Wie man die Welt auch sehen kann

„Auch 2016 müssen sich homosexuelle Paare noch dumme Sprüche anhören und verstohlene Blicke gefallen lassen. Doch es ist ein gutes Jahr für den Kampf von Schwulen und Lesben für gleiche Rechte.“[1] Dies schreibt das Boulevardblatt Blick in einem Artikel, der uns einen kurzen Abriss davon gibt, was politisch in Sachen Homosexualität noch auf uns zukommt. Anlass für den Artikel ist das nur stockend in Gang kommende Referendum, welches „ultrakonservative, christliche Kreise um die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU)“ (Blick) gegen die Stiefkindadoption für Homosexuelle ergriffen haben.

Was noch auf uns zukommt: Die Rechtskommission wird sich mit der „Ehe für alle“ beschäftigen, wobei jetzt schon klar ist, dass sich die Rechtskommissionen nicht gegen den Vorschlag wenden werden. Im Herbst dann wird sich die Kommission damit beschäftigen, die Antirassismusstrafnorm (!) zum Schutz Homosexueller auszudehnen. Der absurde Antirassismusartikel könnte künftig also noch absurder werden. Oder wo genau in der Evolution der Menschheit teilte sich der menschliche Stammbaum in eine homosexuelle und eine heterosexuelle Rasse? Oder anders gefragt, seit wann können sich Homosexuelle miteinander fortpflanzen? Was soll noch alles unter dem leidigen Antirassismus Gesetz subsummiert werden? Dabei sprechen wir hier noch nicht einmal über Sinn und Unsinn eines solchen Gesetzes, lediglich über die Verpackung desselben. Das neue Gesetz soll gemäss dem Präsidenten der Rechtskommission des Nationalrates, dem Sozialdemokraten  Jean Christophe Schwaab, eine Handhabe dafür bieten, Leute zu bestrafen, die Homosexuelle beleidigen. Aber ab wann fühlen sich Homosexuelle beleidigt? Vielleicht schon dann, wenn man ihnen das Recht auf Ehe und Adoption nicht zuerkennen will?

Wie dem auch sei, es soll an dieser Stelle nicht weiter über Sinn und Unsinn von „Homoehe“ und den ganzen dazugehörigen Rechten geschrieben werden, denn diese Thematik wurde auf dieser Seite hier[2] und hier[3] schon zur Genüge erörtert. Worauf sich aber einzugehen lohnt, ist der dem Artikel angehängte Kommentar von Andreas Dietrich, dem stellvertretenden Chefredaktor des Blicks. Leider aber nicht etwa wegen seiner exzellenten Analyse, sondern eher, weil seine Sichtweise dermassen abstrus ist, dass man sie nicht einfach unkommentiert stehen lassen kann. Der Kern seiner Aussage ist diese:

„Sie [die EDU] wollen die Zeit zurückdrehen. Die offene Gesellschaft wieder verengen, Anders­lebende einengen, uns alle beengen. Im Grunde lehnen die ­Polit-Frömmler die Einzigartigkeit des Menschen ab, die Individualität. Sie streben eine Gleichmacherei an. Denn genau dies tut jemand, der von moralisch erhöhter Warte aus zeigefingert, was normal sei und was nicht.“

Dass hier ein Liberaler den Gegnern der „Homoehe“ und des Adoptionsrechts für Homosexuelle „Gleichmacherei“ unterstellt, ist geradezu absurd! Denn was wollen die Befürworter solch einer Rechtsprechung? Hören wir doch dem Blick Redaktor gleich selber zu:

„Ob Hetero, Schwuler, Lesbe oder was auch immer – jeder Mensch ist einzigartig. Und soll vom Staat in seiner Einzigartigkeit respektiert werden. Gleichberechtigung ist die demokratische Antwort von heute auf die menschenfeindliche Gleichmacherei von gestern.“

