Polenfeldzug 1939, von Daniel Heintz

Liebe Zuhörer,
ich möchte mich zuerst kurz vorstellen: Mein Name ist Daniel Heintz, Jg. 1979, verheiratet, 1 Kind. Ich habe von 2001-2006 Geschichte, Politik und Volkskunde studiert und erfolgreich abgeschlossen.
Während meines Studiums war ich in vielen Archiven unterwegs. Bis heute bin ich fast wöchentlich auf der Suche nach interessanten Quellen, welche auch Grundlagen des heutigen Vortrages über den deutsch-polnischen Konflikt von 1939 sind.

Vorab ein paar Grundlageninformationen über die Vorgeschichte des Polenfeldzuges 1939 sowie das weitere Schicksal Polens.
Ich möchte klarstellen, daß ich kein Experte zum operativen militärischen Ablauf des Polenfeldzuges bin. Diese Abläufe sind in zahlreichen Büchern nachzulesen. Mir geht es darum, die Vorgeschichte wie auch die Besatzungszeit kurz zu erläutern, aber im Kern des Vortrages die These der bisher letzten Anti-Wehrmachtsausstellung „Größte Härte…“(??), die Wehrmacht habe in Polen von Beginn an einen Vernichtungsfeldzug geführt, zu beleuchten, ggf. zu widerlegen und dadurch den Fokus auf die Arbeitsweise vieler systemkonformer Historiker zu richten und diese zu entlarven.
Betrachtet man die allseits bekannte Reemtsma-Ausstellung, durchleuchtet man diese Polenfeldzug-Ausstellung, aber auch zahlreiche andere und liest man die verschiedenen historischen Darstellungen, liegt die Vermutung nahe, daß diese von mir heute darzulegende Arbeitsweise Methode hat. Vielen von ihnen ist dies subjektiv sicherlich auch schon aufgefallen, meine Aufgabe sehe ich nun darin, dies zu belegen.
Ich möchte den heutigen Ausführungen ein Zitat des „Vaters der deutschen Volkskunde“, Wilhelm Heinrich Riehl, voranstellen:
„Des Historikers erste Pflicht ist die Wahrheit, die ganze Wahrheit, und wer bloß die halbe Wahrheit sagt, ist schon ein ganzer Lügner.“

2006 fragte mich ein militärgeschichtlich interessierter Kamerad, ob ich von der neuen Anti-Wehrmachtsausstellung gehört hätte. Er meinte, die Vorwürfe seien so haarsträubend, ob ich nicht nachrecherchieren könne. Also besorgte ich mir zuerst den Ausstellungskatalog, danach das vom Hauptverantwortlichen der Ausstellung, Jochen Böhler, geschriebene Buch „Auftakt zum Vernichtungskrieg – Die Wehrmacht in Polen 1939“. Dieses Buch stellt die ausführliche Ausarbeitung des Ausstellungsthemas dar und wird – durch Steuerzuschüsse subventioniert – von der Bundeszentrale für politische Bildung vertrieben. Daraufhin habe ich mir die zugrundegelegten Quellen, die ich über das Bundesarchiv oder die Universitätsbibliothek erhalten konnte, bestellt und 1:1 überprüft.
Im Ausstellungskatalog wird einleitend die Reemstma-Ausstellung gelobt, da diese das Bild der sauberen Wehrmacht widerlegt habe. Dieser Aussage schließt sich aber die Kritik an, es sei durch Reemtsma eine neue Legende entstanden, nach der die Wehrmacht erst ab 1941 an einem verbrecherischen Vernichtungskrieg beteiligt gewesen sei. Doch habe der Vernichtungskrieg bereits 1939 im Polenfeldzug begonnen. Diese These ließ mich endgültig aufhorchen.
Anfangs war ich durch die Seriosität der Quellen und einem Beitrag von Prof. Hans Erich Volkmann, ehemaliger leitender Historiker des MGFA, trotz aller bekannten Geschichtsverfälschungen im Zweifel, ob mein Wissen über die Wehrmacht in Polen vielleicht völlig falsch und Böhlers These richtig sein könnte. Immerhin handelte es sich um keine „Privatausstellung“ wie bei Reemtsma. Natürlich kenne ich auch die Verdrehungen und Einseitigkeiten in Schulgeschichtsbüchern. Trotzdem konnte ich erst nicht glauben, daß derartige Autoren bei diesen Quellen derart grundlegend falsche Schlüsse ziehen konnten – oder wollten.

