichtbaren Zeichen lief mancher Mann zu. Auch den Österreichern konnte es nicht lange verborgen bleiben, dass sich der Feind wieder geordnet hatte.

Die Reiterei voran, drangen sie auf die durch Zuzug von Schwyz und von entlegeneren heimatlichen Gemeinden auf etwa 600 Mann verstärkten Glarner ein. Diese wußten das Gelände zu nutzen. Ein Steinhagel trieb die Pferde der Österreicher auseinander.

Die Rückwärtsbewegung der österreichischen Reiterei schuf neues Durcheinander. In diesem Augenblick stürmten die Glarner, unter der Führung von Matthias Ambühl, gegen den Feind an, warfen ihn und trieben den aufgelösten Haufen vor sich her. Am Ausgang der Ebene gegen Weesen stockte die Verfolgung; die Brücke über die Maag hemmte den Weg der Flüchtenden. Im unaufhaltsamen Drängen überlastet, brach die Brücke in sich zusammen. Mancher, der den Halbarten entronnen war, fand in dem Fluß den Tod.

Inzwischen war die zweite österreichische Kolonne, etwa 1500 Mann stark, unter der Führung des Hans von Werdenberg, auf die Beglinger Höhe gelangt. Anstatt den Glarnern in den Rücken zu fallen, suchten die Österreicher, erschreckt von dem Anblick blutiger Verfolgung durch die Glarner, ihr Heil in der Flucht.

Die Sieger kehrten auf das Schlachtfeld bei Näfels zurück und streckten – nach den rauhen Sitten der Zeit – die verwundeten Feinde vollends nieder. Reiche Beute an Harnischen und Bannern lohnte den Sieg, der der Talschaft die Freiheit brachte.

Nach dem Sieg von Näfels war der Glarner und Schwyzer erste Sorge, mit Weesen abzurechnen. Doch die Österreicher kamen ihnen zuvor. Um nicht diesen Stützpunkt in die Hand des Gegners fallen zu lassen, zündeten die Österreicher das Städtchen an und hinterließen den Glarnern nichts als einen Trümmerhaufen.

Im Verein mit den übrigen Eidgenossen legten sich nun diese vor das österreichische Rapperswil. Doch vermochte selbst eine von Zürich mit allen Mitteln der Technik geförderte Belagerung die Feste nicht zu bezwingen. Auch Bern hatte Truppen gesandt, obwohl es selber mit österreichischen Bundesgenossen im Kampf lag.

Ohne größere Auseinandersetzung zog sich der Krieg noch bis ins Frühjahr 1389 hin, bis ein wieder von den Reichsstädten vermittelter Friede zunächst mehr Ruhe für die Erschöpften als eine endgültige Regelung brachte. Erst der 1394 eingegangene zwanzigjährige Friede mit Österreich ließ den Erfolg der Eidgenossen voll erkennen. Glarus blieb unabhängig, und Luzern trug den Erwerb der verburgrechteten Orte und Talschaften davon.

 

Quellen und Literaturangaben:

– Schweizer Kriegsgeschichte, Band 1, Heft 2, Bern 1935.

– Autorenkollektiv, Chronik der Schweiz, Zürich 1987.