Reisebericht Libanon Teil 2

Zwei Tage später führte uns die nächste Tour ins Gebirge. Nach einer längeren fahrt sind wir dann zuerst in Bcharré angekommen. Bcharré ist das Tor zum beeindruckenden Wadi Qadisha, dem „Tal der Heiligen“. Das Städtchen thront in 1500-1600 m Höhe in Panoramalage auf einem Absatz über dem Tal des Nahr Qadisha. Nach kurzem Aufenthalt ging es auf über 2000 m.ü.M. zu den „Zedern des Herrn“ am Berg Makmel. Man fühlte sich fast wie in der Schweiz bei soviel Schnee… Die Zedern und das ganze Panorama waren einfach einzigartig! Nach dem üppigen Mittagessen mussten wir schon bald wieder Richtung Beirut fahren, wo man dann gegen 1730 ankam.

Am 14. April stand ein Höhepunkt auf dem Programm: Baalbek. Wieder ging es früh am Morgen los auf der Strasse Beirut-Damaskus über das Libanon-Gebirge in die Bekaa-Ebene. Hier merkte man auch bald, dass die Hisbollah aktiv ist: Einige Kämpfer verkauften mitten auf der Hauptstrasse DVD´s!
Richard hat dann eine gekauft, für 5$. Da sehr viele Syrer in abgeschirmten Lagern in der Bekaa-Ebene leben, war dementsprechend viel Militär zu sehen. Alle paar Kilometer wurden wir angehalten, ein kurzer Blick in den Kleinbus und weiter gings! In Baalbek angekommen, besuchten wir zuerst den Stein des Südens, einen der Weltgrössten Monolithen.

Der bearbeitete Steinblock aus cretacischem Kalkstein ist 20,31–20,76 m lang, unten 4 m, oben 4,14–5,29 m breit und 4,21–4,32 m hoch. Bei einer Dichte von 2,6–2,8 g/cm³ wiegt der Monolith etwa 1000 Tonnen.

Er ist auf drei Längsseiten bearbeitet und liegt leicht in das Erdreich eingesunken. Auf der im Sand eingesunkenen Seite, Kopfseite genannt, ist der große Quader nicht bearbeitet, sondern bruchrau. An diesem Ende des Steins ist eine erkennbare Rille eingeschlagen, die möglicherweise zum winkelrechten Anarbeiten der Winkelfläche diente. Der aus dem Sand herausragende Kopf des Steinblocks wie auch die Oberseite und die Nebenseiten sind bearbeitet. Die Oberseite wurde durch das Betreten von Touristen stark geglättet und die Bearbeitungsspuren wurden dort eingeebnet. Im oberen Drittel hat der Stein einen Riss, der allerdings nicht durch den Stein hindurchreicht und nicht bruchgefährdend ist.

Über diesen Stein berichtete der Ritter Martin Baumgarten aus Kufstein bereits im frühen 16. Jahrhundert. Baumgarten stellte Buchstaben einer römischen Inschrift darauf fest, die sich möglicherweise auf einen Kaiser oder auf eine Gottheit bezieht.

Vom Stein aus konnte man schon Teile der riesigen Tempelanlage sehen, zu der wir uns bald auf den Weg machten. Als wir die Tempelanlage betraten, sah man erst wie gigantisch gross dies alles war. Geschaffen von Menschenhand, ohne moderne Baumaschinen! Nachfolgend das wichtigste über die Anlage:

Viel gerühmt werden die antiken Zeugnisse Ägyptens, Roms und Griechenlands – doch Baalbeks Monumentalitäten stellen alles in den Schatten.

Baalbek ist Libanons großartigster römischer Schatz und kann zu den Wundern des Altertums gezählt werden. Seine Tempel gehören zu den erhabensten und größten, die je gebaut wurden, und auch zu den besterhaltenen. Über vier Jahrhunderte erstrecken sich die – letztlich unvollendet gebliebenen – griechisch/römischen Bauarbeiten des Tempelbezirks.

Die monumentalen Ausmaße der Sakralbauten, die hoch über der Beka’a Ebene aufragen, waren bewusster Ausdruck der Macht und des Reichtums des römischen Imperiums. Die hier verehrten Götter wurden mit den einheimischen wie Hadad, Atargatis und einem jungen einheimischen Fruchtbarkeitsgott vereint. Örtliche Einflüsse werden auch deutlich bei der Planung und Anlage der Tempel, die von der klassischen römischen Konzeption abweichen.