Bis 1938 wollte Hitler Polen in ein antibolschewistisches Bündnis integrieren, weshalb seine Forderungen zur Bereinigung des deutsch-polnischen Verhältnisses sehr maßvoll waren. Doch obwohl sich Polen noch an der Zerschlagung der Tschechei beteiligte, war es bereits kurze Zeit später gegenüber den deutschen Forderungen nicht mehr kompromißbereit. Stattdessen suchte es Unterstützung von England und Frankreich gegen das Deutsche Reich. Erst im Zuge dieser politischen Verschiebungen entschied sich Hitler zu einem Feldzug gegen Polen und erst nach diesem Feldzug und der Ablehnung der deutschen Friedensangebote durch Großbritannien und Frankreich und dem Desinteresse Stalins an einem polnischen Reststaat, beschloß Hitler die Zerschlagung des Landes.
Der noch ungeklärte Status Polens bis zum Jahresende 1939 wird auch aus der Anordnung Hitlers ersichtlich, in allen amtlichen Verlautbarungen vorerst die Bezeichnung „das von deutschen Truppen besetzte Gebiet der Republik Polen“ zu verwenden.
Im Zuge der Zerschlagung Polens wurde das Generalgouvernement geschaffen, ein pseudo-autonomes polnisches Territorium unter deutscher Herrschaft. Allerdings konnten sich die Polen im Gouvernement kulturell vergleichsweise frei entfalten, auch weil Generalgouverneur Frank spätestens seit 1942 aus verschiedenen Gründen für einen Wandel in der Polenpolitik eintrat, damit bei Hitler aber keinen Erfolg hatte, auch wenn Frank regional Verbesserungen durchsetzen konnte. Die Beibehaltung der Polenpolitik ließ schließlich alle Versuche scheitern, polnische Freiwillige in die antibolschewistische Front einzufügen, obwohl es auf polnischer Seite durchaus Gruppierungen gab, die dieses Ansinnen formulierten. So wurden Polen Ende 1944 lediglich als Hilfswillige der Wehrmacht zugelassen. Überhaupt war die Wehrmacht jene deutsche Institution, die sich den Polen gegenüber großteils ehrenhaft verhielt.
Wenn auch wohl in geringerem Umfang als in anderen Ländern, so gab es aber auch in Polen Kollaboration. Es gab einige Tausend polnische Agenten und Informanten in deutschen Diensten. Zudem taten im Generalgouvernement 25.000 polnische Polizisten Dienst. Die polnische Polizei war zwar vom Widerstand durchsetzt, wurde dennoch gegen Banden eingesetzt und mehrere Hundert von ihnen waren auch an der Niederschlagung des Warschauer-Ghettoaufstandes beteiligt. Weiterhin gab es polnische KZ-Wachen und sogenannte Trawniki. Das waren Freiwillige aus Polen, der Ukraine und dem Baltikum, die bewaffnet und für Hilfsausfgaben herangezogen wurden. Interessant ist auch, daß etwa 1.500 faschistische polnische Widerständler gegen die Russen kämpfend mit den deutschen Truppen zurückgingen. Trotzdem blieb die Kollaboration vergleichsweise marginal.

Wie erwähnt, wird heute von Historikern vermehrt behauptet, der Polen-Feldzug sei der Beginn des Vernichtungskrieges im Osten gewesen. Fakt ist aber, daß die Wehrmacht einen herkömmlichen Krieg plante – sofern es so etwas geben mag -, aber keinen Vernichtungskrieg. Die deutschen Soldaten wurden zu notwendiger Härte erzogen, aber auch zu Disziplin. Das Kriegsvölkerrecht war zu beachten und die Zivilbevölkerung sollte anständig behandelt werden. In den meisten Ausstellungen und Publikationen wird behauptet, die deutsche Führung habe die Soldaten der Wehrmacht von Beginn an auf einen radikalen Krieg ohne Regeln und ohne Rücksichtnahme vorbereiten wollen und die Soldaten entsprechend erzogen. Lediglich im Krieg gegen die westlichen Gegner wird die Einhaltung des Kriegsrechts einigermaßen zugestanden. Doch Fakt ist: Der deutsche Soldat wurde im Sinne des Kriegsrechts erzogen. Am 28.8.1939 ergingen noch Sonderbestimmungen für den Kriegsfall mit dem Inhalt, die Haager Landkriegsordnung sei sinngemäß anzuwenden. Zur Festnahme und Behandlung von Geiseln galt es ebenso Dienstvorschriften zu beachten wie zur Gefangennahme von Freischärlern. Zivilisten in Waffen waren – soweit sie sich an das Kriegsrecht hielten – als Kriegsgefangene zu behandeln (kenntlich unter Waffen, organisiert, vor der Front usw.). Es wurde auch bestimmt, daß wehrfähige Polen nicht in die Internierung gehen sollten, wenn sie in wichtigen Versorgungsbetrieben arbeiteten. Auch die Verwaltung sollte aufrecht erhalten werden. Diese ganzen Bestimmungen, Anweisungen und Vorschriften stehen im absoluten Gegensatz zur Vernichtungskriegsthese. Daher wurden diese Fakten von Böhler auch ausgeblendet.
Als Beispiel zum Umgang mit Freischärlern soll folgender Befehl der Panzerdivision Kempf zitiert werden:

