Der Stammtisch

Der Stammtisch hat eine jahrhundertealte Tradition in unserer Gesellschaft. Früher war der Stammtisch für Menschen der Zünfte und Innungen, später eines höheren Bürgertums wie Ärzten, Unternehmern, Anwälten, Beamten usw. vorbehalten, aber die untere Handwerker- und Arbeiterschicht war dort nicht willkommen, sondern blieb meist unter sich. In den illustren Runden wurden Geschäfte gemacht, gemeinsame Vereinbarungen getroffen und Informationen ausgetauscht.

Durch die gesellschaftliche Entwicklung und die allgemeine Bildung aller Volksschichten wurden diese Stände- und Klassenunterschiede verringert. Der Stammtisch wurde immer mehr zu einer gemeinsamen Runde des geselligen Austauschs und des Umtrunks, wo die „Stammtischparolen“ aufkamen. In der heutigen Zeit ist der Stammtisch inzwischen oft zu einem verknöcherten Seniorentreffpunkt geworden, der für die Jugendlichen kaum einen Anreiz bietet: Da wird über Politik, Arbeit und sonstige „unnütze Themen“ diskutiert. Die Medien haben zu dem schlechten Ruf des Stammtischs sehr viel beigetragen, gerade weil er durch den persönlichen Austausch eigene Positionen aus dem Volke fördert und nicht einfach die Medienkampagnen passiv konsumiert und übernimmt. Da würde bloß gepoltert, alte Männer diskutieren über Politik, wovon sie ja sowieso keine Ahnung haben, es fallen frauenfeindliche Bemerkungen, die Frauen sind sowieso nicht willkommen und man reißt geschmacklose Witze, das geht gar nicht! Tatsächlich?

Der Stammtisch ist für uns in Anknüpfung an die ursprüngliche Tradition jedoch gerade nicht etwas Veraltetes und Überholtes, sondern ein Symbol der Freiheit und eine Wurzel der Gemeinsamkeit und sozialen Kreativität. Freie Rede ohne politische Korrektheit, ein Zusammenkommen von Gleichgesinnten, der aktive und spontane Austausch von verschiedenen Meinungen, und ebenso kann es eine heitere und lustige Runde sein. Jung und Alt, Frauen und Männer sind natürlich willkommen, sofern sie etwas aushalten können, denn alle sollten auch schlagfertig sein, damit es eine muntere Runde wird.

Daher gilt für uns: Gehe regelmäßig zum Stammtisch! Egal, ob du am Morgen früh aus dem Bett mußt oder schon müde hingehst. Freunde und Kameraden zu treffen, schweißt die Gemeinschaft zusammen, und der Dialog, sprich: das Gespräch, erweitert den Horizont und ist eine Abwechslung zu den langweiligen, oberflächlichen Unterhaltungen im Alltag. Zudem kann der Stammtisch für kleine Vorträge, das Ansehen einer Dokumentation oder einen Themenabend sinnvoll genutzt werden. Stammtische sind eine unverzichtbare, jahrhundertalte Tradition der Geselligkeit, des Austauschs und der Meinungsbildung. So soll es auch in Zukunft sein. Alle Macht dem Stammtisch!