Was fordert er? Richtig; Gleichberechtigung. Bastian Baumann von Pink Cross wiederum fordert, es dürfe „keine rechtlichen Unterschiede“ zwischen Homos und Heteros geben. Man will Homosexuellen einen „Nichtdiskriminierungs-“ Artikel zugestehen. Was steht auf der Fahne der ganzen liberalen Politik der letzten Jahrzehnte? „Du sollst nicht diskriminieren.“ Auf gut deutsch also; keine Unterscheidung treffen, alle und alles gleich behandeln. Dass Andreas Dietrich, ein Liberaler, nun also denen Gleichmacherei unterstellt, die ungleiches auch ungleich behandelt wissen wollen, ist ein Witz. Natürlich kann man die Welt auch so sehen, nur steckt hinter solchen Gedankengängen wenig bis keine Stringenz. Warum gerade Anhänger einer Ideologie, deren „antihierarchischer, nivellierender Impuls“ (Götz Kubitschek) so offensichtlich ist, sich zu Verteidigern des Unterschiedes aufschwingen, kann man eigentlich nur damit erklären, dass „Vielfalt“ in den letzten Jahren als etwas so grundsätzlich gutes dargestellt wurde, dass man dem politischen Gegnern nun „Gleichmacherei“ unterstellen muss, um ihn zu diskreditieren, auch wenn es gerade diese ideologisch verblendeten Leute sind, die alle Unterschiede einwalzen wollen. Denn wer bitte sehr will denn gleich werden wie die Heteros, wenn nicht die Homosexuellen, die Ehe-, Adoptionsrecht und künstliche Befruchtung für sich einfordern? Sind nicht sie es, die den gleichen gutbürgerlichen Lebensstil anstreben, also gleich werden wollen, obwohl es zwischen ihrem und einem normalen (das heisst der Norm entsprechenden) Lebensstil fundamentale Unterschiede gibt? Wer akzeptiert hier die eigene Einzigartigkeit nicht und fordert von der Gesellschaft, sie solle per Gesetzesentschluss die eigenen Unzulänglichkeiten beheben? Und warum sollte die von Dietrich postulierte „Einzigartigkeit“ zu „Gleichberechtigung“ führen? Wenn man alles gleich behandelt, dann trägt man der Einzigartigkeit keine Rechnung und betreibt genau das was man dem politischen Opponenten vorwirft: Gleichmacherei. Letztlich bleibt der stellvertretende Chefredaktor auch das Argument schuldig, warum „Gleichberechtigung […] die demokratische Antwort“ sein soll, die es zu geben gelte. Was hat das mit Demokratie zu tun? Ebenso gut könnte in einem diktatorischen Staat Homosexuellen das Ehe- und Adoptionsrecht zugestanden werden und ein demokratischer Staat kann ihnen diese Rechte verweigern, ohne deshalb aufzuhören demokratisch zu sein. Man merkt worauf Dietrichs Verwendung des Adjektivs „demokratisch“ abzielt: Wer gegen diese Rechte ist, ist implizit ein „Antidemokrat“ und somit pfui, pfui, pfui. Das ist dann schon ganz billige Polemik…

Krumme Analysen haben beim Blick offenbar Hochkonjunktur.  So sieht der emeritierte Philosophieprofessor der Universität Zürich, Georg Kohler, in den USA die liberale Demokratie in der Krise. Bestimmt durchläuft das amerikanische Establishment eine Krise und die ganze liberale Demokratie im Westen gerät angesichts der Probleme die man sich eingebrockt hat an ihre Grenzen. So weit ist Kohler durchaus zuzustimmen. Aber dann einfach Donald Trump als den alletrumpinigen Gradmesser in den USA hinzustellen und ihm zu unterstellen, er hetze, so Kohler, „mit seinen aggressiven und rassistischen Botschaften die weisse Arbeiterschaft auf“[4], zielt an den Realitäten vorbei. Trump vertritt zwar implizit durchaus die Interessen der weissen Arbeiterschaft, aber die Tatsache, dass sich in den USA einmal ein Präsidentschaftskandidat für die Interessen Weisser einsetzt, hat noch lange nichts mit Hetze zu tun. Trump beschädige die Demokratie, wenn er dazu aufrufe, im Herbst bei den Wahlen genau hinzuschauen, dass nicht betrogen werde. Wir reden hier notabene von einem Land, in dem schon einmal ein Präsident per Gerichtsbeschluss ins Weisse Haus gehoben wurde.[5] Es gibt durchaus aufgehetzte Leute, die lautstark – manchmal sogar mit Gewalt – versuchen, die demokratischen Veranstaltungen des Kandidaten Trump zu stören oder aufzulösen. Die sehen dann aber oft eher aus wie Soziologiestudenten und nicht wie die weisse Arbeiterschaft. Kein Wort darüber im Blick Interview. Wäre der Kandidat ein Linker, dann sähe man die Demokratie wohl eher durch Leute gefährdet, welche versuchen, die Versammlungen eines demokratischen Präsidentschaftskandidaten zu sprengen. Wenn man den Blick etwas öffnet und nicht nur die Wahlen betrachtet, dann sieht man auch, welche Bevölkerungsschicht in den USA im Moment am meisten aufgehetzt wird. Es sind dies die Afroamerikaner, die mittlerweile bald im Monatsrhythmus irgendwo für Randale sorgen, wenn mal wieder ein Schwarzer erschossen wird. Durch die Polizei erschossen wird, muss man ergänzen. Denn es interessiert dieselbe aufgehetzte Gemeinschaft nicht sonderlich, wenn ein Schwarzer durch einen Schwarzen umgebracht wird, was in 9 von 10 Fällen der Fall ist, wenn ein Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln einen gewaltsamen Tod findet.  