– Zitat Befehl S.30 –

Ich möchte an dieser Stelle auch mal die 10 Gebote des deutschen Soldaten verlesen, die jeder Landser in seinem Soldbuch stehen hatte:
Zehn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten:
1. Der deutsche Soldat kämpft ritterlich für den Sieg seines Volkes. Grausamkeiten und nutzlose Zerstörung sind seiner unwürdig.
2. Der Kämpfer muß uniformiert sein oder mit einem besonders eingeführten, weithin sichtbaren Abzeichen versehen sein. Kämpfen in Zivilkleidung ohne ein solches Abzeichen ist verboten.
3. Es darf kein Gegner getötet werden, der sich ergibt, auch nicht der Freischärler und der Spion. Diebe erhalten ihre gerechte Strafe durch die Gerichte.
4. Kriegsgefangene dürfen nicht mißhandelt oder beleidigt werden. Waffen, Pläne und Aufzeichnungen sind abzunehmen. Von ihrer Habe darf sonst nichts abgenommen werden.
5. Dum-Dum-Geschosse sind verboten. Geschosse dürfen auch nicht in solche umgestaltet werden.
6. Das rote Kreuz ist unverletzlich. Verwundete Gegner sind menschlich zu behandeln. Sanitätspersonal und Feldgeistliche dürfen in ihrer ärtztlichen bzw. seelsorgerischen Tätigkeiten nicht gehindert werden.
7. Die Zivilbevölkerung ist unverletzlich. Der Soldat darf nicht plündern oder mutwillig zerstören. Geschichtliche Denkmäler und Gebäude, die dem Gottesdienst, der Kunst, Wissenschaft oder der Wohltätigkeit dienen, sind besonders zu achten. Natural und Dienstleistungen von der Bevölkerung dürfen nur auf Befehl von Vorgesetzten gegen Entschädigung beansprucht werden.
8. Neutrales Gebiet darf weder durch Betreten oder Überfliegen noch durch Beschießen in die Kriegshandlungen einbezogen werden.
9. Gerät ein deutscher Soldat in Gefangenschaft, so muß er auf Befragen seinen Namen und Dienstgrad angeben. Unter keine Umständen darf er über Zugehörigkeit zu seinem Truppenteil und über militärische, politische und wirtschaftliche Verhältnisse auf der deutschen Seite aussagen. Weder durch Versprechungen noch durch Drohungen darf er sich dazu verleiten lassen.
10. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Befehle in Dienstsachen sind strafbar. Verstöße des Feindes gegen die unter 1-8 aufgeführten Grundsätze sind zu melden. Vergeltungsmaßregeln sind nur auf Befehl der höheren Truppenführung zulässig.
Vorwürfe, die Wehrmacht habe nichts gegen Ausschreitungen unternommen und die Soldaten gegen die Polen aufgehetzt, ist falsch.
Die größte Sorge der militärischen Führung bestand in einem Heckenschützenkrieg. Zwar wird gerne darauf verwiesen, daß es während des Polenfeldzuges noch keine Widerstandsorganisation gegeben habe, doch ist dies nur z.T. richtig. Zwar ist die organisierte Sammlung polnischer Widerständler erst um die Zeit der Belagerung Warschaus festzustellen, doch bereits zuvor kam es an vielen Stellen zu unrechtmäßigen und hinterhältigen Überfällen seitens Zivilisten und versprengten Soldaten.

– Zitat AA 19 S. 37/38 –
– Zitat IR 30 S. 38 –

Auch das IR 41 wurde zweimal überfallen, z.T. auch unter Beteiligung polnischer Frauen. Ohne hier detailliert alle Vorkommnisse schildern zu können, muß der Schluß lauten:
a) es gab Freischärler
b) die deutschen Vergeltungsmaßnahmen waren vom Grundsatz rechtmäßig
c) polnische Freischärler nahmen keine Rücksicht auf eigene Zivilisten

Übrigens bestätigten auch Überläufer und Nachrichtendienste das Vorhandensein polnischer Freischärlergruppen, sogar mit Nennung von Orten und Namen. Als Beispiel die geheime Meldung des OKH vom 1.9.1939:

– Auszug S. 47 –

Übrigens war es auch die polnische Regierung, die – sich den Konsequenzen bewußt sein müssend – Zivilisten zum Kampf gegen deutsche Soldaten aufforderte. Die in diesem Zusammenhang vorgenommenen Sühnemaßnahmen waren daher auch juristisch rechtmäßig und hatten nichts mit der Liquidierung von Teilen der polnischen Oberschicht durch die Einsatzgruppen zu tun, die zwar der Wehrmacht unterstellt wurden, deren Maßnahmen den Truppen aber zunächst kaum bekannt waren.

Böhler, der schon genannte Verantwortliche für die Ausstellung „Größte Härte“, beginnt seine Serie von Vorwürfen gegen die Wehrmacht mit einer Kritik an angeblichen Terrorangriffen der deutschen Luftwaffe auf polnische Orte. Dies macht er am Beispiel der zerstörten Stadt Wielun fest. Vorweg: Alle mir bekannten anerkannten Luftkriegsexperten kamen bisher zu völlig anderen Schlüssen wie Böhler und konnten dies auch belegen.
Ich möchte Ihnen aber einfach an den von Böhler u.a. angegebenen Quellen zeigen, wie er zu seinen Terrorangriffen kommt:

Zitat S. 16 mit Angabe Quelle

Böhler nimmt hier willkürlich einen militärischen Erfahrungsbericht zu Material und Waffen und wertet diesen als konkreten Einsatzbericht. Aber: In der Quelle wird kein Hinweis auf einen Ort genannt, die militärische Lage (Feindtruppen) wird nicht beleuchtet. Dies war auch gar nicht Gegenstand dieses Berichtes. Er erwähnt auch nicht, daß bei dem Angriff auf Wielun schlechte Witterungsverhältnisse herrschten und daß es Meldungen über Feindtruppen im und um den Ort gab, z.B. über eine Kavalleriebrigade. U.a. aufgrund dieses Beispiels nannte der Historiker Dr. Stefan Scheil diese Ausstellung eine „staatlich geförderte Geschichtsfälschung“.
Böhler verwendet im Zusammenhang mit Wielun weiterhin zweifelhafte Literatur, in der aufgestellte Behauptungen mit keinen Quellen belegt werden. Er vermischt oder verwechselt Inhalte von Dokumenten und zieht einfach ganz eigene Schlüsse. Statt z.T. widersprüchliche oder ungeklärte Darstellungen – z.T. auch in den Akten – aufzulösen, interpretiert Böhler diese im Sinne seiner These vom Vernichtungskrieg, ohne alternative Betrachtungsweisen zu erwähnen.
Auch der Vorgang um die Bombardierung Warschaus – Ultimatum, Frontstadt, Evakuierung und Verpflegung der Bevölkerung –, widerlegt jegliche Behauptung eines deutschen Terrorluftkrieges gegen Polen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Berichte von Zeitzeugen aus einem Diskussionsprotokoll zitieren, aufgeschrieben bei einer Vortragsveranstaltung in Hamburg. So recherchierte ein Teilnehmer zum genauen Hergang: In Warschau sollen im Zusammenhang mit den Heeresoperationen schon am ersten Kriegstag, dem 1. September 1939, kriegswichtige Ziele bombardiert werden. Dies wird von Göring wegen ihrer Lage in Wohngebieten untersagt. Aus einem Befehl zur Bombardierung der Stadt zehn Tage später macht der beauftragte Geschwaderkommodore im Einvernehmen mit seinen Gruppenkommandeuren einen Angriff auf ein kriegswichtiges Ziel in der Stadt, was ihn seine Stellung kostet. Der französische Luftwaffen-Attaché meldet am 14. September, daß nur militärische Ziele bombardiert wurden. Noch acht Tage später wird ein Antrag des
Fliegerführers auf Bombardierung der Stadt abgelehnt, obschon Warschau schon seit dem 16.
September die Aufforderung, sich zur offenen Stadt zu erklären, ignoriert, die deutsche Seite auch düpiert hatte, indem sie den deutschen Parlamentär trotz Ankündigung einen Tag vergebens auf den polnischen warten ließ, und sich stattdessen weiter zur Festung ausbaute. Insgesamt wird Warschau bis zum 24. September an fünf Tagen durch Lautsprecher und Abwurf von Flugblättern zum Einlenken aufgefordert, auch mit der Alternative, daß wenigstens die Zivilbevölkerung die Stadt verlassen möge. Als Diplomaten und 1200 Ausländer ihren Auszug aus der Festung durchsetzen, schweigen die deutschen Waffen. Auch Franzosen als Angehörige eines Feindstaates dürfen nach Hause reisen. Erst am 25. September erfolgt dann der große Luftangriff auf militärische Ziele in der Stadt, die von über 100 000 Soldaten verteidigt wird. Wie gesagt, nicht die Stadt wurde bombardiert, sondern militärische Ziele darin. Das führte natürlich zu Kollateralschäden (auch bei der eigenen
Infanterie), besonders da mangels ausreichender Bomber etwa ein Siebtel der Gesamtbombenlast in Form von Brandbomben buchstäblich aus Transportern Ju 52 geschaufelt wurde. (Deutschland-Journal, Sonderdruck 2007 Ursachen des Zweiten Weltkriegs, S. 134; Quellen: Horst Boog, Bombenkrieg, Völkerrrecht und Menschlichkeit im Luftkrieg, in: Poeppel, v.Preußen, v.Hase (Hrsg.), Die Soldaten der Wehrmacht, München 1998, S. 292 f.; Kurt Zentner, Illustrierte Geschichte des Zweiten Weltkriegs, München 1963, S. 76 f.)