Baalbeks Tempel entstanden auf einem Hügel, der mindestens seit dem Ende des 3. Jahrtausends als Heilige Stätte diente, über die jedoch nur geringe Kenntnis vorliegt. In der Hellenistischen Zeit (333-64 v. Chr.) identifizierten die Griechen den Gott von Baalbek mit ihrem Sonnengott und nannten den Ort Heliopolis, Stadt der Sonne. Im 1. Jh. wurde hier ein ummauerter Hof angelegt mit einem Altar in der Mitte, wie es der Tradition biblischer Heiliger Stätten der Semiten entsprach. Das Tempelgelände wurde vergrößert und auf dem westlichen Teil eine podiumsähnliche Erhöhung angelegt, um darauf einen Tempel der klassischen Form errichten zu können, der jedoch nie gebaut wurde. Spuren des geplanten Projekts lassen sich aber noch heute erkennen. Nachweislich ist Baalbek im 1. Jh. v. Chr. Heilige Stadt.

Unter Kaiser Augustus beginnen 15 v. Chr. dann römische Baumeister mit der Errichtung des Großen, so genannten Jupiter-Tempels. In die Zeit Neros fallen 60 n. Chr. inschriftlich bezeugte Bauarbeiten am Jupiter-Tempel sowie der Baubeginn des Bacchus-Tempels. Im Verlauf der nächsten drei Jahrhunderte wird die Anlage ständig erweitert und prachtvoll ausgestattet: Im 2. Jh. erhielt der Große Hof vor dem Jupitertempel die Säulenhallen (Porticus), die halbrunden oder rechteckigen, auf den Hof geöffneten Räume (Exedra), die Altäre und Bassins für die Kulthandlungen, während zur gleichen Zeit die Arbeiten an dem sogenannten „Bacchus“ Tempel aufgenommen wurden.

Die Propyläen (monumentale Eingangstorbauten) und der hexagonale Vorhof (sechseckiger Hof) wurden im 3. Jh. hinzugefügt. Sehr wahrscheinlich wurde in dieser Zeit auch der kleine Rundtempel, bekannt als Venustempel, fertig gestellt.

Als im Jahre 313 die christliche Religion zur Staatsreligion erhoben wurde, schloss der byzantinische Kaiser Konstantin offiziell die Baalbektempel. Im Zuge der Christianisierung ließ Theodosios I. im Jahr 380 n. Chr. die Jupiteraltäre zerstören und demonstrativ an ihrer Stelle unter Verwendung des Materials des Tempels eine Basilika aufbauen. Die Reste der drei Apsiden der Basilika, die nach Westen ausgerichtet war, kann man noch im oberen Teil der zum Jupitertempel hinaufführenden Freitreppe sehen. Nach der Eroberung Baalbeks durch die Araber im Jahre 636 bauten die Umaiyaden eine Freitagsmoschee auf dem römischen Forum. Die Tempel wurden in eine Festung verwandelt, arabisch „qalaa“, womit noch heute die Akropolis bezeichnet wird. Während der nächsten Jahrhunderte fiel Baalbek an die Abbaassiden, Tuluniden, Fatimiden und Ayyubiden. Im Kampf gegen die Kreuzfahrer bekam die Tempelanlage strategische Bedeutung und wurde zur Zitadelle umgewandelt.

Ein katastrophales Erdbeben 1170 richtete schwere Verwüstungen an. 1260 überrannten die Mongolen Syrien. Auch Baalbek wurde von ihnen eingenommen und geplündert, erlebte aber in der darauf folgenden Herrschaft der Mameluken Periode der Ruhe und des Wohlstands. 1759 beschädigte ein weiteres Erdbeben große Teile der Anlage. In der Folge wurde sie als Steinbruch genutzt. Der Besuch des Heiligen Landes führte 1898 den deutschen Kaiser Wilhelm II. auch nach Baalbek – Seine Majestät war über alle Maßen beeindruckt. Er veranlasste die Zusammenstellung eines hoch qualifizierten Archäologenteams, welches umgehend die Restaurierungsarbeiten aufnahm, Schutt abtrug und Säulen wieder aufrichtete. An diese architektonische Leistung erinnert eine Gedenktafel im Inneren des Bacchus-Tempels.

