Abschied von Jürgen Graf

Eigentlich braucht man keine großen Worte über ihn zu verlieren. Lebensläufe, Presseberichte über ihn und ebenso seine schriftlichen Gedanken gibt es zuhauf im Weltnetz. Und wer sich schon länger in unserem „Dunstkreis“ bewegt oder sich dafür interessiert, was bei uns läuft, der kennt Jürgen Graf bestimmt. Viele kannten ihn wohl nicht persönlich, aber haben bestimmt schon von ihm gehört.

Er sprach zwanzig Sprachen fließend und einwandfrei, viele davon beherrschte er auch schriftlich. Seine außergewöhnliche Auffassungsgabe, die Menschenkenntnis und das Interesse für das, was in der weiten Welt so lief, machten ihn zu einem äußerst interessanten Menschen. Seine politischen Ansichten und seine rastlose Arbeit – das Arbeitspensum war gigantisch – waren für viele Menschen unbegreiflich, teilweise sogar in unseren Kreisen. Er blieb diesen Eigenschaften bis zu seinem Tod treu und arbeitete immer weiter.

Zugegeben: Wenn man das erste Mal mit Jürgen Graf zusammenkam, wirkte er etwas verschroben, sonderlich und, wie einige auch süffisant bemerkten, „kauzig“. Nur: Der „Kauz“ und „unverbesserliche“ Optimist konnte einem mit seinem gigantischen Wissen und mit seiner Redegewandtheit sofort in seinen Bann ziehen. Auch seine herzliche, angenehme und humorvolle Art machte ihn sympathisch und menschlich.

Seine Vorträge, welche oft einen humoristischen Unterton hatten, waren immer ein Hochgenuß. Die anschließenden Gespräche und das kameradschaftliche Beisammensein waren für alle Beteiligten eine Bereicherung. Über die zahlreichen Buchveröffentlichungen und deren Inhalt schweigen wir – und genießen sie!

Der verlängerte „Urlaub“ in Rußland hinterließ eine gewisse Distanz zu ihm. Nicht nur weil er weit weg war; auch seine Überlegungen, die Arbeiten und seine Rückkehr zum Glauben haben ihn im Kleinen, wie jeden Menschen, verändert. Menschlich und kameradschaftlich blieb er derselbe. Die Rückkehr in die Schweiz war ihm immer eine Herzensangelegenheit. So durfte er seine letzten Lebensjahre, bis zu seinem Tod am 13. Januar 2025, in seiner geliebten Heimat verbringen.

Viele Worte haben wir hier über Jürgen Graf nicht verloren. Er soll uns einfach in Erinnerung bleiben, wie wir ihn kennengelernt haben, und wie er stolz, aufrecht, der Sache bis zum Schluss treu und ohne Gejammer von uns gegangen ist.

Mach’s gut Jürgen!

Die Avalon-Gemeinschaft