Wie die deutschen Soldaten die Form des Krieges und die damit verbundenen Vergeltungsaktionen in Polen wahrnahmen, zeigt beispielhaft ein Auszug aus einem persönlichen Kriegstagebuch, das im Bundesarchiv-Militärarchiv liegt: „Gestern rief die polnische Regierung die Bevölkerfung zum Bandenkrieg auf; hoffentlich werden sie dem Ruf nicht allzusehr Folge leisten, denn die Maßnahmen unsererseits sind zwar gerechtfertigt, aber grausam. Wo man Kameraden von uns aus dem Hinterhalt erschießt, bleibt kein Stein auf dem andern.“ Und: „Die Stadt Szcekociny war durch Brand vollkommen vernichtet, auch auf Dörfern sah man einige abgebrannte Häuser. Es sind alles Vergeltungsmaßnahmen für Soldaten, die von Franktireurs erschossen wurden. Die Polen sitzen auf den Stufen der abgebrannten Häuser und jammern. Oft frage ich mich, ob dies alles nötig ist, aber es ist Krieg und der ist grausam.“ Er beschreibt aber auch ein anderes Bild, z.B. am 18. September 1939: „Einige km landeinwärts sehen wir ein ungewohntes Bild. Friedlich schaffen viele Leute draussen auf den Feldern und bringen, als ob Ruhe und Frieden wäre, die Erzeugnisse ihrer Felder ein. […] Die Leute kommen in hellen Scharen an unsere Kolonne und geben uns Eier für Zigaretten…“ Von einem anderen Tag, dem 5. September 1939, berichtete er: „Abends sind wir mit geladener Pistole ausgegangen. Dabei sind wir in ein polnisches Haus geraten und haben uns mit einer netten Polin, 18 Jahr, Hela, mit Mutter und Bruder lustig unterhalten.“
Ein anderer Soldat schrieb in seinem Tagebuch nieder, z.B. am 1. September 1939: „Nachts sieht man weithin brennende Dörfer, Häuser und Scheuern. Da und dort wilde Schießereien, angeblich Freischärler. Überall Nervosität.“ Einen Tag später: „Die Truppe meldet immer wieder, daß sie von Freischärlern aufgehalten wird. Erschießungen… Deutsche Bewohner der Dörfer, verängstigt, zeigen doch rührende Freude bei unserem Erscheinen.“ Ein Eintrag vom 12. Septemer 1939 lautet: „In der Stadt versucht die Bevölkerung da und dort zu plündern, leider auch einige Soldaten. Ich setze unsere Feldgendarmerie ein.“ Die Tagebücher, aus welchen diese Zitate stammen, wurden von mir willkürlich aus dem großen Bestand des Militärarchivs ausgewählt. Sämtliche Einträge zeugen von keinerlei Vernichtungswillen, sondern von Anteilnahme gegenüber der Bevölkerung, aber auch der Anerkennung besonderen Situation des Krieges.

Tatsächlich gab es aufgrund des Neben- und Durcheinanders von Wehrmacht, Parteidienststellen und SS Maßnahmen, die von Willkür geprägt waren. In einem Erlaß des Oberbefehlshabers Ost vom 10. Oktober 1939 wurden denn auch „gewisse sogenannte bevölkerungspolitische Maßnahmen, mit denen die Wehrmacht nichts zu tun hat“ als Ursache für die noch nicht stattgefundene Befriedung des polnischen Gebietes genannt. In diesem Zusammenhang wuchs übrigens auch die Bereitschaft der Wehrmacht, sich aus der Verwaltung in Polen herauszuziehen, was durchaus im Sinne Hitlers war.
Im Nachhinein wurde der Wehrmachtführung immer wieder vorgeworfen, sie habe sich durch passives Verhalten und das Nichteinschreiten gegen eigene Soldaten und das Mordprogramm von Einsatzgruppen und anderen Organisationen an den – tatsächlichen und vermeintlichen – Verbrechen in Polen mitschuldig gemacht. Dies ist so nicht haltbar: Die Mehrheit der Soldaten verhielt sich korrekt und deutsche Soldaten wurden wegen Vergehen verurteilt. Beispielsweise verdoppelte General von Reichenau die Strafe gegen den Leutnant K. von 1 auf 2 Jahre wegen Tötung von 19 Juden. Da die Hintergründe wohl nicht ganz klar waren, wurde der Leutnant wegen Totschlag und nicht wegen Mord verurteilt, daher die vergleichsweise niedrige Strafe.
Nun kritisiert Böhler wiederum, daß von Hitler am 4.10.1939 eine Generalamnestie erlassen wurde, die dazu geführt habe, daß kaum Urteile vollzogen worden seien. Er erwähnt aber nicht, daß der „Gnadenerlaß des Führers und Reichskanzlers“ nur für folgende Taten galt:

– Zitat S. 82 –

Zudem gab es noch Ausführungsbestimmungen, nach denen Plünderung, Erpressung, Diebstahl und Vergewaltigung nicht unter die Amnestie fielen. Weiterhin gab es zu dem Gnadenerlaß eine Verordnung vom 5.10.1939, die besagte, daß die zuständigen Gerichtsherren in einem Kriegsgerichtsverfahren über die Anwendbarkeit des Gnadenerlasses zu entscheiden hatten.

– Zitat S. 83 –

Damit ist ersichtlich, daß der Gnadenerlaß zwischen situativer Überreaktion und krimineller Energie unterschied. Wie der Erlaß konkret umgesetzt wurde, kann ich allerdings nicht sagen, dazu habe ich im Rahmen meiner Arbeit keine Unterlagen gefunden. Fakt ist aber: Derartige Gnadenerlasse waren historisch betrachtet bei fast allen., wenn nicht gar allen, Kriegsparteien ein normaler Vorgang und kein nationalsozialistischer Sonderweg.
Die Wehrmachtführung hatte kein Interesse an einer Tolerierung von Verbrechen deutscher Soldaten oder an Vernichtungsmaßnahmen gegen die polnische Bevölkerung. Zudem wurde von zahlreichen Wehrmachtoffizieren Kritik an einigen Vorkommnissen in Polen geübt, z.T. direkt an die Führung gerichtet. Wenn die Wehrmacht nicht aktiv eine Änderung der Besatzungspolitik in Polen forcierte, ist dies sicherlich mit der politischen Situation jener Tage und dem Erinnern an polnische Untaten der vorherigen zwei Jahrzehnte zu erklären.