Im November 1998 wurde in libanesisch-deutscher Kooperation ein Museum in den Substruktionen (Unterbauten) des Jupitertempels eröffnet. Dr. Margarete van Ess, wissenschaftliche Direktorin der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, betreut bis heute das Projekt federführend. Seit 1984 genießt Baalbek als Welterbe den Schutz der UNESCO.

Die Tempelanlage von Baalbek umfasst die Tempel des Jupiter, des Bacchus und der Venus. Von einem vierten Tempel, dem des Merkur, auf dem Scheich-Abdallah-Hügel sind nur noch die Reste einer Treppe zu sehen.

Für alle Interessierten ist das Büchlein: Baalbek in der Geschichte, von Johann Awad empfehlenswert.

Auf dem Rückweg stand noch der Besuch des Weingutes „Chateau-Ksara“ an. Ebenfalls sehr lohnenswert und wohl für manche überraschend, dass es im Libanon Weinbaugebiete gibt. Informationen über das Weingut gibt es sogar auf Deutsch unter: http://www.chateau-ksara.de

Es folgte das Osterwochenende und sowohl der Karfreitag, als auch der Ostersonntag sind im Libanon offizielle Feiertage. Wir genossen diese freien Tage in vollen Zügen und erkundeten hie und da zu Fuss Beirut.

Der nächste Ausflug führte uns nach Harissa, Quelle des Nahr Ibrahim und Byblos. Nachfolgend einige kurze Informationen zu den verschiedenen Orten.

Harissa: Die Kirche Notre Dame ist eine feierlicher und gleichzeitig weltlicher Ausdruck der Marienverehrung, der Verehrung der Madonna des Libanon. Von diesem Ort oberhalb der Bucht von Jounieh bietet sich ein zauberhafter Blick von Maameltein bis Beirut. Vor dem blauen Hintergrund des Himmels wurde 1908 auf dem Gipfel eines bewaldeten Berges eine weiße Statue aufgestellt. Sie zeigt die Jungfrau Maria und steht auf einem gemauerten, konenartigen Sockel, um den herum sich eine spiralförmige Treppe windet und schließlich auf eine Aussichtsplattform zu Füßen der Gottesmutter führt. In dem Sockel ist auch eine kleine Kapelle eingerichtet. Das ganze Jahr hindurch strömen Gläubige der verschiedensten Konfessionen hierher, vor allem im Mai und anlässlich von Feierlichkeiten zu Ehren der Jungfrau Maria. Wenige Schritte von der Marienstatue entfernt wurde vor einigen Jahren eine moderne Kirche in stilisierter Form einer Zeder erbaut.

Nahr Ibrahim: Der Abraham-Fluss, auch als Adonis-Fluss bekannt, ist ein kleiner Fluss mit einer Länge von etwa 23 km. Der Fluss kommt aus einer riesigen Höhle, der Afqa-Grotte, fast 1.500 m über dem Meeresspiegel, bevor er steil durch eine Reihe von Wasserfällen fällt und durch eine steile Schlucht durch die Berge führt. Er fließt durch die Stadt Nahr Ibrahim, bevor er in das Mittelmeer mündet. Die Stadt hat ihren Namen vom Fluss (nahr bedeutet Fluss auf Arabisch).

Byblos: Älteste Stadt des Libanon und eine der ältesten Städte der Welt. Eine moderne, sich rasant entwickelnde Stadt mit antikem Kern und langer Tradition: Das ist Byblos, wie der antike Name des heutigen Jbeil lautet. Nur wenige Gehminuten vom romantischen alten Hafen entfernt liegen die Ruinen der antiken Stadt, die Burg und die Kathedrale der Kreuzritter sowie der alte Markt.

Um Byblos zu entdecken, empfiehlt es sich, durch die Strassen und Gassen der Altstadt zu schlendern. Hier findet man antike bis mittelalterliche Mauern und Ruinen, welche die Neugier wecken, mehr über deren Historie zu erfahren. Gehen Sie einfach nach Lust und Laune auf Entdeckung – sollten Sie dabei vor privatem Grund und Boden stehen, werden Ihnen die gastfreundlichen Libanesen mit Stolz und Freude alles zeigen.

