Am 12. April 1861 begann mit der Beschießung von «Fort Sumters» durch die Truppen der Südstaaten (Konföderierte) der Amerikanische Bürger- bzw. Sezessionskrieg gegen die Nordstaaten (Unions-Truppen). Der Krieg dauerte etwa 4 Jahre und endete mit der Kapitulation der Südstaaten (Nord-Virginia-Armee) am 9. April 1865 in Appomattox Court House.
(Die letzten Truppen der Konföderierten kapitulierten am 23. Juni 1865 in Texas.)
Es war einer der blutigsten Kriege, der auf amerikanischem Boden seit dem Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) geführt wurde.
Ursachen und Ausgangslage
Wie die meisten Kriege in der Geschichte hat auch der Sezessionskrieg seine Ursache in vorausgehenden politischen Auseinandersetzungen. Eine der Ursachen in diesem Krieg war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten.
Einer der entscheidenden Gründe dafür, dass die Südstaaten die Union verlassen wollten, war der Wunsch, ihre wirtschaftliche Ausbeutung durch die Nordstaaten zu beenden. Dazu kamen die niedrigen Zolltarife der Südstaaten, die einen Freihandel ins Leben riefen. Diese Süd-Zölle und ihre wirtschaftlichen Folgen für den Norden waren es, die den Verdruss bei den Vertretern der nördlichen Wirtschaftsinteressen erregten und deren bisheriges Desinteresse an den abgefallenen Südstaaten in einen militanten Ärger verwandelt hatten. Das „Seefahrtgesetz“ und die Tatsache, dass der Süden in der Baumwollindustrie den Norden schon längere Zeit überholt hatte, waren weitere Streitpunkte. Die Sklavenfrage war natürlich auch relevant. Dennoch spielte sie nicht, wie immer angenommen wird, eine zentrale Rolle.
Sezession
Als Gründungsstaaten des Südens (CSA: Confederate States of America) werden South Carolina (20. Dezember 1860), Mississippi (9. Januar 1861), Florida (10. Januar 1861), Alabama (11. Januar 1861), Georgia (19. Januar 1861), Louisiana (26. Januar 1861) angegeben.
Es folgten:
– Texas: 1. Februar 1861 Sezessionserklärung – Beitritt zu den CSA am 2. März 1861
– Virginia: 17. April 1861 Sezessionserklärung – Beitritt zu den CSA am 7. Mai 1861
– Tennessee: 6. Mai 1861 Sezessionserklärung – Beitritt zu den CSA am 17. Mai 1861
– Arkansas: 6. Mai 1861 Sezessionserklärung – Beitritt zu den CSA am 18. Mai 1861
– North Carolina: 20. Mai 1861 Sezessionserklärung – Beitritt zu den CSA am 20. Mai 1861
Krieg
Der konföderierte Kongreß genehmigte die Aufstellung des provisorischen Heeres am 28. Februar 1861. Am 6. März bewilligte er die Einberufung von 100.000 Freiwilligen und Milizangehörigen in das provisorische Heer und genehmigte am selben Tag die Aufstellung des regulären Heeres mit einem Umfang von 15.015 Soldaten. Bei Kriegsende betrug dieser Umfang 1.064.200, davon waren 198.524 gefallen. Über Kriegsschiffe verfügte die Konföderation nicht. Trotzdem wurde am 21. Februar 1861 das Marineministerium (Navy Department) eingerichtet.
Die Ausgangslage zu Beginn des Krieges war mehr als nur ungünstig für den Süden. Der Norden war dem Süden nach Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft weit überlegen. Etwa 21 Millionen Nordstaatlern standen nur 9 Millionen Einwohner der Südstaaten gegenüber, von denen wiederum nur 5 Millionen der weißen Bevölkerung angehörte, aus der sich die Armee der Konföderation rekrutieren musste. Die Industrieproduktion des Staates New York allein war im Jahr 1860 etwa viermal größer als die aller Südstaaten zusammen.
Das Heer der Vereinigten Staaten (Nord und Süd) bestand vor Kriegsbeginn aus ca. 16.000 Mann. Viele Soldaten, deren Heimat in den Südstaaten lag, waren bereits aus der Armee ausgetreten und häufig in die Milizen der südlichen Bundesstaaten eingetreten. Zudem lagen die Garnisonen fast alle im Westen und entlang der kanadischen Grenze. Einige Einheiten waren in Forts an der Atlantik- und Golfküste stationiert.
Das Heer des Nordens hatte am 15. April 1861 nach der Einberufung ca. 75.000 Mann für drei Monate verpflichtet. Diese sollten den Aufstand des Südens in drei Monaten niederschlagen. Bei Kriegsende hatten die Unionstruppen 2.803.300 Soldaten, davon waren 359.528 gefallen.
Der Süden hatte zudem einige strategische Vorteile gegenüber dem Norden: Zum einen konnte er aufgrund der geographischen Lage zu seiner Verteidigung die „inneren Linien“ nutzen. Dazu kam, dass es in der Oberschicht der Südstaaten eine ausgeprägte militärische Tradition gab, wodurch der Konföderation eine verhältnismäßig größere Anzahl fähiger Militärs zur Verfügung stand als der Nordstaaten.
