Die Entstehung der Eidgenossenschaft – eine Zeittafel (Erster Teil)

Einleitung

Bis zur Erschließung des Gotthardpasses um 1230 lagen die drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden abseits der großen Handelsstraßen zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Italien. Was dort geschah, war meist nur von lokaler Bedeutung. Dies änderte sich mit dem Bau einer Brücke über die Schöllenen-Schlucht. Uri und seine Nachbartäler gerieten ins Blickfeld der deutschen Könige und Kaiser.

Schwyz wird reichsfrei

Im Dezember 1240 unterzeichnete der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. einen Freiheitsbrief für das Tal Schwyz. Nach dem Beispiel der Urner (Mai 1231) versuchten sich auch die Bewohner des Tales Schwyz der Vogteigewalt durch die Habsburger zu entziehen. Diese Gelegenheit ergab sich, als am 20. März 1239 Papst Gregor IX. Kaiser Friedrich II. für gebannt erklärte und damit der Machtkampf zwischen Kaiser und Papst erneut begann. Graf Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg, der Inhaber der Vogteirechte über Schwyz, stellte sich auf die Seite des Papstes. Daraufhin sandten die Schwyzer im Winter 1240 über den Gotthardpass Truppen in das Lager von Kaiser Friedrich II. Dieser stand mit seinen Truppen vor der italienischen Stadt Faenza.

Städte schließen sich zusammen

Am 20. November 1243 trafen sich die Abgesandten von Bern und Freiburg im Üchtland, in Murten zusammen, um ein ewiges Bündnis zu schließen. Die Übereinkunft zwischen den Städten, die ihre Gründung den Zähringern verdanken, regelte die Rechte und Pflichten der Bürger beider Orte und das Verhalten bei Konflikten.

Das Bündnis zwischen dem staufertreuen Bern und dem kyburgischen Freiburg, das erste seiner Art, sollte alle zehn Jahre erneuert werden. Hauptziel war die Vermeidung von Streitigkeiten jeder Art. Kam es trotzdem zwischen Bürgern von Bern und Freiburg zu Auseinandersetzungen, so sollte eine gütliche Einigung angestrebt werden. Ferner verpflichteten sich die Partner, bei einem Streit zwischen den jeweiligen Herren der Städte auf eine sofortige Beilegung hinzuwirken und, falls dies nicht gelingen sollte, erst nach 14 Tagen zu kämpfen.

Die Städtebündnisse waren Ausdruck einer Rechtsunsicherheit. Der Streit zwischen Papst und Kaiser ließ fürchten, dass es zu Kämpfen zwischen beiden verfeindeten Parteien kommen konnte.

Das Reich ist ohne Kaiser

13. Dezember 1250. Während der Vorbereitungen zu einem Kriegszug ins Reich erlag der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. in seinem Heerlager Fiorento bei Lucera in Apulien einem Fieber. Als Nachfolger wurde sein Sohn Konrad IV. zu König und Kaiser bestimmt.

Das Heilige Römisch Reich, wie es seit 1157 genannt wurde, hatte keinen Kaiser mehr, es begann eine Zeit des Interregnums (Zwischenherrschaft). Um den Titel des Königs stritten sich Konrad IV. und Wilhelm von Holland. Beiden suchten sich Verbündete unter den deutschen Fürsten, deren Macht dadurch spürbar wuchs.

Die Folgen dieses Machtkampfes wurden im Reich immer spürbarer, es herrschte zunehmend eine Rechtsunsicherheit. Das führte dazu, dass die Bereitschaft wuchs, angesichts des Fehlens einer Zentralgewalt das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Anders als die Territorialfürsten, die hoffen konnten, ihren Einfluss zu vermehren, waren die Städte am allgemeinen Frieden und an Handelswegen interessiert.

Urner stellen Söldner

Im Jahr 1252 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Abt Berchtold von Sankt Gallen und dem Konstanzer Bischof Eberhard von Waldburg. Der Abt Berchtold warb dabei Söldner aus Uri an. Die Söldner wurden an der Letzi (Sperranlage) bei Kronbühl aufgestellt, um dort die Straßen vom Thurgau nach Sankt Gallen zu sperren.

Auf der Seite des Abts von Sankt Gallen war auch Graf Rudolf IV. von Habsburg. Durch die Verstärkung der Söldner aus den Waldstätten fühlte sich der Abt Berchtold stark genug, um den offenen Kampf gegen den Bischof zu wagen. Es kam jedoch zu keiner Schlacht: Als beide Heere versammelt waren, konnte ein gleiches Kräfteverhältnis festgestellt werden, und so einigten sich der Bischof und der Abt Berchtold auf eine friedliche Lösung.

Rudolf IV. wird König

11. September 1273. In Abwesenheit des Königs Ottokar II. von Böhmen entschied sich das Kurfürstenkolleg in Frankfurt am Main für den Grafen Rudolf IV. von Habsburg als deutschen König. Der Habsburger, der zu dieser Zeit im Kampf gegen Bischof Heinrich von Basel die Stadt Basel belagerte, schloss einen Waffenstillstand und machte sich daran, die in den Jahren des Interregnums verfallene Autorität des Herrschers im Reich wiederherzustellen.

Quellenangabe:

– Autorenkollektiv, Chronik der Schweiz, Ex Libris Verlag, Zürich 1987.