Führten sich die deutschen Soldaten nun wirklich so brutal und unmenschlich in Polen auf, wie wir es immer wieder in Medien und Publikationen vorgeführt bekommen?
Es ist schwierig, aussagekräftige Quellen der Gegenseite zu finden, auch weil nach 1945 vermutlich kaum ein Pole im kommunistischen System eine Lanze für die Deutsche brach und dies noch niederschrieb.
Interessante, eigentlich indirekte Hinweise zum Verhältnis von deutschen Soldaten zu Polen während der Besatzungszeit findet man bei den Aufzeichnungen der sogenannten Rückkämpfer, worüber ich gerade ein Buch verfasse: Diese Soldaten, die sich hinter den feindlichen Linien befanden und zu den deutschen Linien zurück wollten, profitierten häufig von polnischen Zivilisten, die sie versorgten, die ihnen halfen, z.T. unter eigener Lebensgefahr. Natürlich gab es auch Polen, die die deutschen Rückkämpfer bei den Russen verraten haben, aber es gibt zahlreiche anderslautende Berichte. Stellvertretend möchte ich einen Auszug aus dem Erlebnisbericht von Oberst Bleckwenn anführen, der letztlich auch die anderen Berichte zusammenfaßt, wenn er schreibt: „Die Haltung der Bevölkerung war zum weitaus größten Teil nicht deutschfeindlich, ganz gleich, ob es sich um Weißrussen, Litauer oder Polen handelte. Die gegen die Bevölkerung von Seiten der Roten Armee und Verwaltung einsetzenden Maßnahmen waren im Vergleich zu denen von der deutschen Militär- und Ziviliverwaltung ergriffenen Maßnahmen derart einschneidend und schwer, daß die Bevölkerung durchweg die loyale Behandlung seitens der Deutschen anerkannte.“
Der Höhepunkt des deutsch-polnischen Konflikts nach Beendigung des Feldzuges 1939 stellte der Warschauer Aufstand ab August 1944 dar, in welchem die polnische Heimatarmee kurz vor dem Anrücken der Russen versuchte, selbst die Stadt zu erobern. Über diesen Aufstand wurde schon viel berichtet, weshalb ich nicht näher darauf eingehen möchte. Lediglich einen Zeitzeugen, einen Untersturmführer, ausgezeichnet mit dem Deutschen Kreuz in Gold, der Nahkampfspange in Gold und dem Verwundetenabzeichen in Gold, möchte ich kurz zitieren, da das Urteil eines solch erfahrenen Soldaten glaubhaft ist: „In der ganzen Stadt Warschau überfielen sie Kasernen, schossen alles über den Haufen, stürmten die Krankenhäuser, warfen die verwundeten deutschen Soldaten aus den Fenstern, vergewaltigten die Krankenschwestern, um sie danach zu ermorden. […] Wie sollte man diesen Menschen noch soldatisch anständig gegenüberstehen? […] Ich staune über die Bekleidung der Partisanen, denn viele haben deutsche Uniformen an. […] Dies ist nur eine der zahlreichen Verletzungen des Kriegsrechts durch die polnischen Partisanen. Nicht ein einziges Mal habe ich in den Kämpfen gegen russische Soldaten, an der vordersten Front, solche Greueltaten erlebt oder gesehen, wie hier in Warschau.“
Und trotz den von den Polen begangenen Grausamkeiten, zeigten viele deutsche Soldaten, daß sie ihren Anstand gewahrt hatten. So beschreibt der polnische Literaturkritiker und Teilnehmer am polnischen Aufstand Jan Jozef Lipski folgende Situation, als er schwerverletzt war: „Ich möchte jetzt erzählen, wie ich aus dem Kanalsystem hinaufstieg, denn dabei gab es ein denkwürdiges Ereignis. Nachdem wir zu dem Schluß gekommen waren, daß wir nicht in die Innenstadt vorstoßen würden, weil die Deutschen überall mit Granatengarben warteten, beschlossen wir, mit einer nach dem Zufallsprinzip zusammengestellten Gruppe beim nächsten Gully hinaufzusteigen. Meine Kameraden halfen mir, an die Oberfläche zu gelangen. Dort erblickte ich zwei SS-Männer, vermutlich Altersgenossen von mir, deren Pistolen direkt auf mich gerichtet waren. Ich hatte schon sehr lange nichts mehr gegessen, war verletzt und litt an einer Vergiftung, so daß ich, hätten sie auf mich geschossen, einen leichten Tod gehabt hätte. Ich empfand keine Angst und war nicht traurig. Und was taten die SS-Männer in diesem Moment? Statt auf mich zu schießen, nahm mich einer bei der Hand, wickelte vorsichtig meinen Verband auf, zog eine Feldflasche heraus, wusch meine Wunde und verband sie wieder mit seinem eigenen sterilen Verband. Sie führten mich zu einer Sammelstelle, brachten mir noch einen Anzug und halfen mir, mich umzuziehen. Eine ganz ungewöhnliche Begebenheit!“ Nun, betrachtet man sich das Verhalten der meisten deutschen Soldaten, war dies keine ungewöhnliche Begebenheit!
Zu diesem Verhalten paßt auch, daß die polnischen Aufständischen nicht wie Partisanen behandelt wurden, sondern ehrenhaft kapitulieren konnten und als reguläre Kriegsgefangene behandelt wurden.
Letztlich möchte ich abschließend feststellen, daß die immer wieder hervorgebrachten Vorwürfe gegen die Wehrmacht in Polen – Geiselerschießungen über das Erlaubte hinaus, willkürliches Niederbrennen, gezielte Bombardierung von Zivilisten – schon mehrfach widerlegt worden sind. Aber es ist für einen um Aufrichtigkeit bemühten Historiker heute wirklich mühsam, angesichts dieser immer wiederkehrenden, vor allem von angepaßten Historikern verbreiteten Falschdarstellungen den normalen Zeitgenossen ein wahrheitsgemäßes Bild zu vermitteln.

Zurück zu 1939:
Natürlich waren die Soldaten hoch nervös und kriegsunerfahren. Für die meisten war der Polenfeldzug der erste Einsatz um Leben und Tod. Dies kann grundsätzlich zu Überreaktionen in verschiedenen Situationen geführt haben. Dies ist auch ein Hauptvorwurf Böhlers an die Soldaten, bzw. die militärische Führung, die diese Situation mit herbeigeführt und ausgenutzt habe, indem den Soldaten im Vorfeld ein negatives Polenbild vermittelt worden sei. Man habe die Polen in Ausarbeitungen und Schulungen für die Truppe als rücksichtslos, brutal und hinterlistig dargestellt. Überprüfen wir eine solche Ausarbeitung und vergleichen diese insgesamt mit dem von Böhler herausgenommenen Zitat:

– Zitat S. 25 –

Dies ist keine Beschreibung, die von Haß erfüllt ist, wenn auch gemäßigte Vorurteile erkennbar sind. Aber Polenhaß ließ sich mit derartigen Texten wohl schwer heraufbeschwören. Zudem lassen sich einzelne diskriminierende Passagen geschichtlich erklären: „Der hinterhältige Charakter des Slawen“ beruht gewiß auf Erfahrungen zwischen 1918 und 1933, als Polen Nachbarstaaten überfiel und die ethnischen Minderheiten mit Füßen trat und zudem in jener Zeit in Rußland Millionen den bolschewistischen Säuberungen zum Opfer fielen.
Weiterhin war es die polnische Art der Kriegführung, der Verteidigung, die zu Mißtrauen und Verachtung führte. Letztlich beschreibt dies eine Passage aus Böhlers Buch selbst, wenn er schreibt:

– Zitat S. 23/24 –

Weiter ist zu beachten, daß jeder Oberbefehlshaber andere Vorgaben machte: Während General von Reichenau das Abbrennen von Häusern untersagte, sah OB von Bock dies als rechtmäßige Vergeltung an. Plünderungen waren aber überall verboten. Und Böhlers Verdacht, ein schriftliches Verbot von Plünderungen sei ein Indiz, daß dies zuvor massenhaft vorgekommen sei, ist nicht schlüssig und nicht beweisbar. Es ist sowieso unklar, wieso Böhler das Thema Plünderung in seine Vernichtungsthese integriert. Plünderungen und Diebstähle sind zeitlos kriminelle Handlungen in jeder Armee, aber kein Hinweis für einen Vernichtungskrieg.
Zur Bestätigung polnischer Grausamkeit trugen sicher auch die Aussagen von Volksdeutschen bei, die in die polnische Armee gezwungen worden waren und von Greueltaten und Erschießungen an Deutschen berichteten. Diese Ausschreitungen beruhten auch auf der Greuelhetze polnischer Zeitungen, die gegen die Deutschen in Umlauf gesetzt wurden.

– Zitat S. 52 –
– Zitat S. 52/53 –

Um weiterhin die Lage in Polen verstehen zu können, auch die mentale der Soldaten, muß bedacht werden, was deutsche Soldaten in Bromberg und anderen Orten zu sehen bekamen. Greueltaten an Deutschen, Hinterhalte auf Soldaten usw. So gab es in Bromberg als Reaktion auf polnische Übergriffe mindestens 400 Erschießungen, nachdem in diesem Ort etwa 1000 Deutsche ermordet wurden. Diese Erschießungen wurden aber angekündigt und damit begründet, daß die Überfälle und Hinterhalte nicht aufhörten. Insgesamt rechnet man mit etwa 13.000 ermordeten Deutschen in den ersten Septembertagen.

Hier nun noch 2 weitere Beispiele für Böhlers Interpretationskunst. Zur Bestätigung seiner Vernichtungsthese zitiert er aus einem Befehl der HGr. Nord unter dem damaligen GenOberst Fedor von Bock vom 10.9.1939:

– Zitat S. 63 –

Schauen wir uns aber das ganze Dokument an, so vor allem noch den Punkt 5:

– Zitat S. 63f –

Nehmen wir nur Böhlers Zitat, sieht der Befehl wie eine Einladung zum Marodieren aus. Betrachtet man den Befehl im ganzen, erkennt man, daß es sich um eine rechtmäßige Anweisung zu legalen Vergeltungsmaßnahmen im Sinne des Kriegsrechts handelt.
Als 2. Beispiel dient ein von Böhler verwendetes Zitat von Generalleutnant Geyr von Schweppenburg über Vorgänge am 17.9.1939 in Wlodowa:

– Zitat S. 65 –

Böhler läßt aber den wichtigen Folgesatz in seiner Wiedergabe dieses Zitats weg, der lautet: „Eine geringe Anzahl kriegsgerichtlicher Verhandlungen schafften Ordnung und Klarheit.“
Den unterschiedlichen Aussagewert muß man nicht weiter kommentieren.