Vor allem aber mussten die Südstaaten – anders als der Norden – zur Durchsetzung ihrer Kriegsziele keinen Eroberungskrieg führen. Um die Unabhängigkeit zu erreichen, benötigten sie keinen vollständigen militärischen Sieg. Es hätte genügt, den Konflikt so in die Länge zu ziehen, dass der Norden kriegsmüde geworden wäre oder die europäischen Großmächte England und Frankreich, deren Wirtschaft unter dem Ausfall der Baumwolllieferungen litt, zugunsten des Südens interveniert hätten. Beide Ziele wurden von der Regierung von Jefferson Davis im Süden verfolgt, allerdings ohne Erfolg.
Militärisch hatte der Süden schon zu Beginn des Krieges den Nordstaaten nicht viel entgegen zu stellen. Durch den genialen Strategen und General Robert E. Lee gelang es der Südstaaten-Armee trotz der erwähnten Schwäche, der Nordstaatenarmee erhebliche Verluste und einige Niederlagen beizubringen.
Eine Besonderheit des Krieges muß kurz erwähnt werden – die Anakonda. Der Anakonda-Plan wurde von Generalleutnant Winfield Scott als strategischer Ansatz, den Amerikanischen Bürgerkrieg zu beenden, 1861 vorgeschlagen. Mit ihm sollte die Konföderation von allen Verbindungen abgeschnürt werden. Wesentliche Teile waren eine Seeblockade und die gleichzeitige Teilung der Konföderation durch Wegnahme der Befestigungen entlang des Mississippi. Die Anakonda hatte nicht nur militärische Ziele. Der Plan wurde vom Norden auch zur teils völligen Zerstörung von Industrie, Landwirtschaft und ganzen Dorfregionen im Süden genutzt.
Joachim Fernau beschreibt in seinem Buch «Halleluja – Die Geschichte der USA» die Anakonda sehr treffend:
„… Wo die Heeresschlange erschien, ließ sie in einer Breite von hundert Kilometern alles in Schutt und Asche zurück. Es wurde vernichtet, was man fand, Häuser, Fabriken, Maschinen, Farmen, Tiere, Pflanzungen, Getreide, Baumwolle, Zuckerrohr, Straßen und Brücken. Wenn die Anakonda, die Riesenschlange, abgezogen war, brannte das Land, und die Viehherden verfaulten auf den Weiden. Zum ersten mal in der modernen Geschichte praktizierte Amerika den totalen Vernichtungswillen.“
Kriegsende
Im Amerikanischen Bürgerkrieg kamen mindestens 620.000 Menschen ums Leben.
Die Kriegskosten überstiegen 8 Milliarden Dollar. Das Heer der Union zählte am Ende des Kriegs über 1 Million Mann, die Flotte 671 Schiffe.
Mit dem Sieg des Nordens änderten sich Wesen und Politik der Vereinigten Staaten entscheidend. Die alten Jeffersonschen Ideale, wonach die Verfassung möglichst eng ausgelegt sein sollte und die Zentralregierung möglichst wenig Macht besitzt, wurde nicht länger hochgehalten. Statt dessen wurde die Macht des Bundes weiter ausgeweitet: Hatten elf der ersten zwölf Verfassungszusätze die Zentralregierung geschwächt, wurde ihre Stellung durch sechs der nächsten sieben Verfassungszusätze gestärkt. Der Sezessionskrieg brachte die erste nationale Einkommenssteuer, die erste allgemeine Wehrpflicht (ironischerweise auf der Seite des Südens) und eine erweiterte Zuständigkeit der Bundesgerichte. Gleichzeitig wurde durch den Sieg der Union die politische Vorherrschaft des Nordens und der Partei der Republikaner über Jahre hinaus gefestigt: Der nächste demokratische Präsident nach James Buchanan (vor Abraham Lincoln) war Grover Cleveland. Er wurde 1884, also fast 20 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, zum Präsidenten gewählt.
Eine traurige Bilanz, nebst den über einer halben Million Toten, war die Sklavenfrage. Offiziell waren sie nun befreit, aber der Norden zeigte kaum Interesse an ihnen, bis auf wenige, die anfangs Unterschlupf in irgendwelchen Fabriken fanden. Dort arbeiteten viele zu noch schlimmeren Bedingungen als im Süden.
Durch den Krieg und die Verwüstungen durch die Nordstaaten-Truppen waren Tausende von Großgrundbesitzern im Süden, von einem Tag auf den anderen ohne Hab und Gut. Die Sklaven verloren dadurch ihre Arbeit und streiften so ohne Essen und Geld durch das Land. Tausende starben an Erkrankungen, Hunger und Seuchen. Obwohl mehrere Zehntausende von Negern während des Krieges in der Nordstaaten-Armee gedient hatten, wurde ihnen die Teilnahme an der Siegesparade am 23. und 24. Mai in Washington verwehrt. Ist das die Sklavenbefreiung gewesen, von welcher Abraham Lincoln immer gesprochen hatte?
Veteranen
Im Norden wie im Süden hielten Veteranenverbände die Erinnerung an den Bürgerkrieg wach. Am letzten Treffen der Bürgerkriegsveteranen, das am 28. August 1949 in Indianapolis stattfand, nahmen noch sechs Überlebende teil. Der letzte Soldat, der nachweislich aktiv am Amerikanischen Bürgerkrieg teilgenommen hatte, war Pleasant Crump, der am 31. Dezember 1951 im Alter von 104 Jahren starb.