von Helmut Stellrecht
„O heilig Herz der Völker, o Vaterland!“
„Du bist geschaffen aus endlosen Wäldern und moorigen Weiten, wie sie uns die Gletscher der Eiszeit ließen. Armeseliges Land, das in Mühe und Schweiß, in Freude und Not, in unendlicher Arbeit fruchtbar wurde.
Einer gab dich dem anderen und legte sich in deine Erde, aus der das neue Leben wuchs. In dir liegt die endlose Reihe der vergangen Geschlechter als Samenkorn im großen Acker für die junge Saat. In deine Erde floß das Blut der Edlen und der Tapferen die dich schützten. Du bist weithin gedüngt mit dem Besten, was du trugst.
Aus dir wuchsen Burgen und Dome zum Himmel, als ob die Erde über sich selbst hinauswachsen wollte, einem Gott entgegen, den sie darüber suchte. Aus unserer Erde, aus dem Samenkorn unserer Toten.
Weithin breitet sich das Land. Unter der Hände Fleiß ist es ein Garten geworden. Lieblich hingeschmiegt, wie eins mit Berg und Tal die Dörfer. An den Flüssen die stolzen Städte, in denen des alten Reiches Herrlichkeit war. Hier rauscht der Marktbrunnen wie seit Hunderten von Jahren. Die Tore stehen noch, durch die Kaiser, die Ritter, die Edlen gezogen.
Dort windet sich silbern der Schicksalsstrom. An seinem anderen Ufer liegt verlorenes Land. Das Herz krampft sich zusammen. Man möchte die fernen Waldlinien streicheln als wie ein altes liebes Gesicht. Aber das Herz weitet sich wieder in den Ebenen und Küsten, die Deutsche als Kolonisatoren gewannen. Die Burg der Ritter steht im Osten, ein ewiges Zeugnis von Kraft und Zucht. Dort liegen die Felder, auf denen Friedrichs Adler zur Sonne stieg, und draußen, fern der Grenzen, liegt der Wall der deutschen Toten, ewiges Mahnmal der Nation, die die Welt besiegte, solange sie an sich glaubte.
Alles ist eingebettet und ruht in dir, du Vaterland. Unsere Kraft und unsere Größe, unsere Not und unser Elend. Du bist der Acker, der uns trug und der die tragen wird, die in fernen Geschlechtern für dich wirken und bluten werden.
Niemand kann leben ohne dich, aber jeder wird dir gerne sein Leben wiedergeben, das du ihm gabst.“