Letztlich muß man auch eine besonders wichtige Lücke bei Böhlers Vernichtungsthese und der Ausstellung erwähnen: Es können keine Opferzahlen genannt werden, wie Böhler selbst zugibt.
Nach polnischen Angaben gab es während des Feldzuges bei 714 Exekutionen 16.000 hingerichtete Zivilisten, 3.000 Soldaten sollen abseits des Kampfes ums Leben gekommen sein, Luftangriffe und Artilleriebeschuß kosteten angeblich zivile 10.000 Opfer. So bedauernswert diese Zahlen sind und so schrecklich das individuelle Leid gewesen sein mag, so muß doch festgehalten werden, daß die Zahlen vor allem auf kommunistischen und linksextremen Quellen beruhen und die Zahlen gemessen an der damaligen polnischen Gesamtbevölkerung von über 30 Millionen Menschen eher der Gegenbeweis zur Vernichtungskriegsthese sind. Dazu auch noch eine Bemerkung des Historikers Dr. Stefan Scheil, der sich ebenfalls ausgiebig mit diesem Thema befasst hat: Was die Zahl der unmittelbaren polnischen Kriegsopfer und der Zahl der während der Besatzungszeit Getöteten betrifft, gibt es darüber einen Bericht einer staatlichen Kommission, die kurz nach Kriegsende das alles untersucht hat, der 1947 vorgelegt wurde. In diesem Bericht über Nazi-Verbrechen in Polen – er gilt für die ganze Kriegszeit und ganz Polen – wird die Zahl der
erschossenen Polen mit 38.000 angegeben. Davon 17.000 sogenannte Intellektuelle: Priester, Professoren usw. Es ist mir nicht bekannt, was es erlauben würde, diese Zahlen zu potenzieren oder gar zu verhundertfachen.
Allerdings ist es interessant, dazu eine andere Zahl ins Verhältnis zu setzen, nämlich die Zahl der vertriebenen und ermordeten Deutschen, deren Leid man am baldigen 8. Mai gedenken sollte, an jenem Tag, der den Niedergang Deutschlands amt der damit verbundenen Opfer symbolisiert. Etwa 3 Millionen Tote kostete die Vertreibung, fast die Hälfte davon fällt auf die Polen zugeschlagenen deutschen Gebiete. Ohne an dieser Stelle populistisch werden zu wollen, stellt sich doch bei diesem Zahlenvergleich die Frage, ob man nicht auch Polen eines Vernichtungskrieges bezichtigen sollte. Allerdings stellt sich die Frage, ob dies sinnvoll wäre. Letztlich hat gerade der Zweite Weltkrieg gezeigt, daß politische Klugheit einen gerechten und verständnisvollen Umgang der Völker untereinander geradezu vorschreibt, um die eigenen Ziele und Vorstellungen zu verbreiten. Gerade in unserer heutigen Lage, scheint es allen national und sozial fühlenden und denkenden Menschen geboten, keine neuen Feindschaften zu entfachen oder alte Feindschaften wieder anzufachen. Auch im Bewusstsein, dass diese Meinung nicht jeder mit mir teilt, plädiere ich zwar für eine wahre Aufarbeitung der Geschichte, nicht aber für das Wiederherstellen von Feindbildern, die uns in unserem politischen Kampf eher im Wege stehen als nützen.

Fazit:
Sowohl Böhlers Bücher als auch die Ausstellung zeichnen sich durch Unwissenschaftlichkeit und eine einseitig ideologische Ausrichtung aus. Seine eigenen Quellen überführen ihn in seiner unsauberen Arbeitsweise. Erschreckend ist aber nicht alleine, daß ein „Wissenschaftler“ derart einfältig versucht, seine abenteuerliche These zu belegen. Mindestens genauso schlimm ist die Tatsache, daß man dafür auch noch staatliche Preise erhält und eine solche Arbeit auf Kosten des Steuerzahlers subventioniert vertrieben wird, wie es durch die Bundeszentrale für politische Bildung geschieht.
Es ist aber bezeichnend, daß heute überhaupt nicht mehr differenziert über die Gründe des Kriegsausbruchs, ja auch über eine polnische Mitverantwortung diskutiert wird. Der alte Spruch „Zum Streiten gehören immer zwei“, der so viel Wahres enthält, findet überall Zustimmung – nur in Bezug auf das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg nicht. Damit stellt auch die Geschichtsschreibung über den Polenfeldzug ein Mosaikstein in der geistigen Unterdrückung des deutschen Volkes dar, von kleinen Kreisen bewußt instrumentalisiert, um den deutschen „Schuldkult“ als moderne Ersatzreligion in der Masse zu festigen. Daher ist es wichtig, sich mit der Geschichte, und zwar nicht nur von 1933-45, zu beschäftigen, angebliche Fakten zu hinterfragen und somit an einem Prozeß der Destabilisierung der heutigen vorgegebenen Geschichtskonstruktion teilzunehmen und am Aufbau eines alternativen Geschichtsbildes mitzuwirken, das wissenschaftlich korrekt und trotzdem positiv identitätsstiftend wirkt.

Vielen Dank!