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Jüngstes Beispiel sind die Ausschreitungen in Milwaukee. Dass der Polizist, der den tödlichen Schuss abgab ein Schwarzer war, war zum Zeitpunkt der Randale wohl noch nicht klar. Ein aufgebrachter Schwarzer predigte: „Wir wollen keine Gerechtigkeit oder Frieden mehr. […] Wir wollen Blut… Wir können nicht mit weissen Leuten zusammenleben. Einer von uns muss gehen. Schwarz oder Weiss.“[6] Blut gab es dann auch in dieser Nacht, mehrere Leute wurden verwundet, teilweise durch Schüsse. Geplündert und gebrandschatzt wurde auch. „Leider“ haben Plünderer die Läden ihrer afroamerikanischen Mitbürger angezündet, was eine weitere schwarze Dame sehr erzürnte; man solle gefälligst in die Vorstadt gehen und die „Scheisse“ dort anzünden. In der Vorstadt leben die Weissen. Das Credo lautet also: Schuld am Tod dieses schwarzen Gangsters sind die Weissen. Ist es dann verwunderlich, wenn sich die weisse Arbeiterschicht einem Kandidaten zuwendet, der mit der ganzen politischen Korrektheit bricht, welche als Motto die „White Guilt“ installiert hat? Ist es verwunderlich, wenn sich die weisse Arbeiterschaft jemandem zuwendet, der sagt, er wolle den Verlust von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer bekämpfen? Ist es verwunderlich, wenn die Forderung nach einer Mauer von Weissen unterstützt wird, welche zu einer Minderheit im eigenen Land werden und sich zunehmend aggressiv auftretenden Minderheiten gegenüber sehen? Und ist jemand einfach nur ein billiger Demagoge und ein Totengräber der Demokratie, wenn er diese Probleme offen anspricht?

Aber klar, aufgehetzt wird die weisse Arbeiterschaft, welche friedlich auf ihrem Sofa sitzt, wenn sie nicht auf der Arbeit ist (sofern sie welche hat) und welche einzig und alleine darauf hofft, dass ein Präsident an die Macht kommt, der vielleicht ihre Interessen vertritt. Natürlich kann man die Zustände in den USA auch so sehen und beschreiben wie Kohler das tut, es scheint nur nicht sonderlich objektiv. Denn wenn Trump die weisse Arbeiterschaft aufhetzen sollte, dann macht er das erdenklich schlecht. Man kann natürlich als Philosoph auch beklagen, dass die Sehnsucht nach einem starken Führer wachse, wie etwa in der Türkei, Russland und dass „Bürgerkriegsrhetorik“ den politischen Streit ablöse. Wenn wir aber in die Welt hinausschauen, dann sehen wir, dass reale Bürgerkriege – in denen tatsächlich Menschen sterben – genau dort stattfinden, wo die liberalen westlichen Demokratien die „starken Führer“ entfernt haben wie im Irak – oder es versuchen, wie aktuell in Syrien. Trump bezeichnete den Irakkrieg übrigens als grossen Fehler. Wenn ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat die Hoffnung weckt, sich mit Kriegen zurückzuhalten und sich in bestehenden Konflikten nicht einfach auf eine Seite zu schlagen, dann wäre das einmal ein Versuch wert. Das könnte Menschenleben retten – „Bürgerkriegsrhetorik“ hin oder her.

Nun Trump ist in der Tat nur ein Symbol, er ist nicht derjenige „der die Öffentlichkeit zersplittert“, und „die Lager radikalisiert“. Das haben die Führer der westlichen Demokratien ganz gut alleine hinbekommen, in dem sie die Gesellschaft mit Einwanderung immer mehr fragmentierten und durch liberale Ideen das „Gemeinwohl“ als etwas beinahe protofaschistisches darstellten.

Den politischen Gegner nicht als solchen anerkennen, sondern ihn quasi als „Antidemokraten“  hinstellen, als jemanden also, der sich ausserhalb der akzeptablen politischen Praxis bewegt und „menschenfeindliche“ Ziele verfolgt, das kann man beim Blick auch ohne Trump ganz gut. Da helfen alle Lippenbekenntnisse nichts, dass es „natürlich“ das Recht der EDU sei, ein Referendum zu ergreifen.

[1] http://www.blick.ch/news/politik/die-politik-treibt-die-gleichberechtigung-fuer-schwule-und-lesben-voran-ein-gutes-jahr-fuer-den-regenbogen-id5378421.html
[2] http://avalon-gemeinschaft.ch/?p=604
[3] http://avalon-gemeinschaft.ch/?p=398
[4] http://www.blick.ch/news/ausland/uswahlen/donald-trump-hat-den-schaden-ist-bereits-angerichtet-totengraeber-der-debatte-id5377150.html
[5] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Nachgezaehlt-Al-Gore-haette-die-US-Praesidentschaftswahl-gewonnen-53099.html
[6] http://www.amren.com/features/2016/08/the-truth-about-the-milwaukee-riots/
Mit der letzten Aussage hat der aufgebrachte Schwarze wohl sogar recht. Segregation von so verschiedenen Volksgruppen dürfte die friedlichste und unblutigste Lösung sein, um den gescheiterten Multikulturalismus abzuwickeln.

Wer gegen die Salamitaktik der liberalen Gleichmacher ist, der kann das Referendum unterstützen welches „ultrakonservative, christliche Kreise“ ergriffen haben. Den Link zu den Unterschriftenbögen gibt’s hier: 

http://www.nein-zu-diesem-adoptionsrecht.ch/unterschriftenbogen/