Das Ausgrabungsgebiet ist von einer Mauer umgeben, der Eingang ist an der Kreuzritterburg. Um der fantastischen Aussicht willen lohnt sich der Aufstieg. Für eine Wanderung durch das ausgedehnte archäologische Gebiet sollte man sich Zeit nehmen – es gibt vieles zu entdecken.

Kreuzritterburg Byblos: Im Jahre 1104 fiel Byblos an die Kreuzritter und war ab 1109 ein Lehen der Grafschaft Tripoli. Die großen Steine und die Granitsäulen der römischen Bauwerke – einst waren sie Teil des Podiums eines Adonistempels – wurden für die Errichtung einer Burg und deren Graben verwendet. Dieser Bau ist eine der eindrucksvollsten Kreuzritterburgen der gesamten Levante und dominiert das antike Zentrum Byblos.

Errichtet wurde die Burg, um den Küstenstreifen südlich von Tripoli abzusichern. Die Ausmaße sind gigantisch: Bei einer Grundfläche von 50 x 44 Metern ist der zentrale Donjon fast 20 m hoch. Verbaut wurden riesige, mehrere Meter lange und hohe Gesteinsblöcke, die sich in ihrer Größe nur mit denen von Baalbek messen können. Von den drei verbliebenen Ecktürmen aus hat man einen herrlichen Blick über das gesamte Ausgrabungsgebiet, welches vor dem modernen Jbeil unmittelbar an der Küste liegt.

Leider neigten sich unsere Ferien schon langsam dem Ende zu… Der letzte Ausflug ging nach Deir el-Qamar und Beit ed-Din und war nur etwas mehr als eine Stunde von Beirut entfernt. Die grosse Palastanlage war sehr eindrucksvoll und nur wenige Touristen waren vor Ort. Es hatte aber sehr viele Schulklassen, die den Palast besichtigten. Ich habe die Klassen dann ein wenig beobachtet, was sehr interessant war: Mädchen und Buben waren streng getrennt, egal ob christlich oder muslimisch und schon kleine Mädchen im alter von ca. 6 Jahren hatten ein Kopftuch an. Ich sah aber nur eine Lehrerin mit Kopftuch.

Beit ed-Din: Den eindrucksvollsten Blick auf den Palast und seine Umgebung hat man vom Dorf Deir el-Qamar (Kloster des Mondes), 5 km vor Beit ed-Din. Der Palast von Beit ed-Din, das beste Beispiel libanesischer Architektur des frühen 19. Jh., wurde in dreißig Jahren von Emir Beschir el-Schehab II. erbaut, der das Gebiet von „Mont Liban“ länger als ein halbes Jahrhundert regierte.

Im Mittelalter gliederte sich der Libanon in fünf Lehen, die von Emiren oder von Scheich-Dynastien regiert wurden, bis es im frühen 17. Jh. Emir Fachreddin II. Maan (gest.1635) gelang, seine Herrschaft auf alle diese Fürstentümer auszudehnen. Damit regierte er über ein Gebiet, das der Größe des heutigen Libanon entsprach.

Die erste Hauptstadt Baaqlin musste er wegen des chronischen Wassermangels bald aufgeben. So verlegte er seinen Sitz nach Deir el-Qamar, das mit zahlreichen Quellen gesegnet ist.

Als die Maan-Dynastie gegen Ende des 17. Jh. ausstarb, erbten die Emire der Familie Schehab das Land. Zu Beginn des 19. Jh. beschloss Emir Beschir Schehab II, seinen Sitz nach Beit ed-Din (Haus des Glaubens) zu verlegen und einen eigenen Palast zu bauen, eine drusische Eremitage, die Teil des heutigen Palastes ist. 1812 verpflichtete Emir Beschir alle männlichen, kräftigen Untertanen zu zwei Tagen unbezahlter Arbeit im Jahr, um eine reichliche Wasserversorgung seines neuen Regierungssitzes zu schaffen. Das gelang innerhalb von zwei Jahren.

Der Palast blieb seine Residenz bis 1840, als er ins Exil gehen musste. Zwei Jahre später schafften die Osmanen das Emirat ab, der Palast diente den osmanischen Behörden als Sitz der Regierung. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg nutzte die französische Mandatsmacht den Palast für die örtliche Verwaltung. 1934 wurde das Bauwerk zum historischen Denkmal erklärt und die libanesische Altertumsverwaltung stellte den früheren Glanz wieder her. Nach der Erklärung der Unabhängigkeit des Libanon im Jahre 1943 wurde Beit ed-Din Sommersitz des Staatspräsidenten. Beschara el Chury nutzte den Palast als erster Präsident und holte die sterblichen Reste des Emir Beschir von Istanbul, wo dieser 1850 gestorben war, hierher zurück. Heute ist Beit ed-Din mit seinen Museen und Gärten eine der touristischen Hauptattraktionen des Libanon.

Der Haupteingang führt auf den 107 x 43 m weiten Hof, al-Midan, in dem sich Reiter, Hofleute und Besucher trafen. Von hier aus pflegte sich der Emir mit seinem Gefolge zur Prozession oder auf die Jagd zu begeben. Der Haupteingang führt zu ebener Erde gleichzeitig in das am 1. Mai 1991 eingeweihte Museum, das dem Leben und Werk von Kamal Joumblat (1916-1977) gewidmet ist, dem bedeutenden Drusenführer, Politiker, Parlamentarier und Minister.

Die nördliche Längsseite des al-Midan wird von einem zweigeschossigen Palastflügel eingenommen, al-Madafa, in dem einst die Gäste empfangen wurden. Es war Brauch, dass jeder Gast von Rang und Namen ein offenes Haus für jedermann halten würde und dass ein Besucher nicht nach seinem Namen oder dem Zweck der Reise befragt würde, es sei denn nach dem dritten Tag seines Aufenthaltes.

Eine Treppe führt in den oberen Stock, der 1945 anhand alter Dokumente vollständig restauriert wurde. Vor 1975 war hier ein wichtiges, der feudalistischen Vergangenheit gewidmetes Museum, heute beherbergt es das Rachid-Karame-Museum für Archäologie und Ethnologie. Die umfangreiche Sammlung umfasst Töpferwaren der Bronze – und der Eisenzeit, römisches Glas, Goldschmuck, Bleisarkophage und glasierte Keramik aus der islamischen Periode.

Im ersten Raum des oberen Stocks steht ein vollständiges Modell von Beit ed-Din, das dem Besucher hilft, sich die Größe und Gestaltung der Gebäude, Höfe und Gärten vor Augen zu führen. Die anschließenden Räume zeigen völkerkundlich interessante Gegenstände und enthalten eine Sammlung alter und moderner Waffen sowie Kostüme der feudalistischen Zeit.

Den zentralen Bereich der Anlage erreicht man über eine doppelte Freitreppe am westlichen Ende des al-Midan-Hofes, wo sich eine große Büste von Kamal Joumblat befindet. Der eindrucksvolle, aber strenge Charakter dieses äußeren Hofes, den man nun verlässt, wird abgelöst durch eine heitere Architektur und stimmungsvolle Gartenanlagen, was Beit ed-Din das wohltuende Kompliment „libanesische Alhambra“ eingetragen hat. Vom Haupteingang dieses Flügels führt ein doppelter Aufgang zum oberen Stock, wo ein überwölbter Gang nach rechts zu den Wohnräumen der Hamade-Scheichs vom Shouf-Gebirge führt, die für den Schutz des Palastes verantwortlich waren. Wenn man sich nach links wendet, gelangt man zu den Büros der Minister des Emirs.

Der Palastflügel öffnet sich auf einen eleganten Hof, dessen Brunnen den anmutigen Charakter der Arkaden auf drei Seiten des Hofes betont. Ausdruck einer für die libanesische Architektur wichtigen Tradition ist die vollständige Öffnung der vierten Seite des Hofes, um in den vollen Genuss der umgebenden Landschaft zu kommen.

Die Ecken dieses Hofes werden beherrscht von hölzernen Balkonen oder Kiosken, genannt „comandaloune“. Die luxuriösen Räume längs des Hofes sind reich geschmückt mit Mosaiken und farbigen Holzeinlegearbeiten, ergänzt durch Möbel in bester orientalischer Tradition. Die Räume dienten den Ministern und Sekretären des Emirs sowie Angehörigen des Hofes als Büros und Empfangssalons. Einer der Räume wird Boutros Karami, Minister und Dichter des Emirs Beschir, zugeschrieben.

Arabische Kalligraphie vertieft die Wirkung. Genial entworfene Marmorbrunnen und -tafeln kühlen im Sommer, während im Winter kupferne Becken mit Holzkohle bereitstanden, um die steinkalten Innenräume zu wärmen. An der Nordseite des Hofes, im Dar el Kataba, befanden sich die Büros der Sekretäre.

Am äußersten Ende des Hofes ragt der Harem auf, der Dar el-Harim, mit einer großen und reich verzierten Fassade, mit dem oberen Harem, dem Empfangssalon, dem unteren Harem sowie den Küchen und Bädern. Der monumentale Bogengang öffnet sich nach links auf den Empfangsflügel, zu dem ein Warteraum und eine Halle gehören, die beide zu den bei weitem verzierungsreichsten Räumen im Palast zählen. Der Warteraum hat eine einzelne Säule, die das Gewölbe des Raumes trägt, weshalb er auch „Saal der Säule“ genannt wird. Der Empfangsraum selbst, der „salamlik“, besteht aus einem oberen und einem unteren Bereich, von denen der eine mit einem feinen Mosaikboden versehen ist, während die Wände mit Marmor-Mosaiken, Statuen und Inschriften geschmückt sind.

Eine der Inschriften: „Die Ehre, die ein Gouverneur Gott schuldet, besteht darin, Gerechtigkeit zu üben. Denn eine Stunde Gerechtigkeit ist mehr als tausend Monate Gebet.“

Emir Beschir saß auf dem erhöhten Boden an der Stirnseite des Raumes und rauchte seine lange Wasserpfeife, die Narghileh, wenn er mit Würde und absoluter Macht Recht sprach. Hier hielt der Emir Hof und führte seine Staatsgeschäfte.

Rechts von der Eingangstür befindet sich der Obere Harem mit dem so genannten „Lamartine-Zimmer“ und einem anderen wichtigen Raum, genannt „Makkamat“, Gerichtssaal.

Der Korridor führt zum Unteren Harem, in dem die privaten Gemächer des Emirs und seiner Familie um einen auf vier Seiten geschlossenen, aber nach oben offenen Hof gruppiert sind. Zwei Liwane (nach innen auf den Hof offene Räume) an diesem Hof erlaubten seiner Familie, frische Luft zu genießen.

An der Verbindung zwischen dem Unteren und dem Oberen Harem lagen die Küchen, in denen täglich für mehr als 500 Menschen die Mahlzeiten bereitet wurden. Das Essen wurde von hier zum Empfangssaal und zu den Wohnräumen gebracht, wo es vor den Diwanen der Würdenträger und ihrer Besucher auf Tabletts gestellt wurde.

Von den Balkonen des Dar el-Harim, das über ein terrassenreiches Tal schaut, bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf die Umgebung des Palastes.

Am nördlichen Rand des Dar el-Harim-Bereiches befindet sich das Bad, eines der schönsten in der arabischen Welt. In seiner Anlage folgt es dem traditionellen römischen Vorbild. Das Frigidarium, der kalte Raum, diente zum Aus- und Ankleiden, zum Ausruhen vor und nach dem Bad, hier diskutierte man Politik und Literatur oder die neuesten Gerüchte.

An diesen Raum schloss sich das Tepidarium an, der lauwarme Raum, der als Übergang zwischen dem kalten und dem warmen Bereich gedacht war und in dem man auch seine Massage erhielt.

Der dritte Raum war das Caldarium, der warme Raum, unter dessen von Lehmziegelpfeilern und Gewölben getragenem Fußboden heiße Luft strömte.

Nach diesem erlebnisreichen Tag folgte dann noch eine lange Nacht, da unser Flug erst um 03:30 zurück nach Zürich flog. Waren doch am Anfang alle, ausser Richard, mehr oder weniger skeptisch was den Libanon anbelangt, verflog diese Skepsis schon bald. Ich kann den Libanon als Reiseziel bedenkenlos weiterempfehlen. Die Ausflüge und das Hotel wurden beim Reiseveranstalter Nakhal in Beirut durch Richard gebucht. www.